Ist eBay ein früher Urmensch, Amazon ein Neanderthaler und gehen erst Gimahhot und Preisschlacht.de so richtig aufrecht?
Heute veröffentlichte die Software-Initiative Deutschland SID* eine Pressemeldung, nach der das Einkaufen auf den "Alt-Plattformen" eBay und Amazon keinen Spaß (mehr) mache. Das ist interessant, weil gerade erst ein interessanter Artikel auf Onlinemarktplatz.de erschienen ist, der wiederum eine Übersetzung dieses Textes von Sue Bailey auf tamebay ist…
Die Kernaussage deckt sich mit der Behauptung der SID: eBay ist von den Funktionalitäten her völlig veraltert und das Einkaufen macht hier keinen Spaß, weil es kompliziert ist. "Warum kann ebay nicht mehr wie Amazon sein?" fragt Bailey und meint damit eine Warenkorb-Funktion, die es erlaubt, Käufe rückgängig zu machen, weiterzustöbern, ja sogar bezahlte Einkäufe rückabzuwickeln. Bei Amazon geht all das.
Onlinemarktplatz.de übersetzt den Rat Baileys, eine "Annullierungsfunktion" einzurichten, so:
"eBay sollte sich dem 21. Jahrhundert anschließen, und einen Einkaufswagen und einen "Annullierung vor der Absendung"-Prozess einführen, bevor alle Käufer den Online-Marktplatz aus Frustration verlassen und sonstwohin gehen, wo es leichter ist einzukaufen (…): Der Artikel gehört erst dann dem Käufer, wenn er ihn bezahlt hat und davor kann ein anderer Kunde durchaus noch dem Anwärter die Ware vor der Nase (aus dem Einkaufswagen) wegschnappen. Dadurch bekommt der Käufer einen noch größeren Anreiz, den Artikel so schnell wie möglich dingfest zu machen. (…) Natürlich würde ein Einkaufswagen eine andere Änderung beim eBay-System unabdingbar machen: Die sofortige Bezahlung bei Mehrfach-Artikeln. Es ist doch lächerlich, dass viele Händler Tage und manchmal Wochen auf unbezahlten Bestellungen sitzen bleiben."
Diese Annullierung sollte bis zum Versand der Ware möglich sein, also auch noch nach der Bezahlung. Selbstverständlich müssten dann bei der Rückabwicklung alle Transaktionsgebühren ebenfalls rückabgewickelt werden – etwas, was ebay nicht gern sehen dürfte. Auf der anderen Seite erinnert Baileys an die Formel: Einfacher einkaufen = mehr einkaufen. Bei Amazon funktioniere die "Annullierungsfunktion" schließlich auch.
Um das Rad herumzureißen und wieder vorwärts zu kommen, müsse eBay aufhören eine Auktions-Plattform zu sein, meint Bailey:
"eBay sollte aufhören, eine Versteigerungs-Webseite zu sein und sich als Einkaufs-Webseite neu positionieren. Händler sollten dazu ermutigt werden (finanziell) in den Formaten Waren einzustellen, die wirklich funktionieren: Den Festpreis-Formaten. eBay sollte die Käufer davon überzeugen, an eBay als die Seite zu denken, auf der man alles einkaufen kann und zwar sofort. Sie sollten eBay nicht als Seite ansehen, wo man sein Wunschobjekt vielleicht nächste Woche "gewinnen" kann, wenn man es bis dahin nicht schon längst bei Amazon gekauft hat."
Wenn ebay dies täte, könnten auch die ebay-Händler endlich wieder vorwärts kommen im Kaufen-/Verkaufen-Geschäft. Denn sie würden aufhören "sich wie in einem kafkaesken Kindergarten zu fühlen, in dem kindische Bürokratie regiert"**.
Die SID allerdings geht in ihren Forderungen an aktuellen E-Commerce noch einen Schritt weiter – sie sieht auch Amazon als veraltet an: 45% der von der SID Befragten vermissen "Möglichkeiten, interaktiv in das Kaufgeschehen einzugreifen". Als Gegenentwürfe zu den bestehenden von den Studienteilnehmern als "langweilig" bezeichneten Portalen nennt die SID Portale wie Gimahhot und Rabattschlacht.de. Hier können die Nutzer aktiv Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen: Während bei Gimahhot direkte Preisverhandlungen geführt werden, finanzieren bei Rabattschlacht.de die Nutzer die Produkte durch die Portalnutzung mit – so sind letztlich subventionierte Verkaufspreise möglich. Ein (absurdes) Beispiel dafür gibt der Verkauf von Bargeld bei Rabattschlacht.de: 10 Euro gab es schon einmal für null Euro (plus Geldeinsatz für das Preis-Aufdecken). Während Rabattschlacht.de somit vor allem auf den (Glücks-)Spieltrieb setzt, bietet Gimahhot eine (stark strukturierte Feilsch-)Kommunikation zwischen Händler und Kunden.
Ist das schon der Homo sapiens des E-Commerce? Wie wird der Homo sapiens sapiens aussehen?
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
* kennt die einer, ich kann so gar nix zu denen finden?
** womit sie die Gefühlslage vieler ebay-Händler, wie wir sie in den Kommentaren erleben, auf den Punkt bringt
H.P. meint
Um den preis zu feilschen ist ganz nett, aber machen wir uns nichts vor, bei richtig hohem Volumen ist das für den Händler zu stressigdenn für die Annahme der Gebote ist wieder Manpower notwendig, und letztendlich wird auch der Händler nur bis an eine gewisse Grenze gehen, sonst hat Er ja keine Marge mehr. Natürlich gibt es diese „alles muss schön billig sein“ Mentalität, aber man kann es nur so weit treiben wie alle beteiligten noch davon leben können.
Tatsächlich sind Preissuchmaschinen, Partnerprogramme, Marktplätze etc. immer Vermittler die gute Provisionen kassieren und letztendlich eigentlich dazu beitragen die Marge zu schmälern oder den Preis zu erhöhen.
eBay mag nicht unbedingt auf dem neuesten Stand sein, aber cofinanzierte Angebote stellen nicht wirklich eine Lösung für preiswertere Produkte dar.
Interessant an dieser Softwareinitiative ist das Ihre Webseite kaum Inhalte bietet, bis auf ein paar Leute die als Initiatoren auftreten, offenbar sind keinerlei Informationen über Mitglieder oder echte Aktivitäten verfügbar.
Besonders interessant ist der Umstand das es diese SID bereits seit min. Anfang 2005 gibt, das Pressearchiv genau 2 Meldungen enthält, das Terminarchiv 1 Termin, die seitliche Umfrage sollte man besser übersehen, nicht einmal die Firmen der Intiatoren treten als Sponsoren auf, es sind keinerlei Informationen über Mitgliedsbeiträge etc. vorhanden, kurz, es scheint nicht viel los zu sein bei denen.
Weder Google (http://www.google.de/search?hl=de&q=site%3Asoftwareinitiative.de bzw. http://www.google.de/search?hl=de&q=link%3Asoftwareinitiative.de) noch Alexa (http://alexa.com/siteinfo/softwareinitiative.de) können viel mit der Webseite anfangen, keines der Gründungsmitglieder hat bei Xing diese Organisation eingetragen.
Solche Initiativen braucht die IT Branche genauso wie solche Pressemitteilungen. 🙂
Webnews.de meint
Das Ebay System ist völlig veraltet. Ganz offensichtlich hat ebay die Zeit verschlafen.