Während sich der HDE über eine positive Prognose für den Weihnachtsumsatz im Handel freut, müssen sich Online-Händler vor allem auf eins einstellen: Unterm Strich wird dieses Jahr etwas weniger übrig bleiben – denn alle großen Logistik-Dienstleister erhöhen zum Fest oder spätestens zum Jahreswechsel ihre Preise. Und ob den Kunden zur Weihnachtszeit Versandkostenerhöhungen zuzumuten sind, ist fraglich.
Schon als im letzten Jahr das Schreckgespenst des Paketkollaps durch die Medien geisterte, ließen Vertreter von Hermes, DPD und GLS verlauten, dass die aktuellen Paketpreise angesichts der Paketflut, steigender Löhne für Fahrer und anstehende Investionen in die Logistik-Flotten nicht mehr zu halten sind. Inzwischen haben alle Logistiker ihre Ankündigungen wahr gemacht, teils ganz offen, teils getarnt als Teil eines Investionsprogramms.
Den Anfang machte die DHL – eine zu erwartende Konsequenz aus den miesen Geschäftszahlen, die die Paketsparte der Deutschen Post dieses Jahr bisher vorlegte. Ab 1. Januar 2019 steigen bei dem führenden deutschen Logistiker die Paketpreise für Geschäftskunden; diese Preiserhöhungen sollen sich auch auf die individuell verhandelten Verträge mit Großkunden wie Amazon und Zalando niederschlagen. Solche „kundenindividuellen Absprachen“ werden auch schon im Weihnachtsgeschäft angepasst, gab DHL-CEO Achim Dünnwald bekannt. Einen pauschalen Zuschlag für Sendungen in der vorweihnachtlichen Starkverkehrzeit soll es aber nicht geben – obwohl allein die DHL mit Rekordmengen von über 11 Millionen Pakete pro Tag in der Weihnachtszeit rechnet.
Peak-Zuschlag von DPD und Hermes, Haustürzuschlag von GLS
So einen „Peak-Zuschlag“ verlangt wiederum die DPD, stellte DPD-COO Thomas Ohnhaus kürzlich klar. Der Versender stelle bis zu 4.000 zusätzliche Arbeitskräfte nur fürs Weihnachtsgeschäft in Dienst.
„Eine wachsende Herausforderung sind dabei nicht nur die steigenden Mengen, sondern auch die immer stärkere Fluktuation im Wochenverlauf: Von Montag bis Freitag schwanken die Mengen um bis zu 30 Prozent, das erfordert eine noch komplexere Planung. Die Kosten steigen zu Weihnachten überproportional.“
Dieser Ansicht ist offenbar auch Hermes. Die Otto-Tochter nimmt bereits seit 1. November einen Weihnachtszuschlag für Pakete von Geschäftskunden, er soll bis 31. Dezember gelten. Damit sollen unter anderem bis zu 6.300 neue Saisonmitarbeiter bezahlt werden. Die Höhe des Zuschlags wird dabei mit jedem Geschäftskunden individuell verhandelt. Bezuschlagt werden ausnahmslos alle Sendungen, also auch Retouren, schreibt die Internetworld.
Etwas differenzierter geht die GLS in Sachen Weihnachtszuschlag vor: Der Logistiker, der seine Zustellpreise zum 1. Januar um sieben bis acht Prozent erhöhen will, berechnet bereits seit dem Start ins Weihnachtsgeschäft eine Zustellung an eine Privatadresse mit 50 Cent extra. Die Haustürzustellung ist laut GLS-Chef Martin Seidenberg nämlich eine „Premiumdienstleistung“, die eben entsprechend bezahlt werden müsse – und verweist für günstigere Lieferkosten auf sein „dichtes Netzwerk an Paketshops“. Das sieht die DPD ähnlich. Der Kunde müsse sich umgewöhnen, so COO Ohnhaus: „Die Rolle der Haustür als klassischem Zustellort wird so nicht zu halten sein.“
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass offenbar sogar der Amazon, der König des kostenlosen Versands, nach neuen Wegen sucht, um Logistikkosten zu reduzieren – zumindest in den USA. Beworben als Umweltinitiative stellte der Marktplatz letzte Woche den „Amazon Day“ vor: Mit dem Feature können Kunden ab sofort einen bestimmten Wochentag für die Lieferung von Amazon-Bestellungen festlegen – und an dem Tag kommen dann alle Bestellungen gebündelt an. Das spart tatsächlich Verpackungsmüll – aber eben vor allem auch Versandkosten für Amazon.
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Jürgen Dell meint
Natürlich ist es für uns als Versender jede Preiserhöhung und Zuschlag ärgerlich. Jedoch bin ich der Meinung, dass dies eher die Versender trifft, die versandkostenfreie Lieferung anbieten.
Peter Höschl meint
Trifft Euch nicht so, weil Ihr die Preiserhöhung weitergebt?