In der KW50 bekam das Marktplatz-Geschäft von Otto einen neuen Chef. Ausgerechnet Bodo Kipper, der viele Amazon-Seller noch als Head of Merchant Services von Amazon.de ein Begriff sein dürfte, soll in Hamburg das Ruder übernehmen – und den Marktplatz des Konzerns hoffentlich mit Amazon-typischen Tempo vorantreiben. Apropos Tempo: In den USA gibt Amazon in Sachen Logistik ordentlich Gas: Fast jedes zweite Paket liefert der Marktplatz dort selbst aus. Damit befördert die Amazon-Logistik 2,5 Milliarden Pakete – Fedex bringt es auf 3 Milliarden Pakete. Der Logistik-Riese erfüllt übrigens in den USA derzeit nicht die Prime-Standards: Seller dürfen ihre Prime-Bestellungen dort nicht mehr mit dem günstigeren Versand-Service FedEx-Ground verschicken.
Die Themen der Woche
Das Marktplatzgeschäft von Otto kommt in neue Hände. Der bisherige Bereichsvorstand Michael Heller verlässt die Otto Group „in bestem gegenseitigem Einvernehmen“,teilte der Konzern mit. Dafür kommt mit Bodo Kipper ein erfahrener Manager an Board. Er baute von 2008 bis 2015 als Head of Merchant Services Amazons Marktplatzgeschäft in Deutschland aus, danach leitete er drei Jahre lang die Neuausrichtung von Ricardo.ch. Bei Otto wird er sich vor allem um das mangelnde Tempo beim Marktplatz-Aufbau kümmern müssen – und um die laaangen Wartelisten für die Händler-Integration.
Amazon umschmeichelt Händler, damit diese die Zahlart Amazon Pay bei sich einbinden. Bislang waren die Händler zögerlich, weil sie Angst um ihre Daten hatten. Das könnte sich ändern, denn als Gegenleistung verspricht Amazon mehr Marketing-Präsenz, unter anderem im Newsletter und bei Social-Media-Promotions. ->Tamebay.com
Schätzungen der US-Marktforscher Morgan Stanley zufolge liefert Amazon inzwischen mehr als jedes zweite Paket selbst aus. Mit 2,5 Milliarden ausgelieferten Bestellungen pro Jahr ist Amazons Logistik fast schon so groß wie die von Fedex (3 Milliarden Pakete) und UPS (4,7 Milliarden Pakete). ->The Verge
eBay hat eine erweiterte Version seiner Auto-App auf den Markt gebracht. Die steckt voll neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz und Machine Learning. Davon versprechen sich die Macher ein einzigartiges Kundenerlebnis beim Kauf und Verkauf von Fahrzeugen.
Aktuell wird mal wieder viel über Alibaba spekuliert. Die alten Gerüchte über einen Einstieg bei Zalando sind erneut aufgeflammt und auch eine Beteiligung bei Hermes wird weiter heiß diskutiert. Währenddessen werkelt Alibaba weiter an seiner Expansion nach Europa – und hat sein Londoner Team verstärkt. Und in Spanien eröffnete kürzlich die zweite stationäre AliExpress-Fläche. „Über einen Einstieg bei Zalando kann man danach reden. Also so etwa ab 2022“, so Olaf Kohlbrück von etailment lapidar.
Apropos Alibaba: Wer einen Eindruck davon bekommen will, wie anders das Verkaufserlebnis auf der asiatischen Plattform ist, sollte sich einmal den Handelsblatt-Bericht über einen von Alibabas Star-Verkäufern ansehen. Li Jiayi, bekannt als „Lippenstift-Li“ oder „Mann mit den eisernen Lippen“ verkaufte neulich mit seinen quietschebunt-überdrehten Live-Streams in 15 Minuten 15.000 Exemplare.
Seit dem letzten Wochenende dürfen Amazon-Seller auf dem US-Marktplatz ihre Prime-by-Seller-Bestellungen nicht mehr mit „FedEx Ground“ verschicken. Der US-Logistiker hat offenbar Performance-Schwierigkeiten und muss erst nachbessern, um den Prime-Standard wieder zu erreichen. Nicht-Prime-Bestellungen dürfen weiter auf diese Weise verschickt werden. Für Prime-Bestellungen müssen die Händler die teurere Variante FedEx Express nutzen. ->TechCrunch
Die Diskussion der Woche
Braucht der Online-Handel eine Marktplatz-Haftung? Fast 30 Prozent der Top-Seller auf Amazon.de stammen aus China – und viel zu viele von ihnen halten sich nicht an europäische Regularien und Gesetze, beklagen deutsche Handelsverbände wie der BVOH. Forderungen nach einer Marktplatz-Haftung werden lauter. „Amazon und die anderen Marktplätze sollten sich der Verantwortung bewusst sein, dass nur sie für einen fairen Wettbewerb auf der Plattform sorgen können“, fordert BVOH-Präsident Oliver Prothmann im Interview mit der Internetworld. „Die Marktplatzhaftung muss ausgeweitet werden.“
Die Zahl der Woche
Würden Händler für eine Retoure drei Euro berechnen, könnte die Zahl der Rücksendungen um 16 Prozent gesenkt werden, haben Wirtschaftsforscher der Universität Bamberg ausgerechnet. In konkreten Zahlen ausgedrückt wären das 80 Millionen Pakete weniger, die in einem Jahr auf die Reise gehen, fast 40.000 Tonnen CO2 könnten damit eingespart werden. Die Forscher sprechen sich daher für eine gesetzlich vorgeschriebene Rücksendegebühr aus. Wer die Kommentarspalten zu dem entsprechenden Bericht auf Focus.de liest, weiß, warum diese schöne Idee vermutlich graue Theorie bleiben wird.
Die Zukunft der Woche
Die Logistik-Branche plant die zeitlichen Prognosen für die Zustellung von Paketen besser eingrenzen zu können. Die präziseren Zeitfenster sind nicht nur kundenfreundlicher, sondern haben auch für die Firmen eine große wirtschaftliche Bedeutung. ->Internetworld.de
Boris Johnson hat die Wahl zum britischen Parlament haushoch gewonnen. Einem Breit zum 31. Januar sollte damit eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Was bedeutet das für Online-Händler? Wie werden sich Zölle, das Pfund und die Besteuerung verändern? ->Onlinehaendler-News.de