Gestern veröffentlichte der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) die Umsatzzahlen des 1. Quartals 2014 im Interaktiven Handel. Die ganzjährig laufende Verbraucherstudie „Interaktiver Handel in Deutschland“ wird dieses Jahr bereits zum zweiten Mal vom Marktforschungsinstitut GIM – Gesellschaft für Innovative Marktforschung – im Auftrag des bevh durchgeführt.
Im vergangenen Jahr verfeinerte der bevh das Studiendesign, die Stichproben und Erhebungsmethodik, um so noch aussagekräftiger für die Branche zu werden. Durch das aktualisierte Design können statistische Sprünge vermieden und eine ausgezeichnete Vergleichbarkeit der diesjährigen Quartalszahlen mit den Zahlen vom Vorjahr 2013 gewährleistet werden.
Das erste Quartal 2014
Im Zeitraum von Januar 2014 bis März 2014 erzielte die Branche der Online- und Versandhändler einen Umsatz von 11,1 Mrd. Euro (vgl. 1. Quartal 2013: 10,7 Mrd. €). Das entspricht einem Plus von 4,2 Prozent zum Zeitraum des Vorjahres.
Davon wurden 9,3 Mrd. Euro mit einem Anteil von 83,3 Prozent durch den E-Commerce erzielt (vgl. 1. Quartal 2013: 8,7 Mrd. € – Anteil von 81,5 Prozent). Auch hier liegt ein eindeutiges Plus in Höhe von 6,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum vor.
Zahlen deuten auf deutliche Abkühlung des Wachstums
Während des bevh in deren Pressemitteilung die Zahlen als Beleg für einen ungebremsten Erfolg und Wachstum des Interaktiven Handels sieht, deute ich das als deutliche Abkühlung des rasanten Aufstiegs im E-Commerce.
Sofern man den Zahlen genügend Gewicht einräumen möchte. Wie wir alle aus der Vergangenheit wissen, ist es ja schließlich kein leichtes Unterfangen für die vergleichsweise noch junge Branche E-Commerce zuverlässige Zahlen zu ermitteln.
Aber dennoch – wenn wir uns auf die bevh-Zahlen einlassen, kann ich beim besten Willen keinen ungebremsten Wachstum erkennen. Schließlich beträgt demnach der Wachstum im E-Commerce nur noch 6,9%, nach 38,1% (Q 1 2013) und 16,7% (Q1 2012) in den Vorjahren. Da der bevh im vergangenen Jahr u.a. die Erhebungsmethodik geändert hat, ist der letztjährige Wachstums-Ausreisser von 38,1 % höchstwahrscheinlich diesem Umstand geschuldet.
Gut vergleichen kann man aber mit dem Vorvorjahreswert aus 2012 in Höhe von 16,7% und der generellen Entwicklung des E-Commerce in den letzten Jahren. Hier fiel der Wachstum stets zweistellig aus.
Die folgende Grafik zeigt, nicht nur die Umsatzentwicklung der ersten Quartale in den Jahren 2011 – 2014, sondern auch den jeweiligen E-Commerce-Anteil am interaktiven Handel und jeweiligen Wachstumszahlen.
Cornelia Weiß meint
Eine ähnliche Entwicklung haben auch wir beobachtet, z.B. anhand der Zahlen des Centre for Retail Research: http://www.handelskraft.de/2014/03/studie-e-commerce-wachstum-flacht-ab-5-lesetipps/ Will nur irgendwie keiner hören 😉
Peter Höschl meint
Auch wenn sich noch kein zuverlässiger Trend ableiten lässt, hat es mich auch gewundert wie selten das Thema aufgegriffen wurde.
Aber es passt halt auch nicht zu den sonst üblichen Hurra-Meldungen. 😉
Frank Spieth meint
Wenn ich es richtig im Kopf habe, dann hat DHL kürzlich veröffentlich, dass dDank eCommerce die Zahl der beförderten Pakete in 2013 um knapp 4% gesteigert werden konnte. Das ergibt einen Anhaltspunkt. Was das erste Quartal betrifft, so darf man nicht vergessen, dass wir in 2013 bis Mai in ganz Deutschland eisige Temperaturen hatten. In diesem Jahr war es genau anders herum. In vielen Branchen, z.B. Bekleidung ist das ein sehr wichtiger Faktor, bei dem sich die Statistiker naturgemäß wirklich schwer tun.
Peter Höschl meint
Vielen Dank für die guten Hinweise!
Aber was bedeuten diese Wettereinflüsse i.d.R. für die Bekleidungsbranche – ist das gut oder schlecht für die Abverkäufe?