Auf einem so großen Marktplatz wie Amazon tummeln sich, wir wissen es alle, eine Menge schwarze Schafe. Viele Dritthändler kämpfen mit unfairen Bandagen, halten die Amazon-Produktdarstellungsregeln nicht ein oder versuchen, ihre Produkte im Ranking besser dastehen zu lassen, indem sie es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Alles Old News. Aber ein Produkt, das mir am Wochenende unter den Maus-Zeiger gekommen ist, schlägt in seiner Dreistigkeit trotzdem dem Fass den Boden aus. Und der gefürchtete Amazon-Algorithmus schaut offenbar tatenlos zu.
Stein des Anstoßes sind diese kabellosen Bluetooth-Kopfhörer des Herstellers Amyea, eine offensichtliche Kopie der Apple Airpods: Auf den ersten Blick stellt sich hier ein durchaus ansprechend präsentiertes, ausführlich beschriebenes Produkt zu einem sehr günstigen Preis vor – 29,98 Euro für die Kopie eines Produkts, das im Original um die 160 Euro kostet, das könnte einen Käufer schon stutzig machen; aber siehe da, die Amyea-Pods haben glühende Bewertungen bekommen! 185 Bewertungen waren am Montag Abend bereits eingegangen, sage und schreibe 99,9 Prozent davon hochzufriedene 5-Sterne-Bewertungen.
„Patrick“ bewertete mehrere Dutzend Mal
Kunden, die schlau genug sind, sich das Sterne-Feuerwerk vor dem Kauf etwas genauer zu betrachten, treffen schnell auf ein paar spannende Ungereimtheiten. So finden sich unter den Bewertern immer und immer wieder dieselben Nutzer-Namen. „Patrick“, „Andreas Nowotka“ oder „Monja Niederbäumer“ waren offenbar so begeistert von den Kopfhörern, dass sie sich jeweils mehrere Dutzend Stück davon bestellt haben – und das noch dazu offenbar alle am selben Wochenende, denn die meisten Bewertungen wurden von 29.3. bis 1.4. verfasst.
Auf Amazon scheinen die begeisterten Bewerter ihren Kopfhörer-Kaufrausch allerdings nicht ausgelebt zu haben – sortiert man die Bewertungen nämlich nach dem Kriterium „Nur verifizierte Käufe“, wird plötzlich keine einzige Bewertung mehr angezeigt. Noch spannender wird es, wenn man sich die Bewertungen etwas genauer durchliest (so man denn die mitunter übelst holpernde Google Translate-Übersetzung ertragen kann): Da gehen mehrere Bewerter beispielweise eingehend darauf ein, dass der „hohe Preis“ (29,98 Euro?) für das Produkt wirklich angemessen sei, weil die „AirPods“ (?) wirklich sehr komfortabel seien. Aha. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Bad Practice: So bastelt man Fake-Bewertungen – und kommt bei Amazon damit durch