Vor einiger Zeit schon stieß ich auf die Ankündigung von "Aromicon", ein ganz neues Darstellungskonzept für Weine zu starten. Mittlerweile läuft Aromicon schon in der Betaversion – und ist sehenswert, auch wenn es hier und da noch etwas "hakt":
Wein ist ein ausgesprochen erklärungsbedürftiges Produkt für Onlineshops – gleichzeitig stehen Shops in einer starken Konkurrenz, weil es wirklich viele Weinshops gibt. Es geht daher darum, den Nutzern, die sich auskennen und wissen, was sie wollen, sinnvolle Suchfunktionen zu bieten – und den anderen eine umfassende Beratung.
Bisher wurde meist versucht, dies über sinnvoll gestaffelte Auswahl-Filter bzw. Kriterien-Abfragen zu gewährleisten, wobei dies aber naturgemäß etws "trocken" rüberkommt und zudem für Laien wenig anschaulich bzw. verständlich ist. Aromicon setzt jetzt an der Anschaulichkeit an: Mit "tanzenden Aromen"…
Zur Darstellung der Weine wurde ein eigenes Darstellungskonzept erarbeitet: Die einzelnen Aromen werden mit Icons dargestellt, deren Größe/Menge mit dem Anteil des Aromas im Wein korrespondiert. Die Reihenfolge der Aromen und die "Geschwindigkeit" wird durch den "Tanz" der entsprechenden Icons ausgedrückt. Zudem wird die geschmeckte "Süße" durch Zuckerstückchen angezeigt, bei Rotweinen auch die Tannine durch Darstellung der "Spitzigkeit": Je spitzer das Symbol, desto ‚pelziger‘ der Tannin-Geschmack…
Was hochkomplex klingt (und in der "Herstellung" wohl auch ist), ist nach kurzer Orientierung ausgesprochen intuitiv verständlich. Und natürlich gibt es zudem auch die diversesten Filter-/Suchmöglichkeiten nach Weinen auf dem Portal, wobei ebenfalls die definierten Aromen-Icons genutzt werden.
Als i-Tüpfelchen auf dem Konzept wirkt eine Community-Funktion, die es erlaubt, Weine von den Site-Nutzern empfehlen und bewerten zu lassen. Ein Blog gibt es natürlich auch.
Ich halte diese neue Darstellung für einen wunderbaren Wurf, hinter der die Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle steckt und bei der Dr. Klaus Epperlein vom Mitteldeutschen Institut für Weinforschung in Freyburg/Unstrut fachlich berät. Aromicon will als "Mittler" zwischen Weinhändlern, Winzern und Konsumenten fungieren, die Basis ist eine Art Afiliate-Modell: Konsumenten nutzen das Portal als Auswahl- und Communityplattform und werden dann an die teilnehmenden Shops/Winzer weitergereicht. Die Teilnahme ist für die Händler einfach: Sie können ihre Weine in das Portal einstellen und "per Mausklick nach vorgegebenen Geschmackskriterien beschreiben und visualisieren lassen" – so die Pressemeldung von Aromicon.
Bisher konnten drei Pilotkunden gewonnen werden: Der Weinhandel "ebrosia", das Bio‐Weindepot aus Göcklingen sowie den Winzer André Gussek aus dem Saale-Unstrut-Anbaugebiet. Durch die geschickte Kombination einer bewährten Marketingstrategie (Affiliate) mit echtem Mehrwert (Visualisierung/ausgefeilter Suche) sowie dem Community-Ansatz dürften sicherlich bald weitere Teilnehmer dazukommen.
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
Ralf meint
Na das nenne ich ja mal eine geniale Visualisierung! Das werde ich doch gleich mal unserem Biowein-Shop-Kunden zeigen …
H.P. meint
Ich darf anmerken das unser my-Warehouse Shopsystem bereits eine Schnittstelle zur aromicon Plattform besitzt, inkl. Exportdatengenerierung, komfortabler Exportdatensteuerung sowie dem eigenen Trackingsystem für die Aufzeichnung aller Transaktionen und natürlich eine ausführlichen Statistik inkl. automatischer Kennzahlenberechnung.
Anonym meint
Also ich persönlich finde das viel zu verwirrend. Die „Aromen“ drehen sich meiner Meinung nach viel zu schnell, sieht auf den ersten Blick eher aus wie ein Onlinespiel. Nachdem die Aromen alle immer Größer werden, ist nicht wirklich erkennbar, welches Aroma in welcher „Konzentration“ vorhanden ist. Außerdem ist neben Geschmack auch der Geruch eine rein subjektive Frage, was auch immer wieder Weinproben unter Kenner bestätigen.
Ich denke, dass dies der falsche Weg ist, Unwissende an das Thema Wein zu bringen.
Der Beste und Erfolgversprechenndste ist immer noch der Besuch im Weingut oder beim Weinhändler.
HP meint
Niemand hat jemals behauptet das so eine Visualisierung sehen, riechen und schmecken ersetzen kann.
Ein Buch muss man in die Hand nehmen, darin schmöckern, das Papier riechen, aber Amazon & Co verkaufen merkwürdigerweise „wie geschnitten Brot“.
Diese Meinungen hat es immer gegeben, wird es wohl auch immer geben, und es ist auch gar kein Problem, wer das meint kauft nämlich nicht bei Amazon oder informiert sich halt nicht bei Aromicon.
Und auch das ist kein Problem, der Weinhändler um die Ecke hat schließlich auch seine Berechtigung, ebenso wie Bibliotheken und der Buchhandel.
An der Umsetzung herumzukritisieren empfinde ich persönlich allerdings als stillos, es ist eine Sache etwas nicht zu mögen, dann aber die Leistung eines anderen nicht zu respektieren, vor allem wenn man das Thema an sich ablehnt ist etwas anderes.
So eine Visualisierung kann aber durchaus behilflich sein denn man kann die entsprechenden Assoziationen im Kopf wecken. Spätestens an der Stelle macht so etwas Sinn.
Anonym meint
Ich möchte hier etwas klarstellen, oben habe ich nur einen Kommentar zu der News abgegeben. Ich habe in keiner Weise die Leistung an der Programmierung geschmälert. Die, so denke ich, kann ich, als Programmierer, beurteilen.
Ich habe, lediglich, die Nachricht kommentiert.
Meiner Meinung nach ist eben die Visualisierung nicht intuitiv und nicht so einfach zu durchschauen, wie es in der obigen Mitteilung dargestellt wird.
Nach einem weiteren Durchstöbern, also einem dritten Eindruck muss ich immer noch sagen, dass ich persönlich die Informationsflut, die dem Benutzer versucht wird, durch die Visualisierung darzustellen, einfach zu groß ist, man soll die Geschwindigkeit des Tanzes beurteilen, zählen, welches Icon wie oft vorkommt und noch die Icons erkennen, wobei die Icons die ganze Zeit auch noch die Größe wechseln (bitte hier nicht außer acht lassen, dass laut Mitteilung „… deren Größe/Menge mit dem Anteil … korrespondiert“).
Wie gesagt, es ist nur meine Meinung, ich möchte das Konzept an sich nicht schmälern, ich bin ehrlich gesagt von der Programmierung sehr beeindruckt, nur ich finde es ist etwas über das Ziel hinausgeschossen.
In diesem Sinne eine besinnliche Adventszeit 😉
Anabell Kraus meint
Das ist ja wirklich eine geniale Visualisierung, die Grundidee gefällt mir sehr, ich finde das für eine sehr gute Möglichkeit, jemand den Kunden neue Möglichkeiten zu bieten!