Amazon hat unter dem Namen „Transparency“ ein neues Markenschutz-Programm vorgelegt. Damit können Markenhersteller ihre Produkte mit einem Code versehen; Fälschungen sollen so leichter identifiziert werden können – sowohl von den Herstellern selbst als auch von Kunden. Das Programm erweitert das bisherige Markenschutz-Tool Brand Registry 2.0 damit um einen entscheidenden Punkt. Auch ebay hat sich letzte Woche in Sachen Markenschutz bewegt; die Nummer 2 der Online-Marktplätze kooperiert für ihr eigenes Programm mit dem Markenschutz-Spezialisten Authorized.by.
Dass Amazon ein massives Problem mit Produktfälschungen im Sortiment hat, ist Markenherstellern schon lange ein Dorn im Auge. Wer Produkt-Fakes auf dem Marktplatz entdeckte, musste diese bisher über das 2018 eingeführte Tool Brand Registry 2.0 einzeln aufspüren und dann an Amazon melden und auf Löschung der Listung drängen. Das funktionierte mal mehr, mal weniger gut, wie uns die Markenschutz-Spezialistin Laure Bourdeau von EBRAND Services im Mai berichtete.
„Amazon entfernt die rechtsverletzenden Listungen nicht ohne weiteres. Häufig bekommen wir zu hören, dass unsere Anfrage „unvollständig“ ist, oder dass die betreffende Marke „ungültig“ oder nur „beschreibend“ ist, obwohl es sich um eine eingetragene Marke handelt“, erzählte Laure damals. „Zwei identische Verletzungsmeldungen zu einem völlig konträren Ergebnis führen: Ein Antrag wird abgelehnt, der andere zugelassen. Das ist für uns unverständlich.“
Die Markenhersteller dürften also trotz Brand Registry 2.0 auf eine Verbesserung gedrungen haben, mit der Produkt-Fakes zielsicherer aufgespürt werden können. Jetzt hat Amazon in Sachen Markenschutz tatsächlich nachgelegt und den Authentifizierungs-Service „Transparency“ in Deutschland eingeführt. Damit können Markenhersteller, die über Amazon verkaufen, jedes ihrer Produkte mit einem eindeutigen Transparency-Code versehen. So sollen alle Akteure der Lieferkette – egal ob Kunde, Markenhersteller oder Amazon selbst – jede Produkteinheit eindeutig identifizierenkönnen.
Denn jedes Mal, wenn eines dieser Produkte auf Amazons Webseiten bestellt wird, scannt und verifiziert Amazon den hinterlegten Code – und könnte Produkt-Fakes so gleich im Lager aussortieren. Das könnte einen großen Schmerz vieler FBA-Händler beseitigen, die über Amazon mit Markenartikeln handeln. Denn werden neben den echten Produkten auch Fakes im FBA-Lager angeliefert, ist es durchaus möglich, dass ein Fake im Namen eines unbescholtenen Händlers an einen Kunden verschickt wird – mit den daraus resultierenden Konsequenzen. Sollte trotz der Authentifizierungsnummer an jedem Markenartikel doch einmal ein Produkt-Fake an einen Kunden geraten, so könnte auch der Webshopper selbst den Code mit einer App scannen und so die Echtheit des Artikels prüfen.
In den USA nutzen laut Amazon bereits rund 4.000 Marken den Authentifizierungs-Service Transparency. Für die teilnehmenden Marken wurden bereits 300 Millionen eindeutige Codes generiert.
Ebay setzt auf auf „Authorized.by“
Das Projekt ist also durchaus viel versprechend und könnte nicht nur Hersteller und Kunden, sondern auch Händler von Markenartikeln in Zukunft besser vor Produkt-Fakes schützen.
Eine ähnliche Initiative hat übrigens – wenige Tage vor Amazon – auch ebay vorgelegt. Der Amazon-Konkurrent setzt dafür aber nicht auf eine hauseigene Lösung, sondern greift auf den Service des Münchner Start-ups Authorized.by zurück. Über die Lösung können sich ebay-Händler von ihren Markenherstellern als autorisierte Verkäufer verifizieren lassen. Die Angebote der authorisierten Händler erhalten dann auf ebay das von ebay entwickelte Icon „Autorisierte Händler“ – das die Käufer dann hoffentlich auch wahrnehmen.
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