Beim Shopware Community Day am 07. Juni wurde erstmals deren neuestes Projekt bepado vorgestellt. Bei bepado handelt es sich um eine Produktplattform und ein Business-Netzwerk für den Online-Handel. t3n hat eine ausführliche Zusammenfassung zusammengestellt, wir berichteten bereits im Vorfeld.
Eines der Highlights bei der Vorstellung war sicherlich die Ankündigung, dass mit dem Buch-Großhändler Libri bereits ein erster wichtiger Partner gewonnen wurde. Der Partner Libri erlaubt damit jedem Händler Literatur, die zu seinem Sortiment passt, in seinem Onlineshop zu verkaufen. Und auf diesem Wege mehr Umsatz zu generieren und in seinem Sortiment relevanter zu werden.
Interesse seitens Händler und Lieferanten sehr groß
Noch während der Veranstaltung verriet ein Shopware-Mitarbeiter, dass sich bereits mehr als 60 Händler für das Testprogramm angemeldet hätten. Nun, nur zwei Wochen nach der ersten Vorstellung, kann André Schultewolter, Projektmanager bei Shopware, die stolze Zahl von über 300 Anmeldungen vermelden.
Bei den Interessenten für das Testprogramm handelt es sich gleichermaßen um Händler und Lieferanten. So seien nicht nur kleine, sondern auch mittelständische Händler unter den Anmeldungen. Gleichzeitig handele es sich bei den Händlern nicht nur um Shopware-Nutzer, sondern seien die verschiedensten Shopsysteme darunter.
Besonders interessant ist auch die Zahl von 40 Herstellern und Lieferanten, welche an bepado Interesse zeigen. Was wiederum die Einschätzung stützt, dass sich bepado vor allem auch für Lieferanten zum Aufbau von professionellen Händlerbeziehungen lohne.
Die Vorteile für Hersteller und Lieferanten liegen auf der Hand:
- Zentrale Einbindung aller zu beliefernden Händler über eine Plattform
- Kontakt zu neuen Händlern
- Kleine Händler können ohne hohen Aufwand eingebunden werden
- Geringere Kosten im Bereich Technische Integration & Akquisition
- Und vielleicht am wichtigsten für Hersteller: Bessere Kontrollmöglichkeit der Verkaufspreise
Unter den Lieferanten sind, laut Schultewolter, nicht nur die zu vermutenden IT- und Elektronik-Großhändler, sondern auch größere Baumärkte oder beispielsweise Lieferanten von Gastronomiebedarf und Haushaltswaren.
Nachdem nun zwei Wochen Zeit vergangen sind, wollten wir im Nachgang von verschiedenen Teilnehmern und Interessenten hören, warum sie sich für das Testprogramm angemeldet haben bzw. dafür interessieren:
Ökosystem bepado
Die bisherigen Anmeldungen lassen erahnen, welch enormes Potential in der Idee von bepado steckt. Oder, wie noch während der Podiumsdiskussion des Shopware Community Day von mir vermutet: „Wir wissen heute noch gar nicht, welches Ökosystem sich um bepado entwickeln wird.“
Denn, auch wenn bepado ja vor allem angetreten ist, um Händler untereinander zu vernetzen, gibt es einen weitaus größeren Nutzerkreis für bepado. Neben den bereits skizzierten Herstellern und Lieferanten fallen einem sofort mindestens zwei weitere Adressaten ein:
Reichweitenstarke Themenportale und Affiliates
Portale und Affiliates sind immer auf der Suche nach neuen Einnahmenquellen. Grundsätzlich naheliegend wäre es daher, selbst einen Onlineshop zu Ihrem Thema zu betreiben. Damit müssten sie sich jedoch, vom Marketing abgesehen, auch um das komplette Tagesgeschäft wie Technik, Payment, Recht, Abwicklung etc. kümmern. Dinge, bei denen sie in der Regel keine Erfahrung und dafür auch keine Ressourcen haben.
Da scheint es deutlich besser, sich passende Produkte bei bepado zu suchen und diese in ihrem Portal zu vermarkten. Portale, wie beispielsweise formel1.de, könnten so ihre Reichweite adäquat veredeln, ohne sich den Klotz Onlineshop ans Bein zu binden.
