Nachdem Shopware in den vergangenen Monaten in einer ersten Testphase das Feedback und Erfahrungen sammeln konnte, sie registrierten dabei 850(!) Anmeldungen, starteten sie vor wenigen Tagen, die closed-beta-Phase für ihr Händlernetzwerk bepado. Diese wird bis Mitte des Jahres dauern und beginnt mit einem Teilnehmerkreis von 50 Händlern und Lieferantgen, welcher jedoch sukzessive erweitert werden wird.
bepado ist eine Lösung für viele Probleme, mit denen Händler und Lieferanten im eCommerce zu kämpfen haben. Händlern und Lieferanten soll es möglichst einfach gemacht werden, neue Absatzmärkte zu erschließen, mehr Unabhängigkeit von großen Marktplätzen zu erreichen und eine bessere Marge als bei Amazon, Ebay & Co. zu erzielen.
Der Fokus liegt derzeit insbesondere auf kleineren Händlern, als bestes Beispiel mag die Seifenmanufaktur mit Direktvertrieb dienen, welches ihr Sortiment über bepado anderen Onlinehändlern im Streckengeschäft anbietet. Im Gegenzug könnte die Seifenmanufaktur passende Artikel, wie Seifenspender aufnehmen.
Größtes Interesse kommt von der Mode- und Accessoires-Branche
Die meisten der bisherigen 850 Anmeldungen, kommen übrigens aus dem Mode- und Accessoires-Bereich. Danach folgen die Kategorien Heim und Garten, Nahrung & Getränke, gefolgt von Gesundheit und Wellness.
Wird bepado ein Händlernetzwerk oder doch eher Lieferanten-Händler-Netzwerk?
Angetreten ist bepado, wie etwas weiter oben beispielhaft dargestellt, ja als Händlernetzwerk. Ich gehe jedoch nach wie vor davon aus, dass dies nicht so richtig klappen wird bzw. durch die Decke gehen wird:
Generell, scheinen die Händler als künftige Nutzer der größte Unsicherheitsfaktor zu sein. Sehen sie vor allem die Chancen, die sich daraus ergeben oder schauen sie ausschließlich auf die durchaus vorhandenen Risiken und Herausforderungen?
Hinzu kommt, die Frage was die Händler bereit sein werden an Marge abzugeben. Oder werden nach Kaufabschluß beide Händler um den Kunden buhlen und mit Newslettern etc. malträtieren? – da wird sich der Kunde aber freuen. Und, und, und …
Die größten Chancen liegen m.E. eindeutig in der Vernetzung von Lieferanten und Händlern.
- Zentrale Einbindung aller zu beliefernden Händler über eine Plattform
- Kontakt zu neuen Händlern
- Kleine Händler sind ohne hohen Aufwand einbindbar
- Geringere Kosten im Bereich Technische Integration & Akquisition
- Und vielleicht am wichtigsten für Hersteller: Bessere Kontrollmöglichkeit der Verkaufspreise
Die Ausgewogenheit der bisherigen Anmeldungen, je 50% Lieferanten- und Händleranmeldungen, scheinen diese These zu stützen. Ich bin überzeugt, Shopware respektive bepado, hätte hier eine einmalige Chance der Positionierung!
So oder so – die gute Nachricht ist, dass bepado für Händler dauerhaft kostenfrei bleiben soll.
H.P. meint
Auch als Lieferantennetzwerk würde bepado durchaus Sinn machen, die schlechten, oder gar nicht existierenden, Anbindungen an bestehende Shopsysteme quälen viele Shopbetreiber, es scheint auch nicht so als ob sich die Distributoren hier technisch entscheidend bewegen würden/wollten.
Ein solches Netzwerk macht aber natürlich dann am meisten Sinn wenn sich die Händler zusammenschließen würden. Die Erfahrungen der letzten Zeit zeigen aber deutlich das hier kaum Bewegung in den Markt kommt, das liegt nicht nur an der schwierigen juristischen Seite, es ist auch oftmals ein mangelendes / fehlendes Bewusstsein für die Marktmechanismen im eCommerce. Zudem wird häufig gar nicht erst nach Alternativen für eBay, Amazon, Google & Co. gesucht, spätestens aber sobald es um die mit einer Realisiserung einhergehenden Kosten geht ist das Ende der Fahnenstange erreicht.
Möglicherweise sind Plattformen wie bepado geeignet die oben erwähnten Alternativmöglichkeiten aufzuzeigen und auch zu etablieren.
Eines aber hat bepado auf jeden Fall schon bewirkt, die Idee an sich ist ja nicht neu, hat aber trotzdem frischen Wind in die Entwicklung gebracht.
Wir bauen beispielsweise auch gerade ein, allerdings systeminternes, soziales Netzwerk auf das unter anderem den einfachen Produktaustausch, der bei uns ja so bereits möglich ist, mit den Vernetzungsmöglichkeiten eines sozialen Netzwerkes verknüpft.
Ich persönlich sehe das als eine echte Chance an die oftmals schwer erträgliche Abhängigkeit von Marktplätzen zu reduzieren und letztendlich auch nachhaltigeres eCommerce zu betreiben. Immerhin sollen sich die ausgetauschten Sortimente ja ergänzen und nicht miteinander konkurrieren.
