Seit einem Jahr können eBay-Käufer nicht nur die Performance des Verkäufers, sondern getrennt davon auch das Produkt selbst bewerten. Um diese Bewertungen noch näher an das Vorbild Amazon heranzubringen, erlaubt der Onlinemarktplatz jetzt auch die Einbindung von Bildern. Die Händlerschaft reagiert unbeeindruckt.
Weitgehend unter dem Radar hat eBay bereits Anfang Juli mal wieder an seinen umstrittenen Produktbewertungen geschraubt. Allerdings umfassen die Änderungen nicht die Kritikpunkte, die Händler seit Einführung der neuen Bewertungsform im letzten Frühjahr (seither werden Händler und Produkt getrennt bewertet) regelmäßig äußern. Es ist beispielsweise weiterhin nicht möglich, Bewertungen für Produkte abzugeben, von denen mehrere Varianten angeboten werden. Auch die vehement geforderte Kommentarfunktion für die Händler gibt es weiterhin nicht.
Stattdessen erlaubt der Onlinemarktplatz ab sofort Bilder in den Produktbewertungen. Dieses Feature kennen die Kunden bereits seit geraumer Zeit von Amazon – eBay zieht also ein weiteres Mal nach. Wie Andy Chan, Lead Product Manager bei eBay, in einem Blogpost schreibt, will eBay mit den Produktbewertungen „die Macht seiner Community“ anzapfen, um Kunden noch bessere „Insights“ für die Produktauswahl zu liefern. Bilder erweckten die „Produktbewertungen zum Leben“. Befreit vom Marketing-Slang heißt das: Kunden können ab sofort Bilder von gekauften Produkten in ihre Bewertungen einfließen lassen, um das Produkt im Einsatz zu zeigen oder bestimmte Features visuell hervorzuheben. Davon sollten nicht nur die Kunden, sondern auch die Händler profitieren, so Chan: „Produktbilder in Rezensionen können auch Einblicke für die Verkäufer bieten, wie die Käufer ihre Produkte verwenden und welche Features für sie am wichtigsten sind.“
Qualitätskontrolle durch eBay
Um die Qualität der Bilder zu gewährleisten – schließlich kann ein schlechtes oder unpassendes Bild auch in einer gut gemeinten Bewertungen mehr Schaden als Nutzen anrichten – will eBay mit Data Scientists zusammenarbeiten. Sie sollen durch automatische Algorithmen nicht zum Produkt passende Bilder, Spam oder anstößiges Bildmaterial herausfiltern. Nach diesem Vorgang soll zusätzlich ein geschultes Team an Moderatoren jedes Bild freigeben, um sicher zu stellen, dass die Bilder wirklich zum jeweiligen Produkt und zum Inhalt der Bewertung passt.
Das neue Feature wurde zeitgleich in Deutschland, den USA, Großbritannien, Australien, Kanada, Frankreich, Italien und Spanien eingeführt und wird auf dem Desktop und in der mobilen Ansicht der eBay-Website dargestellt. Auch in die nativen Android- und iOS-Apps sollen die bebilderten Produktbewertungen bald eingeführt werden.
Die Reaktion auf Händlerseite auf das neue Feature fällt in den einschlägigen Händlerforen und Kommentarspalten bisher eher verhalten aus. Während die einen sich darüber freuen, dass eBay auch auf dem Feld der Produktbewertungen weiter versucht, zu Amazon aufzuschließen, machen sich andere vor allem Sorgen um die Qualität und den Inhalt der Fotos, die dann unter „ihren“ Produkten auftauchen werden.
Die große Mehrheit wiederum scheint eher unbeeindruckt zu sein: Fotos in Produktbewertungen seien nicht kriegsentscheidend, wichtiger wäre es, dass eBay andere Probleme anginge – beispielsweise die fehlende Kommentarfunktion für Händler unter den Produktbewertungen.
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