Der Onlinehändler sportbedarf.de ist aus eigener Kraft auf respektable 12 Millionen Euro Jahresumsatz gewachsen. Nun steckt er jedoch in der klassischen Wachstumsfalle, da das Geld für weiteres Wachstum fehlt. Über eine Crowdfunding-Kampagne versucht er deshalb, 100 bis 500 TSD Euro an Beteiligungen reinzuholen. In unserem Artikel beleuchten wir die veröffentlichten Zahlen und Situation ausführlich. Denn es gibt Faktoren, an denen man erkennt, ob sich ein Crowdfunding-Investment lohnt – oder der Einsatz eher als risikobehaftetes Spielgeld betrachtet werden sollte.
Ein Onlinehändler zu werden ist nicht schwer, einer zu sein dagegen sehr. Und wer glaubt, man müsse nur schnell genug viel Umsatz machen, um sich aller Sorgen entledigen zu können, täuscht sich. Dann wartet schon die Wachstumsfalle auf einen, der nur schwer zu entkommen ist. So geht es auch der Christoph Naber Mailorder GmbH, einem inhabergeführten mittelständischen Unternehmen mit Sitz in Ahaus-Ottenstein.
Der Onlinehändler konnte die letzten Jahre ein starkes Wachstum verzeichnen, das er gerne fortführen möchte. Jedoch fehlt ihm zur Erreichung der Wachstumsziele die Liquidität für die notwendige Sortimentserweiterung und Investitionen in eine Logistikimmobilie.
In Zeiten niedriger Zinsen und einem mit Geld überschwemmten Finanzmarkt ist das kein Problem, möchte man meinen. Ist jedoch nicht so. Dabei sind die Zahlen des Onlinehändlers durchaus typisch für ein wachstumsstarkes Unternehmen ohne stark ausgeprägte Alleinstellung im Onlinehandel. Diese Wachstums- bzw. Liquiditätsfalle wartet auf alle Firmen dieser Art. Größte Herausforderungen sind meistens der Ausbau des Sortiments, der vorfinanziert werden muss, sowie die Investitionen in Hardware und Personen. Beides bringt erst mit Verzögerungen entsprechenden Return. Wer nicht das Wachstum drosseln will, braucht dabei Kapital von außen.
Und da sind die Möglichkeiten sehr beschränkt. Das Thema Bank ist meistens mangels Sicherheiten schon abgegrast. Typische Investoren interessieren sich zwar für wachstumsstarke Unternehmen mit achtstelligen Umsätzen, setzen aber oft mindestens zehn Prozent EBIT und eine starke Alleinstellung voraus, wie unser M&A-Partner Andreas Lux von Marcedo zu berichten weiß. Wenn man beides nicht hat und trotzdem schnell weiterwachsen will, ist die Frage, was bleibt.
Investoren, die von der typischen Denkweise abweichen, gibt es durchaus. Aber man muss sie suchen, ansprechen und überzeugen. Oder eben, wie es zunehmend modern wird, über eine Crowdfunding-Kampagne versuchen, Beteiligungen zu finden. Crowdfunding wird bei den erzielbaren Beträgen nicht die alleinige Lösung sein, aber es hilft Unternehmen weiter, die eine große Kundenbasis haben und diese mit einem interessanten Angebot aktivieren können.
So geschehen bspw. beim steirischen Niceshops.at (Link zu http://www.niceshops.com). Dort brachte eine Crowdfunding-Kampagne immerhin über 800.000 € Geldzufluss bei einem fünfprozentigen Verzinsungsversprechen. Dazu stieg noch Sevenventures Austria im Rahmen ihres Media-for-Equity-Programmes ein.
Den Weg über eine Crowdfunding-Kampagne, möchte nun auch die Christoph Naber Mailorder GmbH gehen und sucht für ihre Shops unter dem Dach von sportbedarf.de zwischen 100 – 500 TSD Euro für den Ausbau von Logistik und Sortiment.
Typische Alarmsignale einer Wachstumsfalle
Wir haben uns die zur Verfügung gestellten Zahlen von sportbedarf.de angesehen und haben ein paar typische Alarmsignale für zu schnelles Wachstum identifiziert.
Die Zahlen sind klassisch für Onlinehändler, die über hohe Produkt- und Marktkompetenz verfügen, aber mit ihren Prozessen nicht hinterherkommen und in den meisten Fällen auch zu wenig Wert auf E-Commerce-Analyse bzw. eine kennzahlengesteuerte Unternehmenssteuerung legen. Das haben wir in unseren Beratungsmandaten schon etliche Male erlebt.
Ich finde das immer besonders schade, da die Zwangslage letztlich hausgemacht und unnötig ist. Durch Einsatz einer guten BI-Software, die nicht mal teuer sein muss und für deren Anschaffung und Einführung es typischerweise sogar sehr gute Fördermöglichkeiten gibt, wäre es i. d. R. nie so weit gekommen. Leider agieren Onlinehändler viel zu tagesgeschäftsgetrieben, haben jedoch oft Berührungsängste vor Zahlen. Dementsprechend möchten sie sich auch nicht mit dem Thema auseinandersetzen.
Besser wäre es da, sich einfach mal externe Unterstützung reinzuholen, deren Kosten sich schon innerhalb weniger Monate – so zumindest unsere Erfahrung – amortisiert haben. Der Händler wird jedoch sein Leben lang davon profitieren.
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