Ein Onlineshop, der seinen Betreiber anständig ernähren können soll, muss mindestens 1 Million Jahresumsatz generieren. Egal, mit wem ich in der Vergangenheit über dieses Thema diskutierte, es wurden interessanterweise immer die gleichen Zahlen genannt bzw. geschätzt: 1 Million Umsatz, 5% Umsatzrendite. Ergänzt mit der Aussage: „… dann ist der Shop-Betreiber aber noch lange nicht auf der sicheren Seite, sondern muss weitere daran arbeiten das Geschäft auszubauen.“
Mit einer Million ist man noch nicht über dem Berg
Ein Betriebswirtschaftler hat es mir sogar einmal sauber und unter Berücksichtigung der verschiedensten Kosten (Zinsen auf Kredit für Warenkauf, Abschreibungen, Betriebskosten etc. pp.) ausgerechnet. Am Ende kam er dann auf das selbe Ergebnis von 1 Million Jahresumsatz, 5% Umsatzrendite und der Aussage, dass sich der Betreiber dann immer noch nicht zurücklehnen kann und stressfrei der Zukunft entgegensehen kann.
Leider habe dessen Zahlen bzw. Annahmen nicht mehr im Kopf, da zwischen Tür und Angel gerechnet wurde. Nur noch eine Annahme habe ich Kopf – der Onlineshop muss eine kleine Familie ernähren können.
Wie viel Umsatz braucht ein zukunftsfähiger Onlineshop?
Doch was sagen Sie dazu – Sie sind ja selbst Shop-Betreiber oder bewegen sich schon lange im E-Commerce. Haben meine Gesprächspartner – deren Meinung ich teile – recht, wenn sie sagen ein Onlineshop braucht 1 Million Jahresumsatz um eine kleine Familie ernähren zu können?
Womit sich der Onlineshop übrigens schon locker im Top 500-Ranking der deutschen Shops befindet.
Meinungen, Rechenbeispiele, Erfahrungen etc. bitte als Kommentar oder als Mail an info@shopanbieter.de. Auf Wunsch können wir Ihre Erfahrungen selbstverständlich gerne anonym bzw. vertraulich behandeln!
H.P. meint
Würde mich mal interessieren wie die Zusammenstellung genau ist.
1 Million Umsatz ist doch nur ’ne Zahl, kommt doch darauf an welche Kosten der Shopbetreiber hat (externes Marketing,System, Hosting, Mitarbeiter, Fulfillment, Payment, Steuern, Versicherung, Agenturkosten, etc.) und, nicht ganz unrelevant, wieviel Marge es überhaupt im Verkaufssortiment gibt.
würde ich von einem BWLer der bei mir arbeitet so eine Pauschalaussage hören sollte der sich nach ’nem anderen Job umschauen! Kann gern zu irgendeiner Bank gehen und den Leuten dort Bären aufbinden.
Wie auch immer, eine kleine Familie muss man nicht ernähren können, ein Ernährer im Hause gibt es in größerer Anzahl vermutlich nur noch in Bayern und Baden Württemberg, und vermutlich nicht mal da noch lange.
Zudem kommt e auch darauf an wieviel eine kleine Familie benötigt, immerhin gibt es Leute die der Meinung sind der Betrag liege genau beim Hartz IV Regelsatz. Auch hier dürfte es beträchtliche regionale Unterschiede geben die in die Pauschalaussage wohl auch kaum eingeflossen sind.
Ein gutes Sortiment mit anstäniger Marge, keine hohen monatlichen Kosten und genügsame Lebensumstände vorausgesetzt bin ich persönlich der Meinung das man sich durchaus ab 120k€ aufwärts durchschlagen kann. Mehr ist natürlich nicht verkehrt, aber bringt nur dann etwas wenn vom erzielten Mehrumsatz auch mehr in der Tasche bleibt und nicht an externe Dienstleister gezahlt werden muss.
Peter meint
Klar, ist dies nur eine Pauschalaussage. Anders geht es aber auch gar nicht, da viel zuviele Faktoren, wie eben die von Dir angesprochene persönliche Situation eine Rolle spielen.
Der BWLer hat übrigens schon ein paar handfeste Zahlen aus seiner Erfahrung genannt.Mangels Erinnerungsvermögen meinerseits wurde es zu einer Pauschalaussage. 😉
Aber rechnen wir doch einfach einmal:
120.000 € Umsatz
72.000 € Wareneinsatz (70 % Aufschlag auf EK)
12.000 € Marketing (10% Marketingkosten ist eher zuwenig)
10.000 € Paymentkosten (8% für Boni, Zahlungsabwicklung, Ausfall etc.)
