Lange war unklar, was nach der Zerschlagung der Supermarkt-Kette Real mit deren Digital-Tochter und dem dazugehörenden Marktplatz passiert. Jetzt hat auch real.de einen neuen Besitzer: Die Schwarz-Gruppe will den Marktplatz unter dem Namen Kaufland weiterführen. Für die Real-Händler soll sich durch die Übernahme nichts ändern. Doch die sind skeptisch.
Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Heute geht die Supermarkt-Warenhauskette Real in den Besitz des russischen Finanzinvestors SCP über. 141 der 270 Real-Märkte werden an Kaufland und Edeka verkauft werden. Was mit der anderen Hälfte der Märkte – und den dort Beschäftigten (rund 15.000 Mitarbeiter) passiert, ist noch unklar.
Entschieden ist dagegen endlich das Schicksal von real.de: Der Mutterkonzern von Lidl und Kaufland übernimmt den Online-Marktplatz, der zuletzt mit deutlichem Wachstum erfreute. Im Kassenzone-Podcast bