Für viele Händler dürfte dies eine gute Nachricht sein: Amazon wird der kostenlose Versand zu teuer und schränkt diesen künftig ein. Das er sich hierbei jedoch anscheinend äußerst ungeschickt anstellt, ist die eine Sache und ausführlich an anderer Stelle nachzulesen. Grund für Schadenfreude könnte für viele jedoch ein anderer Aspekt sein. Schließlich, kann man Amazon getrost als den großen Treiber des Versandkostenfrei-Wahnsinns bezeichnen. Früher war die Berechnung von Versandkosten für Kunden durchaus normal. Heutzutage wird die versandkostenfreie Lieferung schon beinahe erwartet. Schließlich macht Amazon es ja auch.
Auch vielen E-Commerce Experten, gilt die versandkostenfreie Lieferung als wichtiger Hebel für den Erfolg im E-Commerce. Ich habe das ja schon immer etwas differenzierter gesehen und erachte die Versandkostenthematik nicht als entscheidend.
Hinzu kommt, dass für viele Händler die Versandkosten nach wie vor wichtiger Bestandteil der Marge sind. Sie können es sich schlicht oftmals nicht leisten, darauf zu verzichten.
Hinzu kommt, das mir das konkrete Praxisbeispiel fehlt, bei dem sich für einen Händler die Umstellung auf versandkostenfreie Lieferung signifikant auf die Umsätze geschweige denn Erlöse ausgewirkt hätte. Andere Beispiele kenne ich aber durchaus.
Ich lasse mich jedoch gerne vom Gegenteil überzeugen und freue mich auf konkrete Leserbeispiele, gerne auch anonym.
P.S.: Unsere Leser sehen es anscheinend übrigens ähnlich. Bei unserer Umfrage im November unter 225 Teilnehmern waren lediglich 13% der Meinung, dass es künftig keine Versandkosten mehr geben wird. 35% sind sich sicher, dass man auch in den nächsten Jahren noch Lieferkosten berechnen kann und 52% der Leser glauben dass dies künftig vom Sortiment und der Wettbewerbssituation abhängen wird.
Weiterführende und sehr ausführliche Links, wie sich Amazon bei der Umstellung blamiert: http://etailment.de/2012/kommentar-amazon-will-den-kostenlosen-versand-einschraenken-und-stellt-sich-dabei-selbst-ein-bein/ und http://www.webzapper.de/2012/12/13/plus-programm-amazon-wird-der-kostenlose-versand-zu-teuer/
Martin / Dimido.de meint
Einige klassische Versandhändler verlangen einen Mindestbestellungswert, sodass diese Überhaupt eine Bestellung zulassen. Auch die Version einer Zusatzgebühr für Bestellungen unter 10 Euro ist nicht unbekannt.
carsten meint
naja, es ist ja keine versandkostenfreie Lieferung, schließlich bezahlt man ja dafür den Prime Tarif mit 29 Euro im Monat. Auch wenn dieser natürlich nicht die Kosten abdeckt. Amazon betreibt halt eine andere Mischkalkulation, sie sind größer und können das natürlich eher als der kleine Versandhändler.
Michael Wiechert meint
@Martin
Dies ist ja richtig nur schaffen es normale Versender dies normalerweise von vornherein relativ klar und für den Kunden verständlich zu kommunizieren, was hier bei Ama offensichtlich nicht der Fall ist.
Allerdings könnte sich Ama solche Spielchen eigentlich auch gleich sparen, denn was nützt ein faktischer Mindestbestellwert wenn im Laufe des Logistikprozesses der Auftrag dann eh auseinander gerissen wird und der Kunde dann 3 Pakete aus 3 verschiedenen Paketzentren bekommt, was bei Amazon aber auch zunehmend bei anderen Großversendern die Regel ist.
Dabei gehört es ja eigentlich zum Versandhandels-1×1 Teillieferungen zu vermeiden.
Karin / EASYCHECK.NET meint
Eigentlich erstaunlich, dass es Amazon trotz seiner Marktmacht (noch) nicht schafft, signifikante Gewinne einzufahren.
Wenn jetzt lokale Einzelhändler Same Day Delivery anbieten, bekommt Amazon unverhofft auch noch aus dieser Ecke Konkurrenz.
2013 wird spannend!
Jana meint
Wenn ich in die Stadt zum einkaufen fahre, habe ich Benzinkosten, Parkhaus-Gebühren. Diese fallen selbst dann an, wenn ich in den Läden nichts geeignetes finde und ohne Einkauf nach Hause fahren muß. Je nach Größe der Stadt (unterschiede in den Parkgebühren) können da leicht 4,00 EUR und mehr zusammenkommen … Für diese 4,00 oder durchschn. 4,90 bekomme ich aber im Versandhandel meine Ware bequem und für mich angenehm nach Hause geliefert, ohne stressiges anprobieren in überfüllten Läden, ohne Benzinkosten, ohne Parkgebühren. Selbst wenn ich diese Ware dann auch nicht behalte (wie im obigen Beispiel „nichts beim einkaufen“ finde) sind diese Kosten doch genauso angefallen, die entsprechende Leistung für diese „Versandkosten“ habe ich ja gehabt, die Nutzung daraus gezogen, genauso wie aus den Benzinkosten und Parkgebühren die für mich anfallen beim regulären Stadtbummel, die sind ja auch weg, egal ob ich was schönes entdeckt habe oder nicht.
Gut, in den Großstädten fährt man wohl eher mit der U-Bahn/S-Bahn, aber auch das kostet doch Fahrkartengeld, denn die wenigsten wohnen direkt in der Einkaufsmeile (beziehe mich hier jetzt direkt auf Klamotten-Kauf weil da fast am meisten wg. Versandkosten gemeckert wird, Zalando&Amaz sei Dank)
Insofern ist das Gemecker nicht nachvollziehbar, es erklärt sich eigentlich tatsächlich daraus, daß irgendwer (ama?) mal damit angefangen hat und nun wird es von allen verlangt … die Geisterdie ich rief, werd ich nicht mehr los (wie Zal mit seinem schreib vor Glück- oder schicks zurück, die haben es auch für alle anderen „verdorben“ und es müssen alle mit ausbaden, was die eingerührt haben.
Wehrwolf meint
Der Begriff „versandkostenfrei“ ist schon ein Irrtum in sich, denn es gibt (für den Versender) keinen kostenlosen Versand!
Eigentlich müsste es „empfangskostenfrei“ heißen.
Da aber die Versandkosten immer auch in die Kalkulation einfließen (müssen), stimmt auch das nicht.
Irgendwann wird irgendwo ein Händler, der einen Artikel „frei von allen Versandkosten“ anbietet, einem Abmahner nachweisen müssen, dass er SÄMTLICHE durch den Versand entstehenden Kosten (einschließlich Geld-, Personal- und Materialkosten) NICHT in die Kalkulation einfließen lässt.
Wer kann dass?
Wie wird dann bei dieser Lüge ein Richter entscheiden?
Der Kunde wird ja – entgegen der verbindlichen Aussage – doch mit den Versandkosten belastet.
Jan meint
@carsten: es sind 29,- Euro im Jahr, nicht im Monat.