Service-Dienstleister
Bekanntermaßen müssen es ja nicht immer physische Produkte sein, die sich in einem Onlineshop verkaufen lassen. Auf dem Shopware Community Day hatte ich auch Kontakt zu Friendsurance.de. Auf diesem Portal tun sich Menschen zusammen, um sich zu versichern. Das Besondere: Wenn keine – oder nur wenige – Schadensfälle reguliert werden müssen, erhalten diese einen Teil ihrer Versicherungsbeiträge zurück.
Nun bietet Friendsurance auch Elektronikversicherungen und Garantieverlängerungen an. Warum also sollte ein Elektronikversender diese Produkte nicht auch in seinem Onlineshop anbieten, idealerweise im Bundle mit seinen Produkten. Der Kickback für den Versicherungsabschluss dürfte dabei oft genug höher als die Marge für seine Produkte liegen – ist zumindest ein attraktives Zubrot. Nach Aussage von Friendsurance, liegt die Konversionsrate über alle bisher angebundenen Partnershops bei durchschnittlich fast 10 Prozent.
Gleiches gilt für Dienstleister zum Geräteanschluss. Hier gibt es ja einige große Serviceanbieter. Diese könnten sich mit bepado einen weiteren Händlerkreis erschließen.
Butter bei die Fische
Zugegeben, ich bin ein großer Fan von der Idee Händler zu vernetzen. Liegt möglicherweise daran, dass ich vor etlichen Jahren, gemeinsam mit der Agentur CYBERDAY GmbH, ein Projekt namens Shopflip an den Start gebracht habe.
Shopflip hatte ebenfalls die Idee der Vernetzung von Händlern untereinander. Dahinter steckte eine lose Marketingkooperation, mittels der Shop-Betreiber Marketing für thematisch passende Sortimente anderer Händler bei sich einbinden konnten. Dafür hätte es sogenannte Shopflips gegeben, die man wiederum in Werbung bei anderen Onlineshops einlösen hätte können.
Leider haben wir es niemals über den Betastatus hinaus geschafft. Ich könnte jetzt sagen, dass wir einfach zu früh dran waren. Stimmt auch, stimmt aber vor allem auch nicht. Denn der Hauptgrund für das klägliche Scheitern war vor allem, dass wir zu wenig Ressourcen und Zeit investierten, um das Projekt ernsthaft auf die Straße zu bringen.
Ohne unken zu wollen, wird es meines Erachtens auch bei bepado entscheidend sein, nun den ersten Schwung und die Vorschusslorbeeren mitzunehmen und Gas zu geben.
Bereits während der nun anlaufenden Testphase sollte daher Schluss sein mit „mal schauen was passiert“, eine klare Strategie aufgestellt und konsequent mit höchstmöglichem Ressourceneinsatz verfolgt werden.
Gelingt es schnell, weitere wichtige Partner für bepado zu gewinnen, könnte die Akquise weiterer Teilnehmer, ob nun Händler, Lieferanten oder sonstige Partner für das künftige Ökosystem bepado quasi zum Selbstläufer werden.
Und bepado könnte ein wirklich großes Ding werden. Möglicherweise größer, als sich Shopware momentan selbst vorstellen kann.
Closed-Beta Phase
Der Start ist zumindest schon einmal sehr verheißungsvoll. So entschloss sich Shopware der unerwartet vielen Anfragen wegen, die Closed-Beta in zwei Phasen aufzuteilen, um mehr als den ursprünglich geplanten 50 Teilnehmern im ersten Step einen Einblick in bepado ermöglichen zu können.
In Phase 1 wird möglichst vielen Teilnehmern eine persönliche Shopware-Testumgebung bereitgestellt. Hier können sich die Teilnehmer mit bepado vertraut machen und alle Möglichkeiten live ausprobieren, ohne einen realen Online-Shop andocken zu müssen.
Die Phase 2, die sogenannte Aktiv-Closed-Beta, geht danach mit 50 ausgewählten Teilnehmern in den Echtbetrieb. Hierzu wird dann für Shopbetreiber vorerst ein Shopware-Shop Voraussetzung sein.
Ein erster Gradmesser für die Frage, wie ernst Shopware es mit bepado meint, dürfte sein, wann auch andere Shopsysteme angedockt werden können. Schließlich lässt sich nur so die kritische Masse an Partnern erreichen, welche für einen durchschlagenden Erfolg notwendig ist.