Die Aufregung war groß, als der BGH im März entschied, dass man die Preise für ein Produkt im Shop erst erhöhen darf, wenn die entsprechende Änderung auch in der Preissuchmaschine angezeigt wird. Dies sei dem Händler zuzumuten, denn der Verbraucher erwarte eine “höchstmögliche Aktualität”.
Als Konsequenz auf dieses Urteil, müssen Onlinehändler vor Preiserhöhungen seitdem also darauf achten, diese im eigenen Onlineshop erst dann vorzunehmen, wenn der Preis in allen seinen genutzten Preissuchmaschinen bereits aktualisiert wurde. Die Krux ist, dass der Händler in der Regel keinen Einfluss darauf hat, wann die Daten in den Preisvergleichslisten aktualisiert werden.
Mehr oder weniger unisono verwiesen die Preissuchmaschinen auf unsere Nachfrage seinerzeit, dass erst noch die genaue Urteilsbegründung abgewartet werden müsse, bevor man wirklich aktiv werden könne.
Jedoch versprach man, das Thema sehr aufmerksam zu verfolgen und an Lösungen zu arbeiten, die den Shop-Betreiber vor Abmahnungen schütze.
Urteilsbegründung liegt vor
Die Urteilsbegründung liegt jetzt vor. Der shopbetreiber-blog veröffentlichte diese letzte Woche und trifft als Fazit:
Bei aller Schwierigkeiten, die dieses Urteil für Händler und Portale nach sich zieht, muss man festhalten, dass es schlüssig und verständlich ist. Der Verbraucher wird durch eine fehlerhafte Listung – gerade des ersten Platzes – in die Irre geführt, wenn der erste Platz nicht gerechtfertigt ist. Für Händler bedeutet dieses Urteil, wenn man evtl. Abmahnungen entgehen will, dass man nur noch in Preissuchmaschinen wirbt, die sofortige Preisupdates realisieren können.
Und wie das Urteil zeigt: Auch ein Zeitindex am Preis hilft hier nicht unbedingt weiter. Der Verbraucher geht davon aus, dass ein auf Platz 1 gelistetes Angebot auch tatsächlich das günstigste ist und nicht vor drei Tagen der günstigste war.
Echtzeitabfrage als Königslösung
Die Frage ist nun, ob und wie die Preissuchmaschinen-Betreiber darauf reagieren werden.
Bisher ist ja noch nicht all zu viel geschehen. Zwar haben als Sofortmaßnahme seinerzeit quasi alle Preissuchmaschinen die Suchergebnisse deutlich mit dem jeweilig letzten Zeitpunkt der Aktualisierung gekennzeichnet und oftmals einen zusätzlichen Hinweis auf die alleinige Gültigkeit des Preises im Shop aufgenommen.
Doch das dies nicht reichen würde, war bereits seinerzeit klar. Eine Live-Abfrage der Preise oder Echtzeitaktualisierung bei Preisänderungen wäre wohl die beste Lösung. Wie die vielen Kommentare auf unseren damaligen Artikel zeigen, ließe sich dies technisch zwar realisieren jedoch wird hier eine immense Datenlast befürchtet.
Auch die Preissuchmaschinen haben in dieser Richtung scheinbar noch nicht wirklich etwas getan.
Nach wie vor sprechen die Preissuchmaschinen in ihren Beschreibungen bestenfalls von der Möglichkeit einer täglichen Aktualisierung. Bei Preisroboter kann man immerhin manuell einen kostenpflichtigen Sofortscan veranlassen. Dafür verspricht Preisroboter dann die Preise schnellstmöglich zu aktualisieren.
Marco Wurzbacher meint
Die Aussage im letzten Absatz ist falsch. Schottenland bietet den angemeldeten Händlern seit Ende März 2010 eine API über die Angebotsdaten in Echtzeit aktualisiert werden können. Diese Schnittstelle wird von zahlreichen Händlern erfolgreich eingesetzt.
Zudem ist für Shopbetreiber wichtig zu wissen, dass das aktuelle Urteil sich zwar auf Preisänderungen bezieht, juristisch aber Verfügbarkeits- und Versandkostenangaben gleichwertig zu betrachten sind.
PreisRoboter.de meint
Vielen Dank für die Erwähnung von PreisRoboter.de.
Leider sind die Angaben nicht mehr aktuell, denn wir bieten inzwischen Realtime-Index-Updates (Latenz max. 60 Sekunden) sowie eine API für unsere Kunden an, womit Sofortscans etc. ausgelöst werden können.
Unser neues Tarifsystem beinhaltet – bei gleichen Preisen – je nach Tarif außerdem seit 01.08.2010 zwischen 20 und 180 Sofortscans inklusive.
Viele Grüße,
PreisRoboter.de
H.P. meint
Bei den großen Preissuchmaschinen sind die Zeiträume innerhalb derer die Daten aktualisiert werden in den letzten Jahren massiv verkleinert worden, es gibt wohl Dienste die alle 5 Minuten den Datenbestand abholen.
Allerdings ist hier tatsächlich eine ziemlich hohe Performance notwendig wenn der Shop ein paar Artikel mehr hat, sieht man sich gängige Exportmodule an möchte ich da meinen Shop nicht auf irgendeinem normalen Webpaket liegen haben.
