(Pressemitteilung): Abmahnungen werden von vielen Online-Händlern gefürchtet. Schließlich können sie vor allem für kleinere Händler schnell existenzbedrohend werden. Die Abmahngründe sind dabei vielfältig. Der Händlerbund hat in einer Studie untersucht, wie viele Online-Händler im vergangenen Jahr abgemahnt wurden und wie sie im Abmahnfall vorgegangen sind. Im Zuge der Händlerbund-Studie wurden zwischen dem 27. November und dem 12. Dezember 2013 534 Online-Händler befragt. Es zeigte sich, dass der Großteil der Händler von Abmahnungen betroffen ist: Drei von fünf Händlern (59,73%) erhielten im Jahr 2013 mindestens eine Abmahnung – jeder Zehnte (11%) wurde sogar dreimal oder häufiger abgemahnt.
Im Jahresvergleich zeigt sich, dass für drei von vier Händlern die Zahl der erhaltenen Abmahnungen gleich geblieben (35%) oder sogar gestiegen (40%) ist. Nur jeder vierte Händler wurde seltener abgemahnt als im Jahr 2012. Die Gründe einer Abmahnung sind sehr vielfältig. Dennoch gab etwa die Hälfte der Befragten (53%) an, wegen einer Verletzung des Wettbewerbsrechts abgemahnt worden zu sein. Jeder siebte Händler wurde wegen einer vermeintlichen Markenrechtsverletzung abgemahnt, beinahe genauso oft wurden Verletzungen des Urheberrechts rechtlich belangt.
Die Händlerbund-Studie ergab, dass die meisten Online-Händler ein Gerichtsverfahren vermeiden wollen: Etwa zwei von drei der Abgemahnten (62%) unterzeichneten die Unterlassungserklärung, jeder Dritte (36%) zahlte die geforderte Summe. Zudem wurde in jedem dritten Fall (33%) ein außergerichtlicher Vergleich erzielt. Nur jeder siebte Abmahnfall (15%) führte zu einem Gerichtsverfahren – und in ebenso vielen Fällen wurde gar nicht auf die Abmahnung reagiert.
Es zeigte sich, dass für Mitglieder des Händlerbundes die Kosten im Abmahnfall deutlich niedriger ausfallen: Drei von vier (76%) der befragten Mitglieder zahlten pro Abmahnung durchschnittlich bis zu 1.000 Euro. Jedoch nur 44 Prozent der Befragten, die nicht den Händlerbund zu Rate gezogen haben, konnten ihre Kosten in diesem überschaubaren Rahmen halten – mehr als die Hälfte von ihnen musste durchschnittlich mehr bezahlen.
Die komplette Studie gibt es hier als PDF.
H.P. meint
Freue mich immer wieder wenn ich solche seriösen Studien lesen „darf“. Habe hier gar nicht den Eindruck eine reine Werbebotschaft präsentiert zu bekommen. Meinen die wirklich mit dieser Nummer neue Kunden gewinnen zu können?
Nicola Straub meint
Hallo H.P.
Als Wissenschaftlerin muss ich auch immer wieder staunen, wenn ich „Ergebnisse“ sogenannte „Studien“ lese. Allerdings gibt es echte Studien eben nur selten, einerseits weil sie schlicht sehr teuer sind, aber auch, weil es nicht so einfach ist, repräsentative Stichgruppen überhaupt zusammenzubekommen.
Insofern ist man eben auch auf solche Daten angewiesen, die auf beschränkten Stichproben beruhen.
Generell gilt aber bei allen Veröffentlichung von Statistikdaten IMMER, dass man die Stichprobe, also Datenbasis, genau angucken muss. Denn natürlich ist eine Aussage a la „80% behaupten, sie würden Socken lieber einzeln kaufen“ „wahr und verlässlich“, wenn ausschließlich Einbeinige befragt werden – auf die Gesamtgesellschaft bezogen allerdings müsste man solch ein Ergebnis schon anzweifeln 😉
Und auch die Dateninterpretation ist eine Sache, bei der es oft unterschiedliche Sichtweisen geben kann: Wenn ein Ergebnis lautet: „60% unserer Mitglieder wurden in Unfälle verwickelt“, kann das dahingehend interpretiert werden, dass die Straßenbedingungen schlecht sind und/oder viele Verkehrsteilnehmer rücksichtlos fahren. Vielleicht handelt es sich aber auch um einen Verein, der schlicht vor allem ganz junge Fahranfänger in den eigenen Reihen hat 😉
Und meist liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte…
Herzliche Grüße
Nicola Straub