Weitgehend unter dem Radar hat Amazon sein Spar-Abo-Programm für Händler geöffnet. Ich habe davon während meiner Seattle-Reise erfahren und bei Amazon nachgefragt, was es damit auch sich hat. Fazit: eine attraktive Chance für mehr Kundenbindung auf einem, für Händler, eigentlich eher Kundenbindungs-freien Marktplatz.
Seit mehreren Jahren können Amazon-Kunden Verbrauchsgüter wie Windeln, Kosmetika oder Nahrungsergänzungsmittel oder Tierfutter „abonnieren“ – sie erhalten dann in regelmäßigen Abständen neue Packungen mit dem gewünschten Produkt, ohne eine neue Bestellung auslösen zu müssen. Im Gegenzug für diese feine Kundenbindung wird die Treue mit vergünstigten Konditionen belohnt – bis zu 15 Prozent auf den Originalpreis können Kunden mit den Abos sparen.
Bisher war der Zugang zu dem Programm Herstellern vorbehalten. Aber seit Mai 2017 können auch Händler ihre Verbrauchsgüter im Abonnement anbieten. Das sind die Voraussetzungen für Marketplace-Händler: „Um sich für das Amazon Spar-Abo Programm zu qualifizieren, müssen Händler mindestens drei Monate „Versand durch Amazon“ nutzen und eine Händler-Bewertung von 4,7 Sternen oder höher haben“, so eine Amazon-Sprecherin auf unsere Nachfrage. Wer dabei ist, kann entweder bereits als Abo-Produkt gelistete Artikel anbieten oder auch eigene Abos erstellen.
Bei den Bedingungen gibt es keinerlei Gestaltungsspielraum: Kunden, die 1 bis 4 Abo-Lieferungen im Monat erhalten, bekommen 5 Prozent Rabatt, Kunden, fünf oder mehr Produkte abonniert haben, bekommen 15 Prozent Rabatt. Eine Ausnahme stellen Windeln dar, auf die bekommen Prime-Kunden einen pauschalen Rabatt von 20 Prozent. Abonnement-Gebühren und Versandkosten dürfen nicht erhoben werden.
Gute Chancen für Händler
Wer sich aber auf die von Amazon vorgegebenen Bedingungen einlässt, kann mit dem Spar-Abo-Programm ein durchaus mächtiges Kundenbindungssystem nutzen. Das bestätigt auch Jens Pfeffer, Geschäftsführer von Vitabay, einem der führenden Amazon-Händler im Bereich Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte.
Das Unternehmen rangiert mit einem Jahresumsatz im zweistelligen Millionen-Bereich (50 Prozent davon laufen über Amazon) unter den Top 100 der deutschen Amazon-Händler:
Sein Beweggrund für die Teilnahme am Programm: Die Kundenbindung. Denn Kunden, die regelmäßig nach einem bestimmten Nahrungsergänzungsmittel suchen, sind in der Regel nicht besonders treu, sondern kaufen das Produkt, das in den Suchergebnislisten am weitesten oben steht und am günstigsten ist.
Kein Wunder also, dass der Händler jedem Kollegen, der mit Verbrauchsgütern handelt, die regelmäßig ersetzt werden müssen, unumwunden zur Teilnahme am Programm rät.
Einen Blick auf die Konditionen ist es auf jeden Fall wert.