Wir hatten ja kürzlich bereits darüber berichtet, dass internationale Versender in den deutschen Markt drängen. Nun hat ibusiness.de das Thema aufgegriffen und die Situation in einem sehr ausführlichen Artikel (nur heute kostenlos) nochmals von verschiedenen Seiten durchleuchtet.
Im Rahmen unserer monatlichen, kostenlosen internationalen Preisindizes vergleichen wir ja für jeweils sechs unterschiedliche Artikel und Produktgruppen, die aktuelle Marktsituation, hinsichtlich Verkaufspreise, Marketingkosten und Absatzchancen in zehn europäischen Ländern. Dabei zeigt sich regelmäßig folgendes Bild für den deutschen Markt:
- ist gemeinsam mit UK der größte Absatzmarkt
- hat die niedrigsten Verkaufspreise
- hat die höchsten Marketingkosten (und Wettbewerb)
Die Kombination der hochen Marketingkosten und niedrigen Verkaufspreise, taugt durchaus dazu einen Teil des ausländischen Wettbewerbs vom Einstieg in den deutschen Markt abzuhalten.
Wie auch Henning Heesen, von Salesupply, im ibusiness-Interview bestätigt: „Wir hatten tatsächlich einige Kunden, die eigentlich nach Deutschland expandieren wollten, sich aber nach unserer Analyse dagegen entschieden haben, weil es sich für sie einfach nicht lohnte.“
Dennoch, wagen es mittlerweile immer mehr. Auch im erwähnten Artikel, werden neben Asos.com und Marks & Spencer, weitere große Händler mit internationaler Erfahrung aufgezählt. So könnten diese mit ihrem Marketingbudget vor allem kleineren Shops, die dem marketingtechnisch weniger entgegenzusetzen haben, so manchen Kunden streitig machen.
Wachstum schwer gemacht
Aber was einerseits, zur Abschreckung vor allem kleinerer ausländischer Händler taugt, wirkt sich natürlich auch auf den deutschen Online-Händler aus.
Der schlechten Bedingungen im heimischen Markt wegen, wird es immer schwerer sein Unternehmen auf Wachstum zu bringen.
Oder wie Heesen, es skizzierte: „Kleinere Shops werden sich die vordersten Plätze in den Google-Adwords-Rankings nicht mehr leisten können, wie die kleinen Geschäfte die Ladenflächen in den Fußgängerzonen nicht mehr zahlen können.“
Einen Ausweg aus dem Dilemma, haben wir heute bereits in unserem Artikel „Raus aus der Wachstumsfalle“ aufgezeigt. Die andere Möglichkeit ist, selbst ins Ausland zu expandieren.
Flucht nach Vorne
Denn, wie von uns auch in den bereits erwähnten Preisvergleichen bereits oft nachgewiesen, sind die Rahmenbedingungen in den europäischen Ländern meist deutlich besser, was Verkaufspreise und Marketingkosten betrifft.
So ergaben die Recherchen unseres Partners Salesupply, für einen untersuchten Tennisschläger im Ausland beispielsweise bis zu 20% höhere Verkaufspreise, bei gleichzeitig 20% niedrigeren Marketingkosten. Sogar bei einem Multifunktionsdrucker lag die KUR (Kosten-Umsatz-Relation) im Ausland um 50% niedriger. Produktbeispiele für die Attraktivität der internationalen Expansion gibt es genug.
Beste Chancen für deutsche Händler
Last, but not least – gerade deutsche Internethändler haben beste Chancen im Ausland. Der harte Wettbewerb, die niedrigen Preise, gute Versandkostenbedingungen und eine große Produktvielfalt macht deutsche Verkäufer im Vergleich mit ausländischen Wettbewerbern oft überlegen. Umso erstaunlicher, dass die überwiegende Zahl der deutschen Onlinehändler nur im Inland verkauft und nicht auch im Ausland präsent ist, wo das Verkaufen oft leichter fällt.
Prozesse in den Griff bekommen, dann ins Ausland expandieren
Bereits Anfang des Jahres, hatte ich ja folgende Strategie als E-Commerce-Trend des Jahres bei Shopware skizziert:
Die sog. Big Player werden in Zukunft ein immer größer werdendes Stück vom Kuchen abbekommen. Dazu kommen die Marktplätze und auch ausländische Anbieter, die in den deutschen Markt drängen. Kurze Randnotiz: Auch deshalb sollte sich jeder Shop-Betreiber regelmäßig fragen, warum sein heutiger Kunde auch morgen noch bei ihm einkaufen sollte.
Nur wer seine internen Abläufe im Griff hat und beispielsweise auch weiß, welche Marketingkanäle welchen Erfolg und welche Kosten (auch Kosten wie Abwicklung, Payment oder Retouren) mit sich bringen, kann dieser Marktbereinigung einigermaßen gelassen entgegensehen.
Und wer nicht nur bewahren, sondern auch wachsen möchte, sollte in 2013 die Chancen und Risiken der Internationalisierung genauestens für sich prüfen. Sofern das Kerngeschäft und die Prozesse auf gesunden Beinen stehen, kann dies in vielen Fällen der richtige Schritt für die Expansion sein. Immerhin können beispielsweise im europäischen Ausland teilweise deutlich höhere Verkaufserlöse erzielt werden.
Weiterführende Links
Internationaler Marktcheck und Nachrichten
Raus aus der Wachstumsfalle
Artikel bei ibusiness.de
cucinate meint
—–Zitat—–
„Umso erstaunlicher, dass die überwiegende Zahl der deutschen Onlinehändler nur im Inland verkauft und nicht auch im Ausland präsent ist, wo das Verkaufen oft leichter fällt.“
—–Zitat Ende—–
Das wird sich auch erst dann ändern, wenn die Gesetze in allen EU-Ländern endlich angepasst sind.
Beispielhaft für unbekannte Gesetze sei genannt, dass in Frankreich im Impressum der Provider mit Namen und Adresse/Telefon genannt werden muss.
Das hat einen deutschen Shop-Betreiber vor einem französischen Gericht 75.000 Euro Strafe gekostet.
So ein Risiko geht doch keiner ein bzw. kann keiner eingehen!
Und bezahlbare Anwälte die sich mit allen EU-Gesetzen auskennen, sind sogar noch teurer als die Strafzahlungen!
Das „Erstaunen“ kann ich darum nicht nachvollziehen!
Die Überschrift:
„Beste Chancen für deutsche Händler“
möchte ich ändern in:
„Beste Konkurs-Chancen für deutsche Händler“.