Olaf Richter, Gründer und Geschäftsführer, ist mit seiner fairnet Medienagentur nun bereits seit mehr als 15 Jahren am Markt tätig. In unserem Interviewgespräch skizzierte er gleich drei aktuelle beziehungsweise kommende Herausforderungen für Online-Händler: Einerseits der Vernetzung aller notwendigen internen Systeme mit dem Onlineshop, auf den Kunden zugeschnittene Produkte und dem richtigen Umgang mit den immer kleiner und mehr werdenden Ausgabegeräten.
1. Was ist Ihr Kernprodukt/-thema im E-Commerce?
Wir befassen uns mit der Vermarktung von Unternehmen im Internet, insbesondere durch die Erstellung von Magento-Onlineshops und betriebsinternen Portallösungen. Dabei betreuen wir unsere Partner vom Beginn des Projektes inklusive der Konzeptionsphase über die Umsetzung und Live-Schaltung bis hin zur Optimierung und Verbesserung.
2. Wer nutzt Ihr Angebot?
Die Bandbreite unserer Kunden ist schon gewaltig. Von einer One-Man-Show bis hin zu Unternehmen mit 500 Mitarbeitern und mehrstelligen Millionen-Umsätzen im Jahr reichen unsere Partnerschaften.
Wir helfen den klein- und mittelständischen Unternehmen dabei, ihre Stellung im Markt zu verbessern und auch online attraktiv für die Kunden zu werden.
3. Was ist eine typische Konstellation/Problemstellung bei Ihren Nutzern, wenn sie zu Ihnen kommen?
Keine einfache Frage – denn die typische Konstellation gibt es bei uns nicht. Wir haben Existenzgründer, die zu uns kommen, und einen kompletten Launch durchführen. Andererseits arbeiten wir mit Unternehmen, die zwar schon einen Onlinevertrieb aufgebaut haben, mit der Performance aber unzufrieden sind. Zumeist kommen die Unternehmer zu uns, weil sie ein spezielles Problem haben, dass eine Standard-Shopsoftware nicht lösen kann oder nur mit viel Aufwand lösen würde. Also dann lieber gleich eine professionelle Lösung.
4. Wo sehen Sie momentan noch die größten Defizite beim E-Commerce oder welche Angebote (Lösungen, Dienstleistungen) fehlen Ihnen noch?
Die größten Defizite liegen derzeit in der Vernetzung der internen Systeme der Unternehmen mit denen der Onlineshops. Unser Shopsystem Magento bietet für sich genommen, eine derartig reichhaltige Funktionsbreite, dass unsere Partner sehr oft überrascht sind. Doch die eigenen Systeme zu integrieren, erscheint den meisten beinahe unmöglich. Doch die Anbindung über unsere selbst erstellte Universalschnittstelle fair-Bridge läuft zumeist schnell und problemfrei.
Die fehlenden Angebote kristallisieren sich sehr deutlich in unseren letzten Projekten, Individualisierung heißt das Zauberwort. Mit einem Konfigurator oder einer Produktionsplanung sollen direkt auf den Kunden zugeschnittene Produkte erstellt werden. Dabei muss der Kunde das Maß der Möglichkeiten sein. Ebenfalls interessant wird in Zukunft der Umgang mit den minimaler werdenden Ausgabegeräten. Wie präsentieren Sie Ihren Shop auf einer Datenbrille wie Google Glass? Welche Möglichkeiten in Design und Funktionalität ergeben sich? Und das sind nur einige der spannenden Fragen…
5. Wohin geht Ihrer Meinung nach die Entwicklung in nächster Zeit, speziell in Ihrem (E-Commerce-)Bereich?
Individualisierung hatte ich schon erwähnt, die zunehmende Automatisierung ebenfalls, bleibt hier besonders das Design erwähnenswert. Bei gleicher Qualität entscheidet am Ende das Aussehen über den Erfolg eines Onlineshops.
Bald werden interaktive Videos und 3-D-Fotografien der Produkte zum Standard gehören. Darauf muss auch das restliche Design abgestimmt werden. Das Stichwort responsive design sei hier ebenfalls erwähnt. Die Ausgabe eines Onlineprojektes auf allen möglichen Ausgabegeräten wird in Zukunft noch entscheidender werden.
6. Ein Shopbetreiber nimmt sich heute einen halben Tag Zeit, seine Site/sein Angebot einmal bezüglich Optimierungsbedarfs zu überprüfen. Was ist Ihr Tipp, was er sich heute mal konkret angucken sollte? (”4-h- Optimierungstipp” oder auch 8-h-…?)
Oh ha! Ein Shop-Betreiber sollte sich grundsätzlich deutlich mehr Zeit nehmen. Mein erster Tipp für einen 4-Stunden-Test: Seien Sie einfach mal eine Horde von Kunden! Seien Sie der seriöse, der lässige, der meckernde, der informationshungrige oder der bildaffine! Versuchen Sie, Ihren Onlineshop aus der Perspektive der jeweiligen Kundenspezies zu betrachten und kritisch zu nutzen! Sehr schnell stellen sich hier Schwachstellen heraus, die mit meist geringem Aufwand behoben werden können.
Ein zweiter Tipp: Googlen Sie doch mal Ihre Produkte! Wenn Sie da nicht irgendwo auf den Seiten 1 oder 2 auftauchen oder in den Adwords-Listen stehen, sollten Sie dringend an Marketingmaßnahmen und Optimierungen denken.
7. Wie sind Sie zum E-Commerce gekommen, was fasziniert Sie im E-Commerce am meisten/macht Ihnen am meisten Spaß?
Ich habe ganz einfach angefangen. Mit den ersten Onlinepräsenzen für Unternehmen aus meiner Heimat, Sachsen. Später kam das Thema „Verkaufen im Internet“ auf. Da war ich Feuer und Flamme. Ein Ladengeschäft für den Kunden visuell und strukturell zu Hause am PC auferstehen zu las-sen, lenkte meine Entscheidung, mein Unternehmen auf diesen Bereich auszurichten. Anspruchsvolles Design bei gleichzeitig klar und strukturiert programmierten Shops – und der Spaß ergibt sich daraus, dass dieses Ziel nur mit individuellen Lösungen erreichbar ist. Aufgabenstellungen lösen, Probleme erahnen und unseren Partner vor Fehlern schützen, das reizt mich an meiner Arbeit mit dem e-Commerce.
Frank Meier meint
Wir stellen in unserer Praxis fest, dass viele Kunden den Online-Shop direkt mit dem ERP-System verknüpfen wollen. Sonst steigt der Personalbedarf schon bei mittlerem Umschlagsvolumen deutlich. Starke ERP-Systeme bieten praxisgerechte Funktionen, die viel Zeit sparen: Zahlungen automatisch verbuchen, Liste für Kommissionierung und Barcodes für Versand drucken, Ware nachbestellen, Abverkauf definieren…