Echtzeitaktualisierung sollte vom Shopbetreiber initiiert werden, wenn die Suchmaschine bei jedem Aufruf alle Preise aktualisieren würde wäre dies wohl ein schweres Performanceproblem. Es wird also letztendlich an uns Shopsystemherstellern liegen eine technische Lösung zu bauen. Allerdings haben sich die Preissuchmaschinen diesbezüglich bislang mit Vorschlägen dezent zurückgehalten.
Wie auch immer, letztendlich wird es wohl praktikabel sein vorerst manuelle Crawlanforderungen zu ermöglichen, denn so ließe sich das juristische Risiko auf den Shopbetreiber verlagern. Öfter zu crawlen wäre auch ein gangbarer Weg, denn so müsste erstmal herausgefunden werden das ein Angebot x Minuten/Stunden/Tage nicht mehr aktuell ist, bei einer Aktualisierungszeit von ein paar Minuten wird das wohl kaum großartig feststellbar sein wenn man keine maschinelle Prüfung macht. Hier dürfte dann das gute alte „Wo kein Kläger da keine Klage…“ Mantra gelten.
H.P. meint
-> Marco Wurzbacher & PreisRoboter.de
Es wäre schön wenn man über solche Entwicklungen auch die Partner bei den Shopsystemen informieren würde. Hätte ja Sinn wenn die Shopsysteme so etwas einbauen könnten. Übrigens ein (!!!) Protokoll für das Auslösen eines Crawlingvorganges bzw. Melden einer Veränderung hätte echten Charme, für jeden Preisvergleich eine API Anbindung zu realisieren ist schlicht sehr mühselig und eine für Shopsystemhersteller äußerst undankbare Arbeit.
P.D. meint
Meiner Ansicht nach, sollten die Preisvergleiche endlich eine Art Standard schaffen. Es kann doch nicht sein, dass man gerade als Händler nach einem Update anfangen muss jeden einzelnen PV abzuarbeiten. Schnittstellen sind ja schön und gut (gerade weil auch die Shopsystemhersteller diese mit einfließen lassen können), aber wie wäre eine STANDARD-SCHNITTSTELLE??? – Genau deshalb entstand http://www.openpcsa.org und wenn bereits eine Schnittstelle existiert sollte das Anpassen von OPCSA an die bisherige auch kein Problem mehr bereiten.
Ernsthaft, wir sollten ein solches Urteil (in wie weit das auch immer nachvollziehbar ist) als CHANCE NUTZEN!
Also: http://www.OpenPCSA.org
P.D. meint
Meiner Ansicht nach, sollten die Preisvergleiche endlich eine Art Standard schaffen. Es kann doch nicht sein, dass man gerade als Händler nach einem Update anfangen muss jeden einzelnen PV abzuarbeiten. Schnittstellen sind ja schön und gut (gerade weil auch die Shopsystemhersteller diese mit einfließen lassen können), aber wie wäre eine STANDARD-SCHNITTSTELLE??? – Genau deshalb entstand das Projekt OpenPCSA und wenn bereits eine Schnittstelle existiert sollte das Anpassen von OPCSA an die bisherige auch kein Problem mehr bereiten.
Ernsthaft, wir sollten ein solches Urteil (in wie weit das auch immer nachvollziehbar ist) als CHANCE NUTZEN!
OpenPCSA.org
Luxus Online meint
Also ich sehe darin kein Problem für den Shopbetreiber, sofern die Preissuchmaschinen die bereitgestellten Daten sehr schnell, also 5 Minuten einlesen. Dann reicht doch auch noch der alt bekannte cxv upload. Dann mache ich das eben so, ändere als Shopbetreiber 24 Uhr alle Preise, zuvor schalte ich den Shop off, sobald die neuen Preise i den Preissuchmaschinen eingespielt sind schalte ich wieder on. Dann habe ich keine große Datenlast mehr. So und wenn jetzt noch Geld da ist, dann lasse ich das ganze per cronjob machen.
Andy meint
Sorry, verstehe denn Sinn von deiner Schnittstelle nicht. Denn die eigentliche Schnittstelle vom Shop zu den Preisvergleichen ist doch in Form von einer Ausgabe der CSV Datei schon da, oder?
P.D. meint
Hallo Andy,
mit der Schnittstelle ist es möglich das erneute Abgreifen der CSV von außen anzustoßen. Neben dieser Funktion werden durch OpenPCSA aber noch weitere unterstützt. So kann man beispielsweise Auslesen, wann die Daten das letzte Mal abgegriffen (und verarbeitet wurden) u.v.m.
Das ist quasi der optimale Ansatz für eine Shopsoftware, die nach einer Veränderung die CSV automatisch anstößt und entsprechendes Feedback bekommt, wann der neuste Stand oben ist.
H.P. meint
Habt Ihr über sowas eigentlich mit irgendeinem Preisvergleicher mal gesprochen?
Ist ja nett eine Schnittstelle / ein „Protokoll“ zu erschaffen, aber offenkundig wird das Teil doch bislang noch von niemandem unterstützt oder sollte ich diese Sektion der Webseite irgendwie übersehen haben?