Mit Spannung wurde ja die erste stabile Version von magento commerce erwartet. Bis dahin hatten sich die Lobeshymnen regelrecht überschlagen, kritische Stimmen gab es wenig. So wurde den beiden hauptsächlichen Konkurrenzsystemen osCommerce und xt:commerce, mehr oder weniger, das nahende Ende prophezeit.
Doch wie es scheint, leidet (Open Source-)Entwicklers Liebling derzeit noch unter massiven Performanceproblemen. So war Roman Zenner von cooee bereits letztjährigen September mit der Geschwindigkeit der Betaversion sehr unzufrieden. Auch die erste stabile Version von magento läuft scheinbar noch im Schneckentempo, wie auch andere Entwickler zu berichten wissen.
Hans Ophüls meint
Wir haben Magento in der Version 1.0 ausgiebig getestet. Die Performance Probleme konnten wir auch feststellen und sie scheinen nahezu linear mit der Artikelanzahl zu sein.
Nachdem wir 3000 Artikel importiert hatten, ging gar nichts mehr. Dies scheint mit dem Aufbau der Datenbank zusammenzuhängen, die einerseits sicherlich sehr innovativ ist, aber anderseits unzählige Abfragen benötigt, um Content darzustellen.
Jennifer meint
Schade, wir waren auch dabei zu überlegen das System zu wechseln. Vielleicht braucht Magento einfach nur noch ein wenig Entwicklungszeit…
Ron meint
Ich persönlich empfinde Magento als einen wirklichen Meilenstein im Vergleich zu alternativer OpenSource Software. (Die ich ja auch bisher eingesetzt habe). Grundsätzlich neigen auch einige der kostenpflichtigen und im Markt etablieterten Software Systeme nicht unbedingt zu einem schonenden Umgang mit den Systemressourcen.
Von demher würde ich die Diskussion nicht ganz losgelöst von der zu Grunde liegenden Hardware führen. Und das die umfangreiche Funktionalität sowie der sehr modulare und erweiterbare Aufbau (der sich ja auch in der Datenbankebene wiederfindet) negativer auf die Ressourcen auswirkt, als wenn ich einfach direkt hart im Quellcode was „rein programmiere“ ist ja eigentlich auch klar.
Aber klar – das ist das Release 1.0 … und dafür ist es mega genial und meines Erachtens durchaus in der Lage die gängigen Shop-Systeme auch im kostenpflichtigen Enterprise Bereich auf die lange Sicht anzugreifen.
Andre meint
Genau. Wenn man am Shopsystem spart dann kann man sich ja mal ne fett performante Hardware Serverseitig gönnen. Vielleicht reduziert sich dann das Performanceproblem ein wenig. 🙂
Ralf meint
So schnell läßt sich xt:Commerce nicht unterkriegen. Derzeit wird mit Hochdruck an einer neuen Version gearbeitet: xt:Commerce Enterprise ist eine komplette Neuentwicklung und steht lt. xt:Commerce kurz vor dem Rollout der ersten Beta-Version
Robert Zajonz meint
> der Lage die gängigen Shop-Systeme auch im kostenpflichtigen
> Enterprise Bereich auf die lange Sicht anzugreifen.
Das glaube ich kaum. Denn das sind 2 völlig unterschiedliche Sichtweisen. Händler, die sich auch weiterhin nicht um die Technik kümmern möchten und „Verkauf“ als Ihre eigentliche Aufgabe sehen, werden sich auch in Zukunft nicht mit Open Source beschäftigen. Die Diskussion um Pro und Contra kann man ja ewig führen .. 🙂
Robert Zajonz meint
OHA! Also wenn bei 3.000 Artikeln auf „normaler“ Hardware schon Schluss ist, dann liegt das Problem sehr tief in der Struktur der Tabellen, der Indizes usw. Und wenn Content dann noch aus unterschiedlichen Tabelle per einzelnen SQLs oder JOINs ermittelt werden muss, dann ist so ein Konstrukt für diese Mengen einfach nicht geeignet.
Hier kann die beste Hardware nicht viel ausrichten.
Siehe http://www.saugeilershop.de/ ! Dort haben wir mal aus Spaß satte 540.000 Artikel importiert. Also ca. 13 mal die Menge aller Artikel des Großhändlers Ingram Micro. Bei jedem 13ten ist aber nur ein Foto importiert.
Man achte da mal auf die Performance trotz der Menge!
Ist allerdings wohl ein Server mit 4 modernen Prozessoren und 8 Giga RAM. Das man bei den Mengen so etwas auffahren muss ist klar, aber auch hier haben wir Tabellen optimiert, unnötige Felder entfernt und Indizes auf die Artikelmenge neu abgestimmt. Dieser Shop ist nur eine Demo, läuft aber auf einem voll besetztem Server wo einige andere produktive Shops laufen.
Beim Magento wird es schwierig sein auf eigene Faust Tabellen umzustricken ohne die Updatefähigkeit zu verllieren. Es bleibt also abzuwarten, ob Magento selbst hier eine deutliche Verbesserung bringt.