Was die juristische Seite anbelangt so denken wir über eine Klausel nach die es erlauben würde Abmahner aus dem Netzwerk zu auszuschließen wenn Sie nicht die systeminternen Konfliktlösungsvorschläge befolgen.
Selbstverständich sollen Mißstände nach wie vor behebbar sein, Abmahnungen mit rein monetärem Hintergrund sollten in einer Gemeinschaft jedoch generell unerwünscht sein. Ich hoffe das, wenn sich ein solches Netzwerk für den Shopbetreiber lohnt und Mißstände schnell, einfach und auch ohne teure juristische Reibereien behebbar sind, es zu einer Disziplinierung der Shopbetreiber untereinander kommen wird in der man eben zunächst einmal andere Wege als den über den RA seiner Wahl wählt.
Ob das klappen wird bleibt natürlich abzuwarten, in jedem Fall aber kommt langsam Bewegung in die Sache.
Peter Höschl meint
„Ein solches Netzwerk macht aber natürlich dann am meisten Sinn wenn sich die Händler zusammenschließen würden.“
Zusammenschließen für was genau – gemeinsamer Einkauf, Verkauf ….?
Thomas meint
Peter, Dein Hersteller/Markengedanke klingt erst einmal logisch. Dennoch glaube ich da so nicht dran, denn aus meiner Sicht werden Hersteller künftig online sehr selektiv agieren. Selbst wenn sie die Kontrolle, haben – warum sollen sie ihre eigenen Produkte auf 5000 Plattformen anbieten? Eher werden Deals mit den großen Handelsplattformen oder Spezialanbietern getroffen – alles andere würde nur den Preiskampf weiter befruchten…
Peter Höschl meint
@ Thomas, da sprichst Du aber nur von den Adidas und Nike dieser Welt. Also richtigen Marken.
Was aber mit den wahrscheinlich zigtausend Lieferanten, die fast keiner kennt? Die können nicht direkt vertreiben und sind für die großen Handelsplattformen nicht interessant, da keine Marke.
H.P. meint
Genau das ist der Punkt.
Im Prinzip haben die Jungs von Shopware das schon richtig ausgeführt, die meisten Händler „kämpfen“ für sich allein gegen alle anderen. Das Problem dabei ist vielschichtig, zum einen ist der Einzelhändler meist vergleichsweise klein, sein Einkaufsvolumen entsprechend klein und seine Einkaufspreise relativ hoch. Hier gibt es ganz deutlich Optimierungspotenzial.
Zum anderen organisisiert er aber auch Vertrieb und Marketing allein oder mit Hilfe von Agenturen. Auch hier sind seine Volumina klein und die Preise entsprechend hoch. Ein weiterer Optimierungspunkt. Oftmals wird der Handel zum großen Teil über Drittplattformen abgewickelt die nachhaltige Strategien wie CRM/Kundenbindung gar nicht erst ermöglichen, denn dort wird per Sale verdient. Häufig ist eine mangelhafte Diversifizierung der Absatzkanäle die Folge, ändern sich nur kleine Teile dieser Ökonomie geht so ein Händler gern mal in die Insolvenz.
Aufgrund der Tatsache das es für den Onlinehandel keinerlei Zugangsschranken gibt und sich somit defacto jeder mal versuchen kann gibt es haufenweise merkwürdiger Geschäftsmodelle (siehe das Diversifizierungsproblem) die erst wieder verschwinden wenn der Betreiber damit pleite gegangen ist. Seriöse Beratung ist in der Branche selten zudem gibt es beim Betreiber meist gar kein Bewusstsein dafür. Konzepte für nachhaltige Geschäftsentwicklung fehlen nicht nur kleinen Händlern. Das wiederum macht den Händlern mit gut laufendem Geschäft das Leben nicht leichter, gern entstehen so Preiskämpfe, Abmahnwellen und sonstige Unbill die unnötig sind und allen das Leben schwerer machen. Hersteller / Distributoren kommen selten Ihren Möglichkeiten nach so etwas zu unterbinden obwohl nur sie es überhaupt könnten.
Man könnte diese Liste noch viel weiter ausführen, sind nur ein paar Gedanken dazu. Spätestens bei der technischen Seite wird es richtig viel. Eine Plattform die Beziehungen der Händler untereinander ermöglicht und dem technischen Problemen „den Garaus macht“ ist ein Anfang das Problem anzugehen, ob das gelingt ist natürlich offen. Das müssen letztendlich die Händler erledigen, das es sich tatsächlich lohnen könnte sollte aber jedem der darüber mal nachdenkt eigentlich klar sein.
Zuletzt noch ein Punkt der mal nicht den Händler betrifft. Wir Shopsystemhersteller haben eigentlich dem Treiben bereits viel zu lange zugeschaut. Wir haben ja letztendlich die Probleme auch, denn wenn unsere Kunden in Schwierigkeiten geraten betrifft uns das ja mehr oder weniger auch. Die Tatsache das wir als Softwarehersteller etwas gegen einige der Mißstände tun können und davon noch selbst profitieren können sollte zu entsprechenden Produkten führen. Shopware hat den Anfang gemacht, ich denke andere werden nachziehen, wir sind wie gesagt bereits dabei.