Anfang April habe ich Ihnen bereits geschrieben, wie man einer Bestrafung durch das angekündigte und weitreichendere Penguin-Update zuvorkommen kann.
Es kann aber sein, dass Sie schon jetzt vom Algorithmus Update betroffen sind. Seit dem ersten Penguin Update gibt es immer wieder Seiten, die mit signifikanten Sichtbarkeitseinbußen zu kämpfen haben. Dies kann ein Zeichen für eine automatische Abstrafung mittels Penguin sein. Google straft Seiten, die laut Algorithmus gegen die Qualitätsrichtlinien der Suchmaschine verstoßen, mit einer schlechteren Sichtbarkeit ab. Je nachdem, wie stark dieser Verstoß ist, kann es sogar zu einer manuellen Abstrafung mittels eines blauen Briefes kommen. Zur Abtrennung der beiden Begriffe automatische und manuelle Abstrafung aber vielleicht ein kleiner Exkurs vorab.
Was ist eine Google Bestrafung?
Google ist dauerhaft daran interessiert, den Algorithmus und somit die Qualität der Suchergebnisse beständig zu verbessern. Damit dies gelingt, ist es notwendig regelmäßige Updates durchzuführen. Im Rahmen dieser Qualitätsupdates kommt es dazu, dass immer mal wieder Seiten als unzeitgemäß bzw. unseriös angesehen werden und daher in den Suchergebnissen benachteiligt werden.
Bei algorithmischen Bestrafungen wird die betreffende Seite infolge des Updates automatisch herabgestuft. Wenn Google als Beispiel bei seinem Update z.B. sagen würde, dass Seiten mit 1.000 Links aus Branchenverzeichnissen nicht mehr zeitgemäß sind, wären diese nach der Implementierung des Updates sicherlich erst einmal von Sichtbarkeitsverlusten betroffen. Durch eine Entfernung dieser Links könnte man diesen Verstoß aber beheben und vermutlich die Verluste wieder ausgleichen.
Anders sieht dies bei manuellen Bestrafungen aus. Wie der Name schon sagt, war der Verstoß gegen die Qualitätsrichtlinien so massiv, dass er nicht nur dem Algorithmus sondern auch einem realen Google-Mitarbeiter aufgefallen ist. – Dies bedeutet, dass es einen „blauen Brief“ von Google gibt, in dem man darauf aufmerksam gemacht wird, dass man gegen die Richtlinien verstoßen hat und nun mit den Konsequenzen leben muss. Zumindest temporär.
Die Auswirkungen einer manuellen Bestrafung
Vor etwa einem Jahr bekam ich es zum ersten Mal mit einer manuellen Abstrafung zu tun. Ein relativ neuer Kunde war durch die Machenschaften seiner vorherigen SEO-Agentur von starken Sichtbarkeitsverlusten betroffen. Die Panda und Penguin Updates (24. April und 25. Mai 2012) führten dazu, dass der Shop außerhalb der bezahlten Suchergebnisse quasi nicht mehr stattfand.
In der Mitteilung von Google stand, dass die verwendeten Techniken nicht Google-Richtlinien konform seien und dass ein unnatürliches Linkprofil entdeckt worden sei. Des Weiteren gab es die Aufforderung, diese Probleme zu beheben. Als Folge blieben umgehend die Seitenaufrufe, Besucher, Käufer und somit natürlich die Umsätze weitestgehend aus.
Was ist ein auffälliges Linkprofil?
Um Sie nicht mit den technischen Herausforderungen zu langweilen, werde ich Ihnen erklären, wie ein auffälliges Linkprofil zustande kommt und wie Sie überprüfen können, ob für Ihre Seiten eventuell die Gefahr besteht, von einem der kommenden Updates betroffen zu sein. – Oder vielleicht sind Sie ja schon betroffen?!