H.P. meint
Mal als kleiner Denkanstoß, meist sind solcherlei Probleme gar nicht unbedingt nur in der Datenbank zu suchen. Moderne Datenbanksysteme können kleinere Tabellen (3000 Produkte sind nicht viel) auch mit relativ großen Joins gut fahren.
Ich kenne mich nicht so sehr bei Magento aus, aber hat schonmal jemand daran gedacht deren Suchmaschinenoptimierung abzuschalten? Meist ist das URL Rewriting ein sehr performancefressender Vorgang, vor allem dann wenn es ungeschickt implementiert ist. Ich habe da bei einigen Shopsystemen schon sehr interessante Realisierungen gesehen…
Immerhin, ist also doch nicht alles Gold was glänzt und ich somit offenbar doch nicht einfach nur ein notorischer Nörgler. 🙂
Robert Zajonz meint
Ich vermute das URL Rewriting der Suchmaschinenoptimierung ist es nicht. Beim oben genannten Testshop mit den 540.000 Artikeln ist dies auch aktiv und davon ist der Shop unbeeindruckt.
Habe mit JOINs selbst viele Tests geamacht, also Microsekunden genau ermittelt, wie die Abfragen schneller laufen. Ich kann nur sagen, das JOINs deutliche Nachteile habe.
Wenn ich z.B. auf eine Kategorie klicke, dann erscheinen sagen wir mal 15 Artikel. Wenn ich zu jedem einzelnen noch 5 SQL-Befehle absetzen muss, weil der zum Abbilden nötige Content in unterschiedlichen Tabellen sitzt, dann kann man sich schon vorstellen, was da an Belastung aufkommt.
Für einige Dinge die einfach nicht besser zu machen waren läuft dann nachts ein cronejob, der einzelne Tabellen aus unterschiedlichen Ergebnissen bildet. Man kan auf die Art nachts Tabellen vorbereiten, die dann Tagsüber viel Performance einsparen! Geht natürlich nur dort, wo sich der Content nicht so oft ändert. Aber selbst wenn kann man sich die Routinen so schreiben, dass wenn der Content noch nicht in der temporären Tabelle steht dann halt auf die normale Art und Weise ermittelt wird.
Wenn man aber so von den o.g. 15×5 SQLs auch nur 10×5 sparen kann, so lohnt dieser Aufwand!
Alexander Maringer meint
Schon allein durch die Art und Weise, wie Magento den include-Path überschreibt, werden die nicht viel Anhänger aus dem Shared Hosting-Bereich bekommen, da bei den meisten Administrationssystemen eine Änderung des Include-Pathes nicht geduldet werden dürfte.
Da ist von Haus aus das Ziel Kunden mit eigenem Server. Ob das als Zielgruppe ausreicht, wird man sehen.
H.P. meint
Joins über 5 Tabellen sind nicht weiter schwierig wenn die Caches hoch gesetzt sind und die Tabellen sich nicht permanent ändern. Die entsprechenden Einstellungen können Betreiber von Webspacepaketen gar nicht ändern, da benötigt man tatsächlich einen Server bzw. VServer.
Bei modernen Shopsystemen muss eine Vielzahl an SQL Anweisungen ausgeführt werden um eine simple Produktseite anzuzeigen, das ist überhaupt nicht ungewöhnlich und liegt einfach daran das die Systeme komplex sind und eine Vielzahl von Daten dargestellt werden müssen.
Die Frage ist halt inwieweit man die Suchanfragen optimieren kann, manchmal sollte man vielleicht auch tatsächlich auf ein join verzichten und die Tabelle direkt einzeln abfragen um die potentielle Ergebnismenge klein zu halten.
Ein Shopsystem das auf Shopbetreiber mit eigenem Server abzielt dürfte schwierig in den Markt zu bringen sein, die Kosten sind ja doch etwas höher und bei sehr vielen Shopbetreibern reichen die Kenntnisse für Serverwartung gar nicht aus. Soviel zum Hype um Magento…
Ralf meint
Ich habe ja vor einigen Tagen schon in meinem Blog über die Geschwindigkeitsprobleme von Magento berichtet. Nun haben sich *Roy Rubin* und *Yoav* vom *Magento-Team* sich dazu geäußert. Eine Aussage ist u.a., dass Magento nun mal eine Enterprise-Software ist und daher ein low-level-shared-Server dafür in der Regel nicht ausreicht. Und meine Befürchtung, dass „normale“ Programmierer mit der Objekt-Orientierten Programmierung überfordert sind, wurden von den Beiden auch bestätigt. Die Beiträge sind sehr interessant. Es scheint so, als ob die Probleme nicht softwareseitig lösbar sind …
shopanbieter.de Blog für den Onlinehandel meint
In den letzten Tagen wurde ja sehr stark auf magento commerce, ob seiner Performance, also die Seitenladedauer, die Zugriffszeiten und der Datendurchsatz, eingeprügelt.Einige sehen das jedoch etwas differenzierter. Ein oft ins Feld geführtes Gegenargument
Arthur W. Borens meint
Ich habe Magento mehrfach auf einen hausinternen, dedizierten Server getestet, der nicht gerade schwach auf der Brust ist. Ordentliche Performance Fehlanzeige. Ich höre schon das Heulen der vielen enttäuschten osC-XTC-Jünger, die umsteigen wollen…
Sven Schneider meint
Es wundert mich schon ein bisschen das sogar auf einem High Perfomance Rechner noch an die 5 Sec. braucht.
