In der KW 48 hat das Bundeskartellamt Ernst gemacht und der bereits im September eingeleiteten Untersuchung jetzt ein offizielles Verfahren eingeleitet, um einen möglichen Missbrauch von Amazons Marktmacht zu Lasten der Amazon Seller zu prüfen. Einen eher seltsamen Vorstoß gibt es vom Händlerbund zu berichten: Der Verband hat einen eigenen Online-Marktplatz gestartet. Wie sich das Modell mit einer unabhängigen, neutralen Vertretung aller im Bund organisierten Händler vertragen soll, ist eher unklar. Und das Berliner Finanzamt in Neukölln kommt gerade nicht hinter den vielen Anträgen chinesischer Unternehmen her, die eine deutsche Steuernummer haben wollen.
Die Themen der Woche
Das Bundeskartellamt hat mit seiner detaillierten Umfrage unter Amazon-Händlern offenbar genug Informationen eingesammelt: Die Behörde hat ein offizielles Missbrauchsverfahren gegen Amazon eingeleitet. Dabei soll geklärt werden, ob Amazon seine Doppelrolle als Verkäufer und Plattform zu Lasten seiner Seller ausnutzt. Das Verfahren stößt auf geteiltes Echo: Während viele Händler begrüßen, dass das Kartellamt endlich tätig wird, ist E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann gar nicht glücklich über die Entwicklungen. Eine sehr differenzierte Sicht auf den Vorstoß der Kartellwächter hat Marcel Weiß für neunetz geschrieben. (Richtigstellung: Die Auslegung, E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann „sei nicht glücklich“ über den Kartellamtsvorstoss, stimmt nicht mit dessen expliziten Aussage überein, dass er den Vorstoß für viel zu spät halte und eine Reform des Kartellrechts empfehle. Er ist sich jedoch sicher, dass sich das Kartellamt in diesem Fall als Papiertiger entpuppt und nichts bewirkt.)
Das Berliner Finanzamt in Neukölln erlebt einen Ansturm von chinesischen Unternehmen. Kein Wunder, schließlich sind tausende chinesische Händler von der neuen gesetzlichen Regelung betroffen, die Amazon für von auf der Plattform handelnden Verkäufern unterschlagene Umsatzsteuer in die Pflicht nimmt. Vermutlich macht der Marktplatz den chinesischen Sellern deshalb bereits mächtig Druck. Innerhalb von anderthalb Jahre hat sich die Zahl der Anmeldungen verzwanzigfacht, schreibt die Wirtschaftswoche. >>>Wiwo.de
Eigentlich ist es ja eine Binse: Unternehmen dürfen sich keine positiven Bewertungen auf Online-Plattformen erkaufen. Dennoch ist der Handel mit Bewertungen in der Branche gang und gäbe. Die Wettbewerbszentrale hat jetzt aber mehrere solcher unlauteren Werbeaktionen gestoppt, berichtet die W&V.
Amazon will im Moosburger Gewerbegebiet Degernpoint, verkehrsgünstig an der A92 gelegen, ein großes Verteilerzentrum eröffnen. Wie es in den Projektunterlagen heißt, soll das Verteilerzentrum am 4. November 2019 in Betrieb genommen werden. Die Montage der Betriebseinrichtung beginnt laut Betriebsbeschreibung am 4. Oktober. ->Sueddeutsche.de
Der Händlerbund löst mit einem neuen Vorstoß gerade Irritationen in der Branche aus: Der Verband hat einen eigenen Online-Marktplatz gestartet. Auf dem HB Marketplace, der ab sofort in der Beta-Version verfügbar ist, bietet der Händlerbund zunächst Bürobedarf, Hygieneartikel, Shopsysteme sowie Werkzeuge und Handwerkszeug im Namen von kleinen Online-Händlern an. Wie sich der Marktplatz mit der eigentlichen Kernaufgabe des Verbands – der Interessenvertretung aller in ihm organisierten Händler – vereinbaren lässt, ist zumindest fraglich. ->ibusiness.de
Wie Händler von Repricern profitieren können, hat etailment zusammengefasst. Der Wettbewerb zwischen Markenherstellern und Händlern auf den großen Marktplätzen ist hart und nur mit einer ausgefeilten Preisstrategie zu gewinnen. Algorithmen können dabei helfend unter die Arme greifen.
Die Diskussion der Woche
Ein Social-Media-Mitarbeiter der DHL hat letzte Woche für Amüsement gesorgt. Dem Mitarbeiter riss auf eine ziemlich pampige Twitter-Nachfrage eines Kunden, wo denn sein Paket bliebe, mit hörbarem Schnalzen der bis auf äußerste gespannte Geduldsfaden. „Die einzige Scheiße hier ist ihr Rumgeheule“ pampte der Mitarbeiter zurück. „Voraussichtlich“ (wie es nachweislich von uns angegeben und im Standardversand üblich ist) als „feste Daten“ wahrzunehmen, grenzt schon sehr an Realitätsverlust. Und jetzt zurück zu Mami an die Brust!“ DHL selbst hat sich für den Vorgang entschuldigt und den verantwortlichen Mitarbeiter aus dem Social-Media-Team abgezogen. In den Händlergruppen stieß man dagegen eher auf großes Verständnis für die blankliegenden Nerven angesichts immer unfreundlicher agierenden Kunden. ->Bild.de
Die Zahl der Woche
Voraussichtlich verzehnfacht hat sich die Zahl der Sendungen aus China zwischen den Jahren 2012 und 2018, schätzt das Bundeswirtschaftsministerium. Von den Sendungen beinhalten geschätzt 98 Prozent Waren.->Spiegel.de
Die Zukunft der Woche
Irgendwann gehen auch für Amazon die Lichter aus, ließ Firmengründer Jeff Bezos kürzlich verlauten. Auch wenn er damit eher den Ehrgeiz seiner Mitarbeiter anstacheln wollte – Amazon-Händler Florian Obermüller hat sich im Multichannel-Rockstars-Blog schon einmal Gedanken gemacht, wie das Business ohne Amazon aussehen könnte. Leider lässt er neben den sehr deutsch gedachten Alternativen Otto.de, Real.de und natürlich ebay ein Alibaba völlig außer Acht – das sicher nur zu bereitwillig die Nachfolge von Amazon in Europa antreten würde.
Gerrit Heinemann meint
Guten Abend! Ich bitte um Klarstellung, dass die Auslegung, „ich sei nicht glücklich“ über den Kartellamtsvorstoss, nicht mit meiner expliziten Ausssge übereinstimmt, dass ich den Vorstoß für viel zu spät halte und eine Reform des Kartellrechts empfehle. Denn ich bin mir sicher, dass sich das Kartellamt in diesem Fall als Papiertiger entpuppt und nichts bewirkt. Beste Grüße Gerrit Heinemann