Amazon, bisher treuer Kunde von DHL, setzt jetzt (auch) auf Hermes, berichtet Golem. Mit zunächst fünf Mio. Paketen pro Jahr und der Aussicht auf jährlich 15 Mio. Pakete ist das ein schönes Kuchenstück, das die Otto-Tochter da gewinnen konnte.
Seit einiger Zeit wirbt Hermes vermehrt auch um kleinere oder mittlere Online-Shops – aber ist der Post-Konkurrent für solche eine echte Option? Oder sind kleinere Händler schlicht an DHL gefesselt? Was sind Ihre Erfahrungen?
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
PS: In den Kommentaren wird heftig über die Hermes-Boten hergezogen. Aber wäre ein schlechtes Erscheinungsbild allein schon ein Grund, sich gegen den Dienstleister zu entscheiden? Oder stimmt die unterstellte Unzuverlässigkeit mit Ihren Erfahrungen überein (bei uns kommt immer ein sehr netter und zuverlässiger Hermes-Bote!)?
H.P. meint
An sich nichts gegen Hermes, aber die Berechnungsmöglichkeiten für die Versandkosten sind aufgrund des strikten Volumengewichtsmodelles, mit Verlaub, bescheiden.
DHL kann man auch mit Gewicht berechnen, für gewöhnlich geht das über eine kleine Mischkalkulation ganz gut. Bei Hermes gibt es das so nicht, auch auf Nachfrage konnte Hermes keine Alternativen nennen. Wir haben ein Pauschalmodul eingestellt, da muss der Shopbetreiber dann eben die große Mischkalkulation übernehmen.
Klarer Vorteil für DHL & Co würde ich meinen.
Was mich immer wieder wundert ist das Dienste wie go! kaum genutzt werden und auch Spezialdienste wie wertgutexpress kaum zu finden sind.
Martin H. meint
Im Prinzip ist die Berechnung für Hermes auch einfach, nur braucht man erstmal alle drei Ausdehnungen eines jeden Produkts. Da ist das Gewicht als Berechnungsgrundlage bequemer. Was das mit einer kleinen Mischkalkulation zu tun hat, verstehe ich aber nicht. Entweder ich berechne den Versand nach Gewicht für jede Bestellung oder ich habe vorher eine Pauschale (oder mehrere) festgelegt/berechnet. Habe ich etwas übersehen?
„dass Dienste wie go! kaum genutzt werden“
Von den Käufern kaum genutzt oder von den Shopbetreibern kaum angeboten werden?
H.P. meint
Es ist ja bei Hermes nicht das reine Volumengewicht sondern das welches in die festen Paketgrößen hineinpasst. Es reicht also nicht einfach nur die Dimensionen zu berechnen (was noch ginge denn bei uns gibt es die Möglichkeit entsprechende Direktattribute zu nutzen), man muss auch den kompletten Warenkorb bestehens aus x Produkten optimal in die jeweiligen Pakete verteilen.
Das geht bei einer reinen Gewichtskalkulation durchaus, bei dem Hermes Modell ist der Aufwand deutlich zu hoch.
Mit kleiner Kalkulation ist eine Mischkalkulation basierend auf den Versandkosten aus einer auf dem Gewicht basierenden Versandkostenberechnung (wo einem eigentlich nur großvolumige Produkte die Mischkalkulation komplizieren können), mit großer Mischkalkulation die Problematik einer nicht genau vorauszusagenden Versandkostenhöhe die man so anwenden soll das die Versandkosten trotzdem gedeckt werden können, gemeint.
Keine gute Formulierung, aber der Unterschied dürfte recht schnell ins Auge fallen denke ich.
Herbert Rietz meint
Also meines wissens nach kann man sich als onlinehändler, der eine bestimmte jahresmenge erreicht, bei hermes als profi paketversender bewerben. dann bekommt man individuelle preise für seine pakete in mehr als nur 3 größenklassen. die werden dann wohl auch abgeholt beim shopbetreiber zu preisen, die mit denen in den paketshops vergleichbar sind.
ich versende mit hermes seit jahren und habe noch nie probleme gehabt, alles angekommen, was früher bei anderen logistikern nicht der fall war.
H.P. meint
Mehr Größenklassen lösen das Problem der Berechenbarkeit nicht.
Laut Preisauszeichnungsverordnung müssen die Versandkosten bei der Bestellung angegeben werden, dass muss das System also berechnen können, und genau hier liegt der Haken. Deswegen gibt es für DHL und Co Versandkostenberechnungsmodule, für Hermes gelingt das aufgrund der o.g. Probleme nicht oder nur unzureichend und damit zwangsweise inkl. komlizierer Mischkalkulation.
Das Hermes ansonsten guten Service bietet mag sein, aber dieses Problem, das ursprünglich keines war denn Hermes konnte es sich durch die Fokussierung auf große Versandhandelshäuser leisten so zu verfahren, ist nach wie vor ungelöst.
Herbert Rietz meint
ich versteh nicht, wie viele shopbetreiber es sich sooo schwer machen mit der versandkostenberechnung überhaupt.
meine deutschland – kunden zahlen bis warenwert 40 eu = 2 eu anteilige versandkostenpauschale und ab dann nichts mehr.
das wird sehr gut angenommen, zumal die großen versender ja nicht so günstige vk pauschalen haben und meine kunden auf einen blick wissen, was es versand kostet.
und da macht hermes auch sinn, weil ich für mich kalkulieren kann, was mich das paket kostet.
obergrenze 8,90 im paketshop. und je höher der warenwert meiner kunden, desto leichter kann ich diese überschaubare summe tragen.
ich meint
Hallo,
habt Ihr Euch schon mal mit den Paket-Laufzeiten bechäftigt?
Da sind die Kosten zweitrangig! Ich war einige Monate bei HERMES: Paket Montags abgeholt, Freitags (!) noch nicht (!) beim Kunden. Sowas geht einfach nicht, selbst wenn es umsonst wäre…
H.P. meint
Du hast auch ein vergleichsweise homogenes Angebot bzgl. Größe und Gewicht, zudem sind in dem Bereich die Margen noch ok, es gibt kaum Preiskampf.
Das sieht in vielen Bereichen anders aus.
Herbert Rietz meint
montags abgegeben, mittwoch beim kunden, und das fast immer.
ich finde, das reicht als laufzeit.
ups ist schneller stimmt, dafür bostet es mich mehr.
und bei dhl muss sich der kunde das paket mit flyern oder anderem bei der post in x km entfernung abholen, weil es dem zusteller zu schwer war.
außerdem hab ich bei hermes die vorsteuer, was ja bei der post immer noch nicht geht…
Martin Schröder meint
Um auch mal die Kundensicht ins Spiel zu bringen: Ich bestelle nicht bei Händlern, die nicht über DHL versenden. Denn meine Lieferadresse ist stets die Packstation bei mir um die Ecke, und daher kommt halt nur DHL in Frage.
Ich bin sicher nicht der einzige, der tagsüber nicht zu Hause ist und sich seine privaten Bestellungen nicht ins Büro senden lassen möchte, wo sie von den Kollegen erst einmal ausgiebig besprochen werden („Meine Güte, was Du Dir immer für einen Krams bestellst“). Wenn ich doch einmal eine Lieferung per (Nicht-DHL-) Paketdienst erhalte, klebt an der Hauseingangstür ein Zettel, dass ich bitte unter irgendeiner Rufnummer einen neuen Liefertermin vereinbaren möchte. Das ist mir viel zu kompliziert, ich habe einfach keine Lust mehr, meinen Sendungen hinterher zu laufen.