Aufbauend auf den Punkten zum Penguin Update gibt es einige Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um mit seinem Linkprofil auffällig zu werden. Immerhin hat der Google-Qualitätsmanager, Matt Cutts, erst am 2. April 2013 bestätigt, dass es keine direkten Auswirkungen auf die eigene Seite hat, wenn man einen Link von einer Seite bekommen hat, die wegen Linkverkauf abgemahnt wurde. Viel mehr ist es auch hier wieder die Bündelung von negativen Eindrücken. Dies sind unter anderem Links:
- von Link-Netzwerken
- Domains, die keinerlei Aufsehen mehr erregen (Hinweis auf ein abgelaufenes Link-Netzwerk)
- aus typischen Webverzeichnissen (Heutzutage nur bei hoher Themenrelevanz zu empfehlen, wenn überhaupt)
- mit derselben Google Analytics Identifikation (ebenfalls Hinweis auf ein Link-Netzwerk)
- aus nicht indexierten Seiten (Hinweis auf zurückliegende Abstrafung)
- von einer Seite ohne externe Links (bei gleichzeitig schwacher Domain)
- von Seiten mit sehr hohem negativen Wachstum (Hinweis auf ein abgelaufenes Link-Netzwerk)
- von Seiten mit einheitlichem Domain Name System (DNS)
Die Untersuchung des Linkprofils
Bei einer manuellen Bestrafung sollte sofort das Linkprofil kontrolliert werden. Zum einen sollten Sie genau wissen, wann und vor allem von wo Links auf Ihre Domain gesetzt wurden. Zum anderen ist es wichtig, dass jeder einzelne Link genau durchgesehen wird. Nur durch ein umfassendes Link Audit ist es möglich herauszufinden, wo die Ursache für die Abstrafung liegt. Immerhin wurde in den uns bekannten Fällen immer nur ein großflächiger Verstoß gegen die Richtlinien bestraft. Und eben dies scheint auch Matt Cutts mit seiner Aussage zu bestätigen.
Ein oberflächliches Link Audit können Sie selbst durchführen. Hierzu benötigen Sie zunächst lediglich die Google Webmastertools. Wenn Sie mit diesen nicht mehr weiterkommen, gibt es mit MajesticSEO und Link Detox zwei Tools, die Ihnen ebenfalls helfen können. Ersteres untersucht Ihre Links zum Beispiel nach überoptimierten Ankertexten und den Plätzen an denen sich Ihre Links befinden (Blogroll, Footer, „Sponsorenbereich“). Detox befasst sich schließlich mit den oben genannten Punkten.
Die eigentliche Arbeit
Wenn Sie mit dem Erfassen der Links fertig sind, beginnt eigentlich erst die richtige Arbeit. Die fragwürdigen Links müssen immerhin aus dem Profil Ihrer Seite verschwinden. Dies bedeutet, dass Sie jeden einzelnen Seiteninhaber anschreiben müssen, um fragwürdige Links zu entfernen. Eine Arbeit, die schon mehrere Monate in Anspruch nehmen kann. Immerhin antwortet nicht jeder Webmaster direkt auf die erste Anfrage und wenn es eine Antwort gibt, dann ist es nicht gesagt, dass die einzelnen Webmaster auch dazu bereit sind, den Link zu entfernen.
Um die Arbeit zumindest etwas einfacher zu machen, empfehlen sich auch hier einige Tools. Boomerang für Googlemail ist eines dieser Tools. Hiermit lassen sich E-Mails terminieren und es können zeitlich festgelegte Erinnerungsmails geschickt werden. Am Ende ist es nur etwas Zeitersparnis, aber wenn es darum geht, ob ein Shop fünf oder sechs Monate ohne nennenswerte Sichtbarkeit ist, kann ein wenig Zeitgewinn sehr wichtig sein.
Alle Unternehmungen sollten dezidiert festgehalten werden. Man weiß nie, wann man diese Informationen noch einmal gebrauchen kann. Jede zugesagte Linkentfernung, abgelehnte Anfrage oder Nicht-Meldung sollte erfasst und gespeichert werden. – Rechnen Sie nämlich keineswegs mit einem einfachen Weg. Einige Webmaster sind eher windige Geschäftsleute, weshalb es notwendig werden kann, den E-Mail Verkehr abzuspeichern. So kann es sein, dass Ihre Anfrage einfach abgelehnt oder Geld verlangt wird. Beides ist für Sie nicht hinnehmbar. Gehen Sie daher auf keinen Fall darauf ein, sondern bedienen Sie sich eines anderen Werkzeugs. Immerhin hat Google eine ausgedehnte Qualitätsmannschaft, die Sie für etwas bestraft hat. Daher melden Sie solche Verstöße, anstatt auf Ihren Problemen sitzen zu bleiben.