Bleiben 26.000 € im Jahr oder 2.166 € im Monat. Davon mögen aber noch jede Menge Kosten bezahlt werden. Wäre mal interessant zu wissen, was ein Shop-Betreiber monatlich so alles an Kosten hat nur um den Shop am laufen zu halten.
Steffen meint
@H.P. Was ist denn eine anständige Marge?
Ob nun eine Million oder etwas darunter – ein professioneller Shop muss ordentlich Umsatz machen. Otto rechnet mit einer Rendite von 4% – In anderen Branchen ist eventuell etwas mehr drin…oder auch nicht.
Wenn z.B. ein Versender von einem Warenumsatz von 1 M€ redet wäre folgende Rechnung anzusetzen. Annahme Mark-Up Faktor 2.
1 M€ – 19% Mwst. – Wareneinkauf = 340 T€
abzüglich Versand, Retouren, Payment, Ausfälle, Kredite, Shopanpassungen, Marketing, Miete, Gehälter (z.B. x Mitarbeiter a‘ 55 T€) usw. da kann man sich leicht ausrechnen was am Ende übrig bleibt…
Einen Shop der „nebenher“ aus dem heimischen Büro und Keller ohne zusätzliche Mietkosten u. Personal betrieben wird entzieht sich diesem Vergleich, denn hier lassen sich ganz andere Margen erzielen…
Hanspeter Z'graggen meint
Genau Steffen;
Ich betreibe seit Jahren nebenberuflich einen Shop und kann damit ein privates Aufforstprojekt, eine Helikraeuerfarm und 2-6 Arbeitsplaetze in Nicaragua unterhalten;
Mein Erfahrung: Wenig ist oftmals mehr:
Statt Umsatz um jeden Preis und Massenware habe ich stets ein Nischenbereich gesucht und betrieben – mit sehr guten Margen, wenig Risiken und Freude am Tun.
30% Bruttorendite von 30’000 Umsatz bringen letzlich 10x mehr mehr als 1 Promille von einer Million Umsatz.
michael wiechert meint
Mit Verlaub – solche Pauschalaussagen sind (natürlich) Blödsinn.
Zum einen kommt es nicht auf den Umsatz an sondern auf den damit operativ erwirtschafteten Deckungsbeitrag – 1 Mio Umsatz bei 999.999 Euro Wareneinsatz helfen wenig, genauso wie 1 Mio bei 2 Mio Adwords-Kosten wenig helfen…
Zum zweiten kommt es auf den Kostenblock an, nämlich darauf, was an Logistik, IT, Verwaltung, Personal aufgebracht werden muss.
Peter meint
Klar, Pauschalaussagen sind eigentlich stets nur bedingt geeignet. Aber sie regen zur Diskussion an. 😉
Und richtig ist ja auch, dass sich viel zu viele Shop-Betreiber keinen Kopf um die betriebswirtschaftliche Seite und die tatsächlichen Kosten machen bevor sie ihren Onlinehandel starten.
Henne meint
Totaler Schrott den Ihr hier schreibt. Ich kenne Leute die 100% bzw. 1000% an Ihren Produkte machen und die brauchen keine Million Umsatz. Wir sind euch deutlich unter 1 Mio und können sehr gut davon Leben mit 4 Personen. Ich glaube die Betreiber dieser Seite haben keine Ahnung.
Oliver meint
Diese Aussage ist aber auch nur tragbar, sofern Produkte kostspielig mit einer geringen Marge eingekauft werden müssen. Ich kenne Shopbetreiber, dessen Marge jenseits der 20% liegt und die davon wirklich gut leben können. Noch besser ist es natürlich, wenn eigene Produkte vertrieben werden, jedoch ist das nicht jedem möglich.
Sebastian Feuster (alias Fossi) meint
In der 1. Stunde Betriebswirtschaftslehre hat mein Lehrer mir den wichtigsten Satz meiner ganzen Lehre mit auf den Weg gegeben: „Umsatz ist nicht gleich Gewinn!“.
Die hier getroffenen Pauschalaussage (1 Mio) finde ich daher für ziemlichen Blödsinn.
Jeder Händler hat eine ganz andere Kostenstruktur sowie Margen!
Viele kleinere Versandhändler kommen auch mit einem kleinen Bruchteil dieser Million sehr gut über die Runden.
Wenn man für die 1 Million Umsatz 20 Angestellte braucht und dann Elektroartikel handelt, könnte es wirklich end werden. Ganz anders sieht die Million dann wieder bei Kleinbetrieben mit Nischenartikeln aus…
Hier wird inzwischen auch darüber diskutiert:
http://www.sellerforum.de/small-talk-allgemeines-f1/onlineshops-benoetigen-mind-1-mio-euro-umsatz-t15755.html
Peter meint
Das Pauschalaussagen die Gefahr der Unzuverlässigkeit beinhalten, hatten wir ja schon geklärt. Auch dass diese Aussage, vor allem die Diskussion anregen sollten, was geklappt hat. 😉
Interessanter wären jetzt aber mal Zahlen aus der Praxis, die diese Aussage ad absurdum führen.
