In der KW 44 musste das oft als Vorbild für gelungene Disruption bezeichnete Lesara Insolvenz anmelden; offenbar hat sich der Mode-Discounter bei seinen Investitionen übernommen. Amazon wird in Sachsen-Anhalt nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Paypal will Online-Händlern Business-Sofortkredite bis zu 24.999 Euro gewähren. Zalando erhebt nach miesen Quartalszahlen erstmals Versandkosten – allerdings vorerst nur in Italien. Und das ehemalige Höhle-der-Löwen-Start-up von Floerke erlebt gerade wegen eines missglückten Ausflugs in den Spirituosen-Handel einen ausgewachsen Shitstorm, der an die schlimmsten Stardrinx-Zeiten von Christian-Lutz Schönberger erinnert.
Die Themen der Woche
Das von einigen Branchenvertretern lang gefeierte „Wunderkind des deutschen E-Commerce“ muss sich neu sortieren: Am Freitag meldete die Lesara AG mitsamt ihrer Logistiktochter Insolvenz in Eigenverwaltung an. Dabei hat der Mode-Discounter erst im Juli bei einer Finanzierungsrunde 30 Millionen Euro eingesammelt – doch die waren offenbar angesichts explodierender Investitionskosten (Im August eröffnete Lesara ein neues Logistik-Zentrum für schlappe 45 Millionen Euro) nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Online häufen sich bereits seit einiger Zeit Kundenbeschwerden über zu lange Lieferzeiten und schlechten Service, berichtet das Handelsblatt.
Amazon will offenbar vor den Toren von Magdeburg ein neues Logistikzentrum eröffnen und bis zu 2.200 Arbeitsplätze schaffen. Wo andere Politiker in eher strukturschwachen Regionen aufjubeln, lässt es Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper allerdings an Begeisterung missen: „Ich habe mich nicht um Amazon gerissen „, sagte er der Tageszeitung „Volksstimme“. Er sehe den lokalen Handel in Gefahr. Wenn Amazon direkt vor der Stadt sitze, gebe es ja noch kürzere Lieferzeiten.
PayPal drängt ins Kreditgeschäft und bietet seinen Online-Händlern mit dem „Paypal Businesskredit“ Sofortkredite bis 24.999 Euro an, schreibt die Internetworld. Die Rückzahlung erfolgt über die PayPal-Umsätze des Händlers. Zielgruppe sind vor allem kleine und mittelständische Online-Händler. Grundvoraussetzung: Der Händler muss seit mindestens drei Monaten ein PayPal-Geschäftskonto haben und mindestens ebenso lange sein Online-Geschäft betreiben.
About You setzt für sein weiteres Wachstum vor allem auf den Marktplatz. Die Otto-Tochter will das Gross Merchandise Volume (GMV) dieses Jahr von 900 Mio. Euro auf 1,6 Mrd. Euro steigern, bei erwarteten Umsätzen von 450 Mio. Euro. Bis 2020 soll das Handelsvolumen auf mindestens 2,5 Milliarden Euro ansteigen. ->Exciting Commerce
eBay hat sein schon länger angekündigtes Multi-Rabatt-Tool eingeführt. Damit können gewerbliche Händler ihren Kunden gestaffelte Rabatte beim Kauf von mehreren Artikeln eines einzelnen Produkt-Listings anbieten. ->Internetworld
Im Oktober beschloss der aus „Die Höhle der Löwen“ bekannte Modehändler von Floerke, auch Spirituosen und Kaviar in seinen Onlineshop mitaufzunehmen. Von Floerkes Richtungswechsel, der wohl nicht mit Star-Investor Frank Thelen abgesprochen war, sorgt jetzt für Ärger. Denn Gründer David Schirrmacher kam hinter der Bestellungsflut nicht her. Rund vier Wochen nach dem Verkaufsstart warten immer noch viele Kunden auf ihre hochprozentigen Waren – und machen ihrem Ärger im Social Web lautstark Luft. >>>Gründerszene
Die Diskussion der Woche
Das klingt nach einem kleinen Dammbruch: Zalando, seit der „Schrei vor Glück“-Kampagne Inbegriff des kostenlosen Versands und Rückversands, erhebt erstmals Versandkosten– wenn auch nur in Italien. Dort bezahlen Kunden ab sofort eine Porto-Pauschale von 3,50 Euro, wenn der Bestellwert unter 25 Euro liegt. So will der Versender auch Bestellungen mit geringem Wert profitabel kriegen. Die Maßnahme ist eine Konsequenz aus den schlechten Geschäftszahlen des dritten Quartals, die auch durch besonders hohe Retouren-Lieferkosten mitverursacht wurden. Zusammen mit der Meldung, dass Amazon in den USA unter dem Deckmäntelchen der Nachhaltigkeit einen festen Liefertag für Amazon-Bestellungen einzuführen versucht (um so die Paketflut einzudämmen), muss die Frage erlaubt sein: Wie lange geht das mit dem kostenlosen Versand noch gut? >>>neuhandeln
Die Zahl der Woche
Die Zahl ist eigentlich nicht fassbar: 31 Milliarden US-Dollar gaben die Konsumenten am chinesischen Schnäppchentag Singles‘ Day allein bei Alibaba aus. Im Vorjahr waren es noch 25,3 Milliarden Dollar. Vor allem Produkte von Xiaomi, Apple und Dyson zählten zu den Bestsellern. ->Wortfilter
Die Zukunft der Woche
Elon Musk hat den ersten fertig gestellten Hyperlook-Tunnel seines Unternehmen The Boring Company auf Twitter vorgestellt. Der 3,2 Kilometer lange Tunnel verbindet das Hauptquartier von SpaceX mit einem Vorort von Los Angeles und soll Hyperloop-Wagen Platz bieten, die Passagiere mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometer transportieren können. Die Stadt Chicago hat bereits Interesse an dem System angemeldet; ein Hyperloop-Tunnel soll Flughafen und Innenstadt miteinander verbinden. ->Krone.at