Der Einsatz von professionellen Werkzeugen
Ein Schritt, der mit Bedacht gewählt werden sollte, ist der Einsatz von den Google Disavow Tools. Mit Hilfe dieses im Oktober 2012 eingeführten Werkzeugs können die Verbindungen zu schädlichen Links getrennt werden. – Dies sollte allerdings wirklich nur in letzter Instanz umgesetzt werden! Warum, kann ich Ihnen sagen:
- Zeigen Sie Google hiermit, dass Sie sich etwas anzulasten haben und
- Kann ein unsachgemäßer Einsatz dieser Tools fatale Folgen für Ihren Shopauftritt haben, wenn Sie aus Versehen die falschen Bindungen „kappen“.
Wenn Sie die Disavow Tools benutzen möchten, sollten Sie sich eingehend mit der Funktionsweise vertraut machen und niemals alle Links gleichzeitig bearbeiten. Es kann gerade in diesem Bereich aber sicherlich nicht schaden, vorab fachlichen Rat einzuholen. Immerhin möchten Sie Ihrem Linkprofil ja nicht noch mehr schaden, indem Sie die falschen Links entfernen.
Nach der Linkentfernung ist vor dem Linkaufbau
Natürlich entfernt man Links nicht gerne. Schließlich helfen einem nicht-toxische Links dabei, im Internet jenseits der bezahlten Anzeigen gesehen zu werden. Daher gibt es in Folge einer manuellen Abstrafung durch Google direkt mehrere Baustellen. Während Sie die toxischen Links entfernen, müssen Sie auch schon weiter denken und Inhalte erschaffen, die am besten von selbst die wichtigen Links generieren. Bei unserem Kunden hat sich zum Beispiel unsere Redaktionsabteilung daran gemacht, neue Texte für die Seiten zu erstellen. Angefangen von überarbeiteten Kategorietexten über die wöchentliche Erstellung von Blogtexten bis hin zur Implementierung einer fachspezifischen Themenwelt wurde daran gearbeitet, den Shop kundenfreundlicher aufzustellen.
Schon jetzt wird davon ausgegangen, dass das nächste Penguin Update weitreichende Auswirkungen haben wird. Es empfiehlt sich daher behutsamer mit dem Linkaufbau umzugehen und schon proaktiv ein Link-Audit der eigenen Seiten durchzuführen. Verzichten Sie in Zukunft lieber auf einen Link bzw. lassen Sie Links von Seiten entfernen, die Ihnen nicht ganz geheuer sind. Oftmals reicht es hier schon, sich selbst eine einzige Frage zu stellen: Handelt es sich bei dem Link um eine (ernstgemeinte) Anerkennung meiner Seite?
Michael Wiechert meint
Hi Eren,
das ist ja einerseits richtig und verständlich.
Andererseis kann ich als Empfänger solcher Nachrichten auch verstehen, dass man auf Löschbitten angesichts des dort an den Tag gelegten Tonfalls manchmal nicht reagiert. Erst unsere schöne Webseite mit Artikeln vollspammen und dann nach Jahren jammern und mit kurzfristiger Fristsetzung ohne ein ordentliches „Bitte“ um Entfernung der Links bitten und sich wundern dass sowas im Papierkorb landet…
Wir haben ja selbst ein Artikelverzeichnis (welches selbst zu Hochzeiten der AVs nicht wirklich wichtig war und eigentlich mehr dazu diente dort mal zu schaun – und zu sehen wer HEUTE dort noch veröffentlich bzw auch nach dem Niedergang der AVs dort fleissig publiziert bzw publiziert hat ist schon interessant und ernüchternd, genauso wie es mich durchaus schockiert zu sehn wo und für wen auch die ganzen renommierten SEO-Agenturen Links einkaufen (wir haben ja einen ganzen Batzen Webseitens und zu Studienzwecken sind ne handvoll für monetäre Kompensation von Links offen).
Wer höflich fragt, dessen Anfragen bearbeiten wir natürlich auch aber grad so automatisierte Anfragen wie von Dir empfohlen (was ja wohl das Gegenstück zu den automatisierten Linktauschanfragen der Vergangenheit sein soll) landen auch bei uns im Spamordner.
