Google hat 2016 nicht nur ausführlich an seiner Adwords-Strategie geschraubt. Auch bei Google Shopping gab es viele Änderungen, die die Suchmaschine für Händler um einiges attraktiver machen – und sie im Kampf gegen Amazon stärker machen sollen.
Der Deutschen liebsten Produktsuchmachine heißt schon seit einer ganzen Weile nicht mehr Google, sondern Amazon. Schon 2015 startete ein Drittel der deutschen Internetnutzer ihre Produktsuche direkt bei Amazon – nur knapp halb so viele gaben ihre Suchanfrage im Suchfeld von Google ein. In den USA gehört die Krone der Produktsuche schon länger Amazon. Aktuellen Studien zufolge sind es dort bereits mehr als 50 Prozent.
Doch wenn man sich die zahlreichen Änderungen, die Google an seinen Adwords, dem Format der organischen Suchergebnisse und vor allem an Google Shopping im letzten Jahr vorgenommen hat, genauer ansieht, wird klar: Die weltgrößte Suchmaschine ist nicht bereit, den Kampf um die lukrative Produktsuche einfach so verloren zu geben.

„Der Kampf zwischen Google und Amazon verläuft zwischen mehreren Fronten“, meint auch Alexander Dieser, Head of SEA bei der SEA-Agentur netzeffekt.

„Einerseits kämpfen die beiden Giganten um die Einbindung möglichst vieler Händler. Hier ist Amazon zwar mit seinem Marketplace-Programm deutlich im Vorteil. Aber Google hat 2016 angefangen, direkte Schnittstellen für den Produktexport ins Google Merchantcenter für die großen Shopsysteme anzubieten. Google will den Händler die Nutzung von Google Shopping also so leicht wie möglich machen.
Der zweite Kampf verläuft um die Nutzung durch die Endkunden. Auch hier ist Amazon bisher im Vorteil: Selbst wenn über Google gesucht wird, zieht beispielsweise eine Textanzeige von Amazon den Traffic sofort auf Amazon.de ab, wo die Kunden dann ihre Recherche fortsetzen. Nicht umsonst ist Amazon einer der größten Adwords-Kunden in Deutschland.“
Dem versucht Google eine deutliche Aufwertung seines Produktvergleichs Google Shopping entgegenzusetzen. So werden seit 2016 Google Shopping-Anzeigen in den Suchergebnissen deutlich häufiger angezeigt; auch zu generischen Suchanfragen, die nicht direkt auf ein Einkaufsbedürfnis schließen lassen, werden jetzt Google Shopping-Anzeigen eingeblendet.
Zudem wurde die Produktsuche selbst gründlich überarbeitet: Ein verbessertes Layout, ausführlichere Informationen und sehr detaillierte Filter zur Auswahlbegrenzung, die mitunter stark an die Vorbilder auf Amazon erinnern, sollen den Nutzer länger auf Google Shopping halten und seine Konversionsrate erhöhen.
Außerdem bekommt die Produktsuche im gesamten Google-Universum mehr Reichweite: In der Bildersuche erscheinen Produktkarussels, über die neue Funktion „Shop the Look“ können Kunden mittels eines Bildersuch-Alghorithmus nach vergleichbaren Produkten suchen, auch die Sichtbarkeit von Produktanzeigen auf Youtube wurde ausgeweitet.
Trotz all dieser beachtlichen Neuerungen hat Google Shopping noch einiges an Luft nach oben, wenn es den Kampf gegen Amazon ernsthaft aufnehmen will, meint Christian Kohn, Managing Director bei der SEA-Agentur Performics.
„Es ist die große Stärke von Amazon, dass der User auf der Artikelseite umfassend über das Produkt beraten wird – sei es durch die Beschreibung, durch Antworten auf bereits gestellte Fragen oder durch Rezensionen. Diese Suche gestaltete sich bei Google noch langwieriger“, so der Experte.
„Diesen Bereich wird Google in Zukunft ausbauen müssen, um dem User Attribute des Artikels wie Preis, Produkteigenschaften, Versandgeschwindigkeit etc. schneller verfügbar zu machen.“
Dennoch scheint auch Amazon die Änderungen bei Google Shopping mit einem wachsamen Auge zu betrachten – und als relevant einzustufen. Schließlich hat der Retail-Riese Ende 2016 damit angefangen, in den USA selbst Anzeigen bei Google Shopping zu schalten:
Und da zeigt sich auch die Krux an Googles Bemühungen: Der Suchmaschinen-Primus bleibt eben ein Aggregator und kein Händler. Seine Bemühungen um eine immer bessere Produktsuchmaschine kommen damit immer auch und vor allem den Händlern zugute, die sie nutzen – also auch dem Erzrivalen Amazon.