FOCUS Online hat zehn Gründe gelistet, warum Konsumenten so selten nach Alternativen zu dem dominanten US-Konzern suchen. Wir meinen, was Amazon aus Kundensicht so erfolgreich macht, ist auch für Händler interessant.
- Bei Amazon gibt es nahezu jedes Produkt – das spart Zeit.
- Bei jeder Bestellung sieht der Kunde sowohl die Verfügbarkeit und den (in der Regel kurzen) Liefertermin.
- Die Ware kann an verschiedene Adressen geliefert werden – auf Wunsch auch als Geschenk verpackt.
- Jeder Kunde wird aufgefordert, das gekaufte Produkt zu bewerten. Das Feedback der Test-Community motiviert andere Interessenten zum Kauf.
- Keine Portogebühren – ab einem Bestellwert von 29 Euro ist die Lieferung bei Amazon kostenlos.
- Nutzer des Flatrate-Service „Amazon-Prime“ zahlen generell keine Versandkosten – gegen eine Mitgliedsgebühr von 49 Euro im Jahr. Dafür können Prime-Mitglieder weitere Services wie die Online-Videothek, Cloud-Speicherplatz oder E-Books nutzen.
- Kein Ärger: Bei Rücksendungen oder Stornierungen zeigt sich der Konzern extrem kulant.
- Die zunehmende Verbindung von Online und Offline-Märkten, z.B. ist bei der bestellten CD der Download der MP3-Version gratis dabei.
- Lastschrift-Einzug für Neukunden? Kein Problem, Amazon akzeptiert nahezu jedes verfügbare Zahlungsverfahren.
- Aus den konstant gesammelten Nutzerdaten generiert Amazon Kaufvorschläge, über die sich nur wenige Kunden zu beschweren scheinen.
Quelle: Zum kompletten Artikel von FOCUS-Online-Autorin Maren Christoffer
Ralph P. Görlach meint
Sorry, aber ganz so vorbehaltlos nehme ich diese Einschätzung dann doch nicht hin.
1. Bei Amazon gibt es nahezu jedes Produkt – das spart Zeit.
>> Korrekt. Aber auch nur deshalb, weil so viele Händler über Amazon als Marktplatz verkaufen.
2. Bei jeder Bestellung sieht der Kunde sowohl die Verfügbarkeit und den (in der Regel kurzen) Liefertermin.
>> Widerspruch. Seit Mitte Juni 2014 ist die Anzeige der Verfügbarkeit einschließlich des Liefertermins gesetzlich vorgeschrieben und keinesfalls mehr ein Alleinstellungsmerkmal von Amazon.
3. Die Ware kann an verschiedene Adressen geliefert werden – auf Wunsch auch als Geschenk verpackt.
>> Widerspruch. Diese „Services“ bieten die meisten Händler ebenfalls an. Zu berücksichtigen ist, dass Amazon diese Service nur für eigene Produkte anbietet bzw. für Produkte, die von Amazon selbst versendet werden. Das ist aber gemessen am Gesamtsortiment (Amazon + Marketplace-Händler) ein zwar noch bedeutender aber keinesfalls vollständiger Anteil der bestellbaren Produkte.
4. Jeder Kunde wird aufgefordert, das gekaufte Produkt zu bewerten. Das Feedback der Test-Community motiviert andere Interessenten zum Kauf.
>> Ja und Nein. Vorhandene Bewertungen sind ein wichtiger Faktor beim Kauf. Keine Frage. Andererseits aber nerven die ständigen Aufforderungen zur Bewertung ungemein. Käuferbewertungen sind allerdings kein Feature, dass Amazon vor anderen Anbietern auszeichnet. Mittlerweile bietet nahezu jeder Shop entsprechende Möglichkeiten. Lediglich die hohe Zahl an Kunden, Käufen und damit Bewertungen hebt Amazon ab.
5. Keine Portogebühren – ab einem Bestellwert von 29 Euro ist die Lieferung bei Amazon kostenlos.
>> Korrekt, aber … „Portofrei“ im Grunde nur Augenwischerei. Wir haben oft die Erfahrung gemacht: „10% Rabatt auf Alles“ ist uninteressant. „Versandkostenfrei“ – das zieht immer. Grund ist wohl überwiegend, dass viele Käufer nicht wirklich rechnen können oder wollen.
Da zudem aber zahlreiche Produkte gar nicht von Amazon kommen, gilt die Portofreiheit für diese Produkte nicht.
6. Nutzer des Flatrate-Service „Amazon-Prime“ zahlen generell keine Versandkosten – gegen eine Mitgliedsgebühr von 49 Euro im Jahr. Dafür können Prime-Mitglieder weitere Services wie die Online-Videothek, Cloud-Speicherplatz oder E-Books nutzen.
>> Korrekt.
7. Kein Ärger: Bei Rücksendungen oder Stornierungen zeigt sich der Konzern extrem kulant.
>> Korrekt. Allerdings hat diese Hyperkulanz auch eine Kehrseite und die will sehr wohl bedacht sein.
8. Die zunehmende Verbindung von Online und Offline-Märkten, z.B. ist bei der bestellten CD der Download der MP3-Version gratis dabei.
>> Korrekt
9. Lastschrift-Einzug für Neukunden? Kein Problem, Amazon akzeptiert nahezu jedes verfügbare Zahlungsverfahren.
>> Widerspruch. Zahlreiche gängige Zahlungsweisen – z.B. Rechnungszahlung – vermisse ich bei Amazon. Ebensowenig sind Nachnahme, PayPal oder Ratenzahlung möglich – um nur einige zu nennen. Da sind selbst viele kleine Online-Shops weitaus flexibler.
10. Aus den konstant gesammelten Nutzerdaten generiert Amazon Kaufvorschläge, über die sich nur wenige Kunden zu beschweren scheinen.
>> Sich bei Amazon über die Sammlung von Daten zu beschweren bringt gar nichts. Ich persönlich ärgere mich beispielsweise immer wieder über Kaufvorschläge für Produkte, die ich schon längst bei bzw. über Amazon erworben habe. Welchen Sinn macht es, mir diese Produkte nochmals zu offerieren?
Aber andererseits: Warum sollte ich Amazon darauf hinweisen? Damit mir Amazon beim nächsten Mal das Geld noch besser aus der Tasche ziehen kann? Soll ich für Amazon auch noch die Hausaufgaben machen und Amazon als Kunde Vorschläge unterbreiten, wie Amazon künftig mir und anderen Kunden noch mehr verkaufen und damit noch mehr verdienen kann? Da weiß ich mit meiner Zeit doch besseres anzufangen …
Peter meint
Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar!
Ich bin da vollkommen bei Dir. Problem ist nur, dass dies die Konsumenten nicht wissen.
Ich denke, Kunden nehmen es tatsächlich so wahr wie von FOCUS geschildert, zumindest größtenteils.