Vergangene Woche wiesen wir auf Berichte zu den schlechten Arbeitsbedingungen für Paketzusteller hin. In einem Interview mit Der Handel nahm der Enthüllungs-Journalist Günter Wallraff auch den Versand- und Onlinehandel in die Pflicht, der gefordert sei Druck auf die Logistiker auszuüben.
Völlig zurecht meiner Meinung nach. Wobei auch klar sein sollte, dass die, sich daraus ergebenden, höheren Logistik-Kosten letztlich vom Konsumenten getragen werden müssten. Nicht zuletzt, da die Versandkosten oftmals einen wichtigen Beitrag zur Marge darstellen. Dennoch ist davon auszugehen, dass ggf. erstmal der Versandhandel in Vorleistung gehen müsste.
Nun wollten wir wissen, ob Händler bereit sind ggf. etwas mehr für Ihren Warenversand zu bezahlen, auch wenn sie nicht alles an den Kunden weitergeben können bzw. befürchten müssen dass er künftig woanders – mit günstigeren Versandkosten – einkauft.
Ein erstes Zwischenergebnis mit 120 Teilnehmern ergibt folgendes Bild:
- 8% sind bereit 2 Euro mehr zu bezahlen
- 8% sind bereit 1,50 Euro mehr zu bezahlen
- 24% sind bereit 1 Euro mehr zu bezahlen
- 24% sind bereit 50 Cent mehr zu bezahlen
- 35% sind der Meinung, dass es nicht ihre Aufgabe sein kann Arbeitsbedingungen zu verändern
Interessant auch die Kommentare zur Umfrage. Stellvertretend für die vielen verantwortungsbewussten Händler unter unseren Lesern, sei ein Kommentar herausgegriffen, der meinen persönlichen Standpunkt dazu gut beschreibt.
laramarco meint
Moin
ich frag mich nicht erst seit dieser Diskussion, was passieren würde, wenn Amazon und Co. generell 5 Euro Versandkosten nehmen würden, egal ob 1 Artikel oder viele.
Würden dann nicht endlich die Endkunden „raffen“, daß die Versandkosten andere Arbeitsplätze „finanzieren“ ??
Hätten wir kleinere Shops dann nicht endlich diese lästigen Fragen zu „versandfrei wie ….“ weg und könnten uns besser auf Service stützen ??
Ich versende grundsätzlich incl. einem Anteil an Versandkosten, nur 1x im Monat zum Aktionstag kann frei bestellt werden.
Meiner Meinung nach helfen wir NICHT alleine damit, mehr fürs Paket zahlen zu wollen, wenn Amazon und Co. weiter für „OHNE Versandkosten werben.
Rudolf Pfeiffer meint
Es tut gut zu erfahren, dass Online-Händler bereit sind, mehr Versandkosten zu übernehmen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Unternehmen eine Fair-KEP-Zertifizierung geben zu können, denn die Alternative zu den bekannten Paketdiensten ist schwindend klein und wenn, sehr viel teurer.
Vielfach werden aber jetzt schon Versandkosten aufgerufen, die weit über den tatsächlichen Kosten liegen – ein kleines, aber entscheidendes Surplus für Online-Händler.
Dem Konsumenten gegenüber halte ich die Diskussion für falsch, denn schließlich zahlt dieser auch keine extra ausgewiesenen Transportkosten dafür, dass die Ware im Laden steht/liegt. Amazon sieht es richtig: Kein Aufschlag für Versandkosten als Extraprofit. Und die EU hat es in einigen Fällen schon entschieden: Der Preis muss ein Endpreis sein.
Ob nun versteckt oder offen – der Endverbraucher zahlt immer, da müssen wir uns von Unternehmensseite nichts vormachen. So ist der Kreislauf. Nichtsdestotrotz braucht der Zusteller, nicht das System, pro Paket einen Euro mehr.
laramarco meint
wenn der endpreis ein einpreis sein soll indem die versandkosten inkludiert sind, dann bitte auch die zeitschriften und bücherpreise entsprechend so anheben, daß man nach verkauf auch noch was von „gewinn“ sprechen kann.
gerade dieser bereich kann – auch aufgrund buchpreisbindung – definitiv NIEMALS ein „endpreis incl. versandkosten“ sein, wenn man von zeitschriften unter 3 euro ausgeht.