Im Übrigen: Gehört nicht zu einem natürlichen Linkprofil auch dazu dass man über die Jahre hinweg Links aufbaut die dann nach Jahren eben nicht mehr dem Google-Algo entsprechen? Muss man diese alten Links wirklich entfernen oder reicht nicht auch aus, dass man neue Links gem dem neuen Google-algo aufbaut?
Simone Hassels meint
Hallo Michael,
an dieser Stelle möchte ich mich kurz einschalten, da ich Tag für Tag die Verweise nicht nur auf- sondern leider auch abbauen muss.
Ihre Ansicht zu den Löschbitten, die automatisiert verschickt werden und unbearbeitet im Papierkorb landen, kann ich durchaus verstehen. Allerdings sollte man die Linkentfernung in den verschiedenen Arbeitsschritten betrachten. Eine E-Mail mit einer entsprechenden Bitte wird bei uns „von Hand“ geschrieben und beinhaltet die zur Identifikation des einzelnen Links notwendigen Punkte. Teilweise sind genauere Erklärungen notwendig und wir sprechen mitunter auch Branchen-Kollegen an. Automatisiert sind hier nur Satzbausteine, die regelmäßig wiederkehren, da es sich schlicht und einfach bei diesen mehreren hundert E-Mails um den gleichen Inhalt dreht.
Das beschriebene Tool (Boomerang) nutzen wir lediglich für die automatisierte Versendung eines Reminders und zum organisierten Überblick bei den Linkentfernungen. Es erleichtert im Übrigen auch die Übermittlung der Arbeitsunterlagen beim Wiederaufnahmeantrag. Nach der ersten Bitte um die Bereinigung sinkt mit jedem weiteren Reminder, der versendet werden muss, die Wahrscheinlichkeit, dass der Link überhaupt entfernt wird. Nicht nur aus organisatorischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen müssen wir derartige Reminder dann teilweise automatisiert versenden.
Zu einem natürlichen Linkprofil gehören sicherlich nicht ausschließlich Verweise von Top Seiten mit außergewöhnlichen Bewertungs-Metriken. Es kommt immer auf die Webseite an und auch ganz im Detail auf den Link, der eventuell entfernt werden muss. Dabei ist ja die Linkquelle auch nur ein Bewertungskriterium von vielen. Eine Verwässerung der unangenehmen Altlasten im Linkprofil klappt natürlich auch bedingt und dieses Thema ist sicher streitbar.
Vergleichen wir das einfach mal mit einem inhaltlichen Fehler auf einer Webseite, der nach Jahren auffällt. Sobald dieser Fehler aufgefallen ist, wird entscheiden, wie gravierend dieser Fehler ist. Kann er dieser Seite und dem eignen Ruf wirklich richtig schaden? Falls ich diesen Fehler als solchen einschätze, würde ich ihn lieber ganz von meiner Seite löschen, als ein paar Sätze drumherum zu stricken. Es gibt aber durchaus auch solche, die sich verwässern lassen.
Problematisch wird es dann, wenn man an den Punkt kommt, dass man alle schädlichen Links entfernt hat und noch immer keine Verbesserung spürbar ist. An diesem Punkt mussten wir schon Verweise entfernen, die wirklich geschmerzt haben. Das war wirklich bitter, zumal man sich selbst eigentlich eher für die Linkquelle entscheiden würde und eben nicht dagegen. Sowohl zu unserer Freude, als auch zum Leidwesen hat sich bewiesen, dass auch eine handvoll Links in einem annehmbaren Linkprofil einfach fehl am Platze sein können und zur Abwertung beitragen.
Für unsere Zukunft haben wir uns daher vorgenommen noch dezidierter auf die Linkquellen zu schauen. Allerdings hilft dies nicht bei den „Altlasten“, die von den benutzten Tools als schädlich identifiziert wurden. Und je nachdem wie stark die Abwertung einer Seite ist, muss man sich vor Augen führen, dass zumeist mit diesen Seiten auch Arbeitsplätze verbunden sind. Daher bin ich persönlich immer etwas überrascht, wie barsch auf eine einzelne Linkentfernung reagiert wird. Bei meiner täglichen Arbeit mit der Link-Platzierung und -Entfernung passiert mir das leider immer wieder.