Als wesentliches Leistungsmerkmal des Onlinehandels gilt für gewöhnlich das große im Internet verfügbare Produktsortiment und dessen gute Erschließbarkeit durch Produktsuchmaschinen. Dabei steht der stationäre Handel den E-Tailern zumindest im Hinblick auf die Vielfalt der Produkte nicht nach: Das konsolidierte Sortiment der in einer Einkaufsstraße niedergelassenen Händler dürfte das Produktangebot von 99 Prozent der Onlineshops bei weitem übertreffen. Jedoch stellt das Wissen um die Verfügbarkeit der Waren und deren Verteilung auf die jeweiligen Geschäfte ein Problem dar.
Dienste wie die US-Webseite Milo.com haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, das Sortiment, die Angebote und die Warenverfügbarkeit stationärer Einzelhändler im Internet zugänglich zu machen. Die Echtzeit-Spiegelung lokaler Produktlistungen stellt zwar eine eigentliche Herkules-Aufgabe dar, doch kann Milo.com dabei auf beträchtliche Erfolge verweisen: In den USA hatte der Service im März 2010 bereits Informationen zu 48 Ladenketten mit 48.000 angeschlossenen Stores und mehr als zwei Millionen Produkten verfügbar.
Mit seiner Dienstleistung spielt Milo dabei nicht nur bei den Konsumenten, sondern auch für den Handel eine wichtige Rolle – wurde die Schnittstelle, welche die Online-Erfassung der stationären Bestände ermöglicht, doch von dem Unternehmen selbst entwickelt.
Was plant Google?
Dabei bietet Milo.com einen Service an, für den eigentlich ein anderer, viel bekannterer Name der Internetwirtschaft prädestiniert wäre: Google. Der Konzern ist nicht nur für Milliarden von Internetusern die bevorzugte Suchdestination im Internet, sondern verfügt durch die Google Produktsuche auch über einen riesigen Pool an strukturierten Daten.
Dazu kommen Services wie der Bezahlservice Google Checkout und der Navigationsdienst Google Maps, die geradezu nach eine Integration lokaler Shopping-Daten schreien. Tatsächlich sprechen immer mehr Hinweise dafür, dass Google um die Bedeutung seiner Möglichkeiten für den E-Commerce weiß und diese künftig auch immer stärker nutzen will. So ist bereits in der im Mai 2010 gestarteten neuen Suchoberfläche das Thema Shopping deutlich prominenter platziert. Für Suchbegriffe, die eine Relevanz zu gängigen Produkten und Dienstleistungen aufweisen, werden automatisch lokale Anbieter und deren Position in Google Maps dargestellt.
In den USA geht Google bereits einen Schritt weiter und bietet nach dem Milo-Vorbild, Produktdaten und -Verfügbarkeit der Handelsketten Best Buy, Sears, Williams-Sonoma, Pottery Barn, und West Elm online und in Echtzeit an. Zudem gibt es Berichte wonach der Internetkonzern für seinen Service Google Street View nicht mehr nur Straßenzüge fotografiert, sondern auch Innenansichten von Ladengeschäften für einen kommenden Dienst namens „Store View“ digitalisiert.
Auch wenn es dazu bei Google wie üblich heißt „Wir äußern uns nicht zu noch nicht existierenden Produkten“, ist klar, dass das Unternehmen eine aktivere Rolle im E-Commerce anstrebt. Als ein klares Signal wird hier auch der Wechsel der langjährigen Ebay-Managerin Stephanie Tilenius zu dem Suchmaschinenkonzern gewechselt.
Auch wenn über das konkrete Tätigkeitsprofil der früheren Leiterin der US-Plattform von Ebay nur wenig bekannt ist, trägt diese doch einen aussagekräftigen Titel: „Google Vice President of Ecommerce“. Mit Sicherheit wird Google verfolgt haben, wie gut beispielsweise ein Internet-Brand wie Amazon mit dem Plattform-Geschäft Geld verdient. Heute sammelt Google noch fleißig Händler- und Produktdaten für seine kostenlosen Suchdienste, bald wird der Internetkonzern voraussichtlich jedoch zum Angebot kostenpflichtiger Services für Händler übergehen.
Zur Info: Bei diesem Artikel handelt es sich nur um eine kleine Leseprobe unseres demnächst erscheinenden Ratgebers „Handel im Wandel„.
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