Es ist eigentlich ein Armutszeugnis für die mangelnde Bewegungsfähigkeit der deutschen Banken: Während der von einigen Geldinstituten mitgetragene Online-Überweisungsdienst Giropay nicht recht vom Fleck kommt, macht der unabhängige Dienst Sofortüberweisung.de groß Kasse.
Man dürfte wohl nicht allzu weit daneben liegen, wenn man in dem derzeit zum Stillstand gekommenen juristischen Vorgehen von Giropay gegen Sofortüberweisung sowie in den Stellungnahmen der Kartellbehörden gegen die Onlinebanking-AGBs der deutschen Kreditinstitute den wesentlichen Grund dafür sieht, dass in die Online-Aktivitäten der Banken neuer Wind gekommen ist. So haben im vergangenen Jahr die Bestrebungen der European Banking Association (EBA), einen von den Banken mitgetragenen Online-Überweisungsdienst einzurichten, neuen Auftrieb erhalten.
Betrachtet man jedenfalls die auf der Webseite des EBA-Projekts „My Bank“ dokumentierten Fortschritte, lässt sich hier seit letztem Jahr eine deutliche Beschleunigung erkennen. Wie das Luxemburger Wort berichtet, startet im Juni unter dem Namen „MengBank“ in dem Kleinstaat nun der erste Probelauf des Online-Überweisungsverfahrens:
„Mit der Initiative „MengBank“ sollen Luxemburger Banken Transaktionen ermöglichen, ohne die persönlichen Kontodaten beim Einkauf preisgeben zu müssen. Mit einem Button werden Kunden an ihre Bank weitergeleitet, bei dem sie mit wenigen Klicks eine Überweisung tätigen können. Dieser Button wird als weiter Option auf der Internetseite aller bekannten Online-Händler neben den aktuellen Bezahlarten installiert, betont der Generalsekretär der European Banking Association (EBA) Gilbert Lichter gegenüber dem „Luxemburger Wort“. Die Testphase beginnt im Juni.
In den Niederlanden laufe solch eine Initiative schon auf nationalem Niveau über die Plattform „iDeal“. Und das mit großem Erfolg. „Das neue an „MengBank“ ist: Wir bauen das jetzt auf ganz Europa aus“, erklärt Lichter.“
Läuft die Pilotphase in Luxemburg erfolgreich, könnte Sofortüberweisung.de mittelfristig ein neuer Konkurrent erwachsen. Denn ein von allen großen Banken mitgetragener Service könnte Kunden ansprechen, die gerne das Prinzip Online-Überweisung nutzen wollen, aber Sofortüberweisung.de nicht zuletzt auf Grund der wiederkehrenden Datenschutz-Vorwürfe skeptisch gegenüber stehen.
H.P. meint
Das Giropay lediglich als Blockade gegen Onlineüberweisungen dient ist seit langem nicht zu übersehen, das es auf dem Markt keine Bewegung gibt ebenfalls.
Interesant ist das die Banken noch nicht mal eigene Dienste in nennenswertem Umfang beretstellen können, Giganten wie die Sparkassen, VR Banken oder die DB/Postbank haben bestenfalls Ansätze gezeigt. Offenbar ist das Geschäft für die Konzerne uninteressant, warum auch immer, immerhin gibt es hier Prozente zu verdienen die bei normalen Überweisungen nicht anfallen und wesentlich mehr als die ohnehin schon vorhandenen Dienste muss auch nicht angeboten werden.
Bevor ein solcher Dienst nicht tatsächlich online geht und nicht denselben Irrweg wie Giropay geht (ausschließlich Einbindung in Drittanbieterplattformen) glaube ich nicht daran. Bislang jedenfalls haben die Banken das Spielfeld und somit nicht unerhebliche Einnahmen annähernd komplett Paypal & Co überlassen.