Vergangene Woche veröffentlichte der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) die Umsatzzahlen des 2. Quartals 2014 für den Interaktiven Handel. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zeigt sich bei deren Erhebung ein deutlicher Umsatzrückgang um 5,2%, von 10 auf 9,5 Mrd. Euro.
Gewohnt kritisch sieht Jochen Krisch in seinem Exciting Commerce-Blog die bevh-Zahlen, in seinem Artikel Umsatzeinbrüche: Wenn der b(e)vh für den E-Commerce schwarz sieht. Nachdem wir uns in der Vergangenheit bereits öfters mit den Zahlen des bevh intensiver beschäftigten, wollen wir die Zahlen heute einfach mal so stehen lassen. Der sehr ausführlichen Aufarbeitung der bevh-Studie von Dominik Grollmann bei ibusiness, kann sowieso nichts mehr hinzugefügt werden.
Die 5 umsatzstärksten Warengruppen in Q2 2014 in Millionen Euro lt. bevh-Studie
1. Bekleidung 2.614 (- 12,1 % zu 2013: 2.973)
2. UE/Elektronikartikel 1.226 (+ 27,7 % zu 2013: 960)
3. Bücher 969 (- 23,6 % zu 2013: 1.268)
4. Hobby und Freizeitartikel 665 (+ 30,6 % zu 2013: 509)
5. Schuhe 604 (- 44,0 % zu 2013: 1.078)
Große Umsatzsteigerungen im Vergleich zum 2. Quartal 2013 legten ebenfalls die Warengruppen Computer und Zubehör mit 574 Mio. Euro (+ 42,4 % zu 2013: 403 Mio. €), Möbel und Dekoration mit 437 Mio. Euro (+ 15,3 % zu 2013: 379 Mio. €) und Drogerie mit 345 Mio. Euro (+ 21,5 % zu 2013: 284 Mio. €) hin.
Trendwende oder Zahlendesaster?
Bei einer Einzelbetrachtung der Marktteilnehmer, ermittelt der bevh für die Interne Pure Player gar einen Umsatzrückgang von knapp 30%. Diese Gruppe ist lt. ECC Köln zwar tatsächlich am größten von einer Marktbereinigung bedroht, aber dass es so schnell geht, hätte wohl keiner gedacht. Und bereits das erste Quartal mit einem Umsatzanstieg von „nur“ 6,6% verlief den bevh-Zahlen nach, für die erfolgsverwöhnte Branche, eher enttäuschend.
Dennoch kein Grund zur Sorge, meint Christoph Wenk-Fischer, bevh-Hauptgeschäftsführer: „Dass sich das außergewöhnliche Tempo von 2013 etwas einbremst, ist kein Grund zur Sorge. Die Branche ist auf einem hohen Niveau stabil. Multichannel gewinnt an Bedeutung und auch digitale Dienstleistungen konnten weiter zulegen. Das zeigt, dass der Interaktive Handel nach wie vor in einem spannenden Entwicklungsprozess ist.“
Kann man so sehen, muss man aber nicht. Richtig ist natürlich, dass der vermeintliche Umsatzeinbruch in einem Quartal noch keinen Trend auslöst. Beunruhigend ist jedoch, dass mittlerweile sogar die Reichweite der meisten Top10-Shops rückläufig ist, mit Ausnahme von Amazon, ebay und den beiden Ausreißern Tchibo, sowie Lidl.
Und liest man regelmäßig die verschiedenen Fachpublikationen, stellt man fest dass es mittlerweile etliche etablierte Handelsunternehmen gibt, die zwar erst in den letzten Jahren im Onlinehandel angefangen haben das Gaspedal zu finden, heute aber bereits von hohen zweistelligen Millionen-Umsätzen im Internet berichten.
Kleine und mittlere Online-Händler stagnieren im besten Fall
Dann bedeutet dies doch, dass kleine und mittelgroße Online-Händler im besten Fall stagnieren können, oftmals jedoch sicherlich mit Umsatzrückgängen zu kämpfen haben. Und spätestens dann finde zumindest ich das durchaus beunruhigend. Etliche Gespräche mit Händlern oder auch die gestiegene Anzahl an zum Verkauf stehenden Onlineshops in unserer Verkaufsbörse bestätigt dies zusätzlich.
Daher können wir nur immer wieder unseren Apell wiederholen, dass sich Onlinehändler verstärkt darum kümmern sollten ihre Rendite zu steigern. Dies ist meist deutlich einfacher, als die Umsätze weiterhin signifikant zu steigern. Handlungsempfehlungen, wie dies gelingen kann, gibt es mittlerweile zuhauf in unseren Artikeln, sowie Whitepapern zu finden.
Auch unser neues und wie immer kostenloses Online-Händlermagazin shopanbieter to go bietet inhaltlich insbesondere Unterstützung bei strategischen Themen und Fragestellungen zur Unternehmenssteuerung.
So beschreibt die aktuelle Ausgabe beispielsweise Möglichkeiten zur Positionierung im Markt und die nächste Ausgabe (ab 15.09.) wird Marketing-Controlling, als Schwerpunkt haben.