Es bringt ja nicht viel wen Varien für ca 8M Dollar eine Enterprice Software auf den Markt bringt die nur Firmen wie Otto oder Amazon nutzen können.
Wir haben hier 3 frische Server letzten Monat erst angeschafft und ganz billig waren die nicht. Die sind übrigens schneller als die Demoseite. Auf die frage warum die Performance so schlecht sei sagte mir RoyRobin das es bestimmt nicht an der Software lege.
Sogar die Demoseite kämpft mit der Performance. Zugriffszeiten von über 6 sec auf der Demoseite sind doch nicht normal.
Da haben Intershop oder vergleichsweise große Systeme bessere Zugriffszeiten.
Ich verstehe Varien nicht wollen Sie nicht zugeben das ihre Software nicht so gut it wie sie meinen oder warum diese Kinderkacke.
Arthur W. Borens meint
An der Demoseite sollte man auch keine Messung vornehmen, denn die läuft in Amiland. Dass es von dort einen Delay um die 3-4 Sekunden gibt, ist nicht ungewöhnlich.
Ich beobachte allerdings auch auf meinen lokalen Systemen öfter solche Ladezeiten bei der jungfräulichen Finalversion – und das ist inakzeptabel.
Webshopnews meint
Wer Magento auf einem günstigen Shared-Hosting-Paket betreiben möchten und „am besten“ noch viele Tausend Artikel verwaltet, der wird in der Tat keine besondere Freude haben. Bei Magento gilt halt auch, was für viele andere Bereiche zutrifft: Von nichts, kommt nichts!
Heutzutage würde ja auch kaum einer versuchen, Windows Vista auf einem Pentium I Rechner zu installieren.
Mit vernünftiger dimensionierter Hardware sowie etwas serverseitiger Optimierung wird es auch keine Performanceprobleme geben. Wer hier am falschen Ende spart, sollte seine eCommcere-Strategie dann auch nochmals ganz grundlegend überdenken…
Arthur W. Borens meint
Nun, der Herstller kommuniziert aber nicht so eindeutig, dass Magento diese hohen Anforderungen stellt. Igendwie sollte doch konkret deutlich gemacht werden, dass Magento nur dann vernüftig zu betreiben ist, wenn die technischen Rahmenbedingungen erfüllt sind – was letztendlich von der Mehrzahl der Interessenten aufgrund von Wissens- und Finanzdefiziten einfach nicht zu leisten ist.
Das hat nichts mit „Sparen am falschen Ende“ zu tun, sondern wird der Tatsache geschuldet, dass sich die Mehrzahl der Shopbetreiber Magento in Bestform einfach nicht leisten kann.
H.P. meint
Alle denken Magento würde osC / xtC ablösen und verstehen nicht das dies eine Lösung für Leute mit großzügig dimensionierten eigenen Webservern mit entsprechender Kostenstruktur und Betreuungsaufwand ist.
Kräftig angeheizt von Agenturen die mit Magento natürlich ordentlich verdienen wollen.
Ich bin gespannt wannd er Hype endlich mal aufhört.
Arthur W. Borens meint
Es gibt keinen Hype mehr um Magento. Es gibt nur – wie schon immer – Leute die glauben, für Ihren (Mini)shop unbedingt das größte Software-Dickschiff benutzen zu müssen, das es auf dem „freien“ Markt gibt. Ob das nun sinnvoll ist oder nicht. Man denke nur an Minwebseiten, die auf Typo3 aufsetzen. Gruselig!
Das ist der gleiche Effekt wie mit den möglichst vielen Megapixeln auf der Digikamera, auch wenn als Objektiv nur eine daumennagelgroße Glasscherbe dient, die eine optische Auflösung hat, wie eine Glasmurmel. Das eigentliche Problem sind die Unbelehrbaren, die – aus welchen merkwürigen Gründen auch immer – alles etwas größer dimensioniert haben müssen und diesen Gedanken auch noch in Foren guruartig unters Webvolk bringen. ;-))
Dass es nun auch einige spinnerte Agenturen gibt, die ähnlich denken, soll doch unser Problem nicht sein. Diese fallen eh über kurz oder lang der natürlichen Selektion zum Opfer.
H.P. meint
Nun, leiser ist es in jedem Fall geworden um Magento.
Ob es natürliche Selektion im Agenturmarkt gibt, nunja, ich persönlich bezweifle das. Aber die Zeit wird es wohl zeigen, nicht? 😉
Arthur W. Borens meint
Natürlich gibt es die, mit und ohne Magento…