Geht über den Blogkommentar auch sehr schön anonym.
P.S.: Um die Tatsache, dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist geht es bei dem Artikel ja eigentlich auch.
Matze meint
Wir haben Artikel mit mehr als 400 % Gewinnspanne bei relativ geringen EK. Parallel haben wir aber auch Waren mit nur 25 % Marge. Beide bleiben inseriert, um das Interesse in unserem Shop hoch zu halten. Es kommt darauf an wie hoch die zusätzlichen Kosten ausfallen. Man kann eine Menge Geld sinnlos vernichten bzw. falsch investieren. Aber wäre schon sehr unklug hier ins Detail zu gehen…..
Matze
Willi F. meint
Hallo,
die Ein-Personen-Firma ‚Immobilienmakler‘, die ein oder zwei Häuser im Jahr verkauft, gehört demnach zu den TOP 500 oder TOP 250?
Daran sieht man: Eine Gewichtung nach Umsatz ist totaler Quatsch!
Wenn hier nicht der Ertrag zum Tragen kommt, machen solche Artikel und „Untersuchungen“ überhaupt keinen Sinn und sind es nicht wert, sich darüber zu ereifern. Das hier kann man getrost abhaken!
Micha meint
Ich denke nicht, dass Immobilienmakler zum Genre eCommerce gehören. Ein anderes Beispiel wäre da wohl besser gewesen. 😉
Ich finde diese Zahl nicht verwerflich, denn man sollte auch die Zeit mit einbeziehen. Ein Shop muss nicht über 20 oder 30 Jahre hinweg gut laufen. Es gibt Zeiten, in denen man auf einmal viel Geld investieren muss, um überleben zu können. Und dafür benötigt man Rücklagen. Nur weil man einige Jahre gut verdient, hat das nichts zu heissen, dass Leben geht etwas länger.
Sicherlich gibt es Unterschiede und nicht alle sind gleich. Aber im groben ist es nicht wirklich weit her geholt.
Willi F. meint
Hallo Micha,
ist ja nur ein Beispiel.
Obschon – das ist doch auch nur noch eine Frage der Zeit…
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Nimm – nur für Dich – einen Shop mit anderen teuren Artikeln – von Ferrari bis Bentley, oder einen Reiseshop, der in Moskow für 50 Tage die Suite mit Blick auf den Kremel vermietet – es gibt doch viele Möglichkeiten, wo jemand mit ein oder zwei „Geschäften“ die Mio reißt…
Micha meint
Ich glaube gerade in diesen Bereichen benötigt man Kapital, um dies machen zu können. Ferrari lässt nicht jeden seine Autos verkaufen, da muss man schon im Vorfeld ein Kontingent abnehmen. Wenn man da also rein will, braucht man schon Geld. Das ist dann eine andere Liga und Kalkulation.
Nur warum sollte man eine Minderheit einbeziehen. Mit ein bisschen Glück ist alles anders. Nur gibt es von solchen Firmen wirklich nicht viele im eCommerce Bereich.
Sorry, dass ich Dir dieses Beispiel schon wieder madig mache. 🙂
Anhand unserer Kunden, die wir selbst betreuen, lässt sich schon feststellen, dass an der Pauschalaussage was dran ist. +/- gibt es immer.
Willi F. meint
Hallo Micha,
nö, nix madig!
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Ich weiß, wieviel ein alter, gebrauchter Ferrari kostet – dazu braucht man keine Verkaufserlaubis. Und Hotelzimmer für über 20.000 Euro/Nacht gibt es auch viele, sehr viele.
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Aber das plänkelt nur alles am eigentlichen Thema vorbei.
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Ich wollte damit ja nur sagen (lies es bitte oben noch einmal nach) dass es totaler Kokolores ist, die Größe nach dem Umsatz zu bestimmen.
Was ist mit Karstadt? Umsatz ohne Ende – Pleite!
Oder Quelle? Onlineshops mit viiiel Umsatz – trotzdem Pleite!
Das soll Größe sein?
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Ein Onlineshop, der mehreren Angestellten dauerhaft Arbeit gibt – das ist Größe, egal wieviel Umsatz der macht.
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Wenn es aber am Euro aufgehangen werden soll – siehe oben: Ertrag, Ertrag, Ertrag!
Rene meint
Ich stimme der Aussage völlig zu. Ich mache zur Zeit jährlich einen Umsatz von ca. 300000 Euro und habe kein Geld auf dem Konto. Ich rechne jedoch mit meist 5-10% Gewinn pro Verkauf.