Die „Black Week“, die letzte Novemberwoche vor dem Cyber Monday am 30. November, ist vorbei – und in der Branche hagelt es von allen Seiten Fabel-Zahlen. Die diesjährige Schnäppchen-Schlacht rund um den Black Friday war dabei wohl nur der Auftakt für ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Weihnachtsgeschäft.
Während die Einzelhändler in den Innenstädten in der Corona-Weihnachtszeit über Frequenzverluste von bis zu 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr berichten, kommen die deutschen Online-Händler seit Wochen aus dem Pakete packen kaum noch heraus. Auf Amazon steigerten die Marktplatz-Händler allein in der Zeit zwischen Black Friday und Cyber Monday ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 60 Prozent. Damit liegt der Black Week-Effekt auf Amazon im allgemeinen E-Commerce-Mittel: Laut einer Auswertung des Zahlungsanbieters Klarna erwirtschafteten die deutschen Online-Händler in der Woche vor dem Cyber Monday durchschnittlich 60 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zum Vorjahr. Dabei spielte das Alter der Kundschaft, im Gegensatz zu den Vorjahren keine Rolle mehr – vor allem die 66-75-Jährigen haben in diesem Jahr offenbar die Schnäppchenwoche für sich entdeckt und gaben deutlich mehr Geld aus als im Vorjahr.
Dass sich der Umsatz-Anstieg nicht nur auf Amazon beschränkte, zeigen die Berichte mehrerer großer Online-Händler, die seit letzter Woche kaum noch aus dem Pakete packen rauskamen: Bei Otto beispielsweise stieg die Anzahl der Bestellungen am Cyber Weekend um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, die Anzahl der Besteller wuchs um ein Drittel. Die sehr hohen Versandmengen bringen die Otto-Logistik offenbar an ihre Grenzen; zumindest empfiehlt der Versender, Bestellungen von Weihnachtsgeschenken möglichst bis 16. Dezember aufzugeben. Arktis.de, Versender für Handyhüllen und Apple-Zubehör, verzeichnete ein Umsatzwachstum um 112 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Auch in der Multichannel-Rockstars-Gruppe überschlugen sich die positiven Berichte: Doppelte, vierfache oder sogar achtfache Umsätze im Vergleich zum Jahresdurchschnitt konnten manche Händler in der Black Week einfahren. Andererseits berichtete im Rahmen einer Umfrage jeder sechste der rund 80 teilnehmenden Rockstars von normalen oder sogar im Vergleich zum Jahresdurchschnitt niedrigeren Umsätzen in der Black Week.
Umsatzsteigerungen auch ohne Rabatte
Beim üblichen Umsatzsteigerungsquartett der Branche bleibt meistens die Gretchen-Frage offen: Wieviel des Umsatzsregens bleibt unterm Strich übrig – wenn man die Rabattschlachten und den bei manchen Händlern üblichen Umsatzeinbruch in den 10 bis 14 Tagen vor der Black Week mit einrechnet?
Branchenübergreifend lässt sich das nicht beantworten; aber Berichte einzelner Händler in den sozialen Netzen zeigen: Die Black Week funktioniert auch für Händler, die gar keine Rabatte anbieten. „Ich habe dieses Jahr einfach mal keine Deals gemacht“, berichtet beispielsweise ein Händler. „Genauso viel verkauft wie die Jahre davor, nur mehr Geld verdient.“