Die Corona-Krise dominiert weiter die Schlagzeilen, und bei immer mehr Händlern werden die Bestände immer knapper. Der große Einbruch kommt wohl erst im drei bis vier Wochen, warnt Stefan Grimm, Geschäftsführer des Restposten.de-Betreibers GKS Handelssysteme. Dazu kommt: Wie lange die Krise anhält, ist aktuell kaum absehbar. „Händler müssen jetzt mit Hochdruck an einem Plan B arbeiten“, mahnt Grimm im Podcast-Interview mit shopanbieter.de.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Virus treten immer deutlicher zutage: Vor einigen Tagen wurde die Beijing International Automotive Exhibition, Chinas mit 1.2000 Ausstellern und rund 800.000 Besuchern größte Automobilausstellung, auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch die japanische Fotomesse CP+ und das Jahrestreffen der International Trademark Association in Singapur wurden verlegt. In China selbst steht nach staatlicher Verordnung das gesamte Messeleben bis Ende März still, alle Messegelände sind geschlossen.
Und ob die Canton Fair, Chinas wichtigste Import- und Exportwarenmesse und für europäische Händler, die in China sourcen, unverzichtbarer Ordertermin, Mitte April wie geplant ihre Pforten öffnen kann, ist noch völlig offen. Nachrichten über eine Absage wurden geleakt, dann offiziell bestätigt und dann wieder zurückgenommen.
„Ausschließliches Sourcing in China ist ein typischer Anfängerfehler. Diese Händler stehen jetzt vor massiven Schwierigkeiten“, warnt Stefan Grimm, Geschäftsführer der GKS Handelssysteme GmbH, die unter anderem das Portal Restposten.de betreibt, im Podcast-Interview mit shopanbieter.de. „Wer das jetzt erst realisiert, hat den größten Teil des europäischen Messe-Frühjahrs bereits verpasst. Eigentlich hätte man vor vier Wochen damit beginnen müssen, an einem Plan B zu arbeiten.“
Doch auch jetzt gibt es noch Möglichkeiten, die drohenden Sortimentslücken zu vermeiden oder zu schließen. „Als erstes sollten Händler ihren Repricer weniger scharf einstellen und mit höheren Preisen und reduziertem Marketing versuchen, Verkäufe zu vermeiden, um das bestehende Sortiment zu strecken“, rät Grimm. „Und im zweiten Schritt unter Hochdruck bisher vernachlässigte Sourcing- und Sortiments-Alternativen angehen.“
Einige kleinere europäische Ordermessen finden in den nächsten Wochen noch statt und bieten Gelegenheit, das Sortiment bei Lieferanten außerhalb des Krisengebiets aufzufüllen. „Allerdings ist hier zu beachten, dass neue Lieferanten eine gewisse Vorlaufzeit haben“, so Grimm. „Heute georderte Waren sind nicht morgen im Lager.“ Wenn es schnell gehen muss, können Restposten eine gute Alternative sein. Doch das Restposten-Geschäft ist speziell, warnt Grimm. „Einsteiger ins Restpostengeschäft sollen möglichst Sortimente einkaufen, in denen sie sich auskennen. Und sie sollten C-Ware vermeiden.“
Sortimentsumstellungen oder Restposten-Handel können für klassische Reseller eine Alternative zum China-Geschäft darstellen; Private Label-Hersteller dagegen tun sich hier deutlich schwerer. „Händler, die ihre eigenen Produkte in China herstellen lassen, können diesen Lieferweg nicht so einfach ersetzen“, so Grimm. „Die Produktentwicklung beginnt mit einem neuen Lieferanten quasi von vorn.“
Weitere Einblicke zur Corona-Krise, zu Sourcing-Alternativen und ganz konkrete Tipps zum Einstieg ins Restposten-Geschäft hören Sie im Podcast-Interview mit Stefan Grimm in voller Länge:
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michael wiechert meint
Naja,
Ob ein typische „Anfänger“ – ausser den Dödels in den „Reich-werden-durch-FBA-und-Alibaba“_Gruppen, die dann zu 99% aber eh ihr Listing nach ein paar Monaten verkaufen wollen, da sie sich „auf andere Projekte konzentrieren wollen“. – jetzt direkt mit China-Sourcing beginnt?
Eigentlich ist es doch eher typisch, dass du bei deutschen und dann später bei EU-Großhändlern anfängst einzukaufen und dich dann erst an die eigentlichen Hersteller rantraust oder versuchst ähnliche Produkte in Fernost nachbauen zu lassen, wenn du merkst, dass die eh fast alle selbst in Fernost sourcen. In diesem Transformationsprozess sind wir – nach 10 Jahren im Geschäft – grade zunehmend verstärkt, weil wir natürlich auch stabile Mengen nach all den Jahren einschätzen können und nicht nach Potential-Abschätzung einer Browser Extension Mengen planen müssen…
Wobei dies im aktuellen Fall ja nicht hilft. Wenn mein deutscher / europäischer Lieferant faktisch auch auf Fernost angewiesen ist, nützt mir eine Bestellung dort im aktuellen Fall natürlich auch nicht.
Aber vielleicht bin ich einfach zu alter Knacker und die Kiddies von heute fangen wirklich alle direkt in Fernost an.
Peter Höschl meint
Bin da völlig bei Dir. Würde aber mal vermuten, dass Stefan Grimm sich bei der Aussage einerseits auf die FBA-Quick-rich-no-work-Newbies bezog und andererseits meinte, dass ein etablierter Händler alleine schon aus leidvoller Erfahrung niemals auf nur einen Lieferanten setzen würde.
So zumindest meine Interpretation der Aussage.
Stefan Grimm meint
Hall Michael Wiechert,
vielen Dank für diesen Kommentar, wo darf ich unterschreiben und willkommen bei den „alten Knackern“, da gehöre ich auch dazu.
Was wir verstärkt feststellen ist, dass eben diese traditionellen Lernkurven von nahem/europäischem Sourcing, dem Sammel von Erfahrungen und dann dem Sprung in Drittländer offensichtlich nicht mehr „sexy“ ist.
Mit einem Klick kann jeder Händler international verkaufen, genauso will er auch international einkaufen, allerdings leider viel zu oft mit einer deutlichen Wissenlücke über die Anforderungen gepaart .
Wegen genau dieses Trends, wird der Ruf nach einem „Händler- Importeurführerschein“ immer lauter.
Viel Erfolg euch auf dem Weg nach Asien, wenn ihr die Produktsicherheit professionell unter Kontrolle haben wollt, dann schaut euch einmal ProductIP an, das ist ein Dienstleister für das Handling von CE-Anforderungen und Dokumentationen.
Beste Grüße
Stefan Grimm
RESTPOSTEN.de
Erich Moltke meint
Bin jetzt etwas enttäuscht, dass ich mir die Zeit für den Podcast genommen habe. Am meisten hätten mich dabei „… ganz konkrete Tipps zum Einstieg in das Restposten-Geschäft…“ interessiert. Doch genau dieser Themenbereich wird ziemlich vernachlässigt und unter „ganz konkret“ hätte ich mir erheblich mehr vorgestellt.