Als das japanische Internet-Ökosystem Rakuten im Sommer 2011 mit der Übernahme Tradorias (jetzt: Rakuten Deutschland) erstmals Fuß in Deutschland fasste, gab Rakuten-Chef Hiroshi Mikitani die Devise aus, binnen fünf Jahren Amazon überholen zu wollen. Diese Aussage konnte man bereits damals getrost als Einstiegsgeschenk für die heimische Presse abtun. Immerhin jedoch schien die Entwicklung Tradorias unter den beiden Gründern Beate Rank und Tobias Kobier bis zur Übernahme recht vielversprechend.
Doch seitdem scheint die Positionierung nicht mehr recht voranzukommen. Leider weist Rakuten keine Umsatzzahlen für Deutschland aus, doch zumindest die Händlerentwicklung spricht eine deutliche Sprache.
Waren es Ende 2012 noch knapp 6.500 aktive Händler, welche ihre Produkte auf rakuten.de anboten, sind es über ein Jahr später nur magere 13% mehr. Fairerweise ist zu erwähnen, dass Rakuten durch eine Gebührenumstellung Anfang 2013 einen gewissen Aderlaß bei seinen Händlern durchleben musste. Doch auch um diesen Sonderfaktor bereinigt, ergibt sich lediglich ein Anstieg um 17% auf derzeit 7.250 aktive Händler.
Gleichzeitig schwächt sich die Wachstumskurve immer mehr ab. Konnten im ersten Halbjahr 2013 noch 8% neue Händler gewonnen werden, waren es danach nurmehr 5,4 Prozent und in den letzten drei Monaten sogar nur noch 2,8 Prozent neue bzw. mehr Händler als im Quartal zuvor.
Unbekannt jedoch, ob es nicht gelingt genügend neue Händler von Rakuten zu überzeugen oder es ganz einfach zu viele Bestandshändler gibt, die mangels Umsatz oder wegen anderer Gründe, Rakuten den Rücken zukehren.
Immerhin, gelang es Rakuten mit Aufbau eines Key Accounts und zielgerichteter Akquise von größeren Händlern, das angebotene Sortiment innerhalb des Betrachtungszeitraums um 63% auf heute 22 Mio. Produkte zu steigern.
Deutlich zuwenig für ein so ambitioniertes Unternehmen, wie Rakuten. Möglicherweise mit ein Grund, warum erst kürzlich das Führungsteam ausgetauscht wurde (Anm.: Mitgründer Tobias Kobier stieg bereits kurz nach Übernahme 2011 aus).
Insgesamt bleibt verhalten abzuwarten, ob es Rakuten nun gelingt die hohen Vorgaben aus Japan zu erfüllen und deren Ökosystem, auch in Deutschland zu etablieren und damit zu einem wichtigen E-Commerce-Player aufzusteigen. Evtl. ist es aber auch einfach nur ein kulturelles Missverständnis, dass sich das Erfolgsmodell (Nachtrag der Red.: gemeint ist hier ebenfalls das Rakuten-Ökosystem, bestehend aus Services wie etwa Banking, Kreditkarten, Stromanbieter, Reisen usw. ) aus Japan auch in Deutschland etablieren liesse.
Gut möglich auch, dass Rakuten Deutschland im vergangenen Jahr nicht nur keinen Boden auf Amazon gut machte, sondern auch von DHL-Marktplatz Meinpaket.de umsatzseitig zwischenzeitlich überholt wurden. Diese kommunizierten Anfang vergangenen Jahres bereits für 2012 einen Außenumsatz für deren Händler von mehr als 100 Mio. Euro.
Michael Wiechert meint
Ganz doof gefragt – beruhen die Zahlen auf den Eigenangaben die man auf der Tradoria / Rakuten -Startseite nachlesen kann?
Peter Höschl meint
Ja, die Zahlen zu aktive Händler und Produkte stammen von der Rakuten-Seite
Jürgen meint
MeinPaket.de hat aber bei der Veröffentlichung der Umsatzzahlen erklärt, die € 100,– Mio Umsatz in einem Zeitraum von etwa 2,5 Jahren generiert zu haben. Ich liste meine Artikel bei MeinPaket und bei Rakuten und ganz ehrlich: MeinPaket ist tot gegen Rakuten. Auch bei befreundeten Händlern das gleiche Echo. Meiner Meinung nach ist Rakuten mittlerweile eindeutig die dritte Kraft in DE.
Peter Höschl meint
@ Jürgen, das liest sich in der Tat so. Deshalb habe ich vor Artikelveröffentlichung extra noch einmal bei der Presseabteilung Deutsche Post (aka DHL aka meinpaket.de) nachgefragt. Klare Aussage: Die 100 Mio. beziehen sich auf das Jahr 2012 und sind NICHT als Lifetime-Umsatz zu sehen.
Phaedrus meint
Ich würde empfehlen auf webmiles, Deutschlandcard und Payback ein Auge zu werden.
Die drei Shopping Plattformen würde ich zusammen mal locker auf mind. 200 Mio.€ Außenumsatz schätzen.
Peter Höschl meint
@ Phadrus: Interessant in diesem Zusmamenhang wäre ja, wie hoch die Kosten sind und ob es jeweils Schnittstellen zu Shop Softwaren gibt.
Phaedrus meint
Es handelt sich bei den o.g. Plattformen ja um Marktplätze die einen Platz anbieten aber (noch) keinen Stand bauen…
Die Kosten bewegen sich entweder
a)im Rahmen der normalen Affiliateprovisionen, also deutlich unter den Marktplatzgebühren von Amazon und co
b)über eigene Schnittstellen deutlich darunter da die Netzwerkgebühren zusätzlich entfallen.
Je nach Segment also zwischen 2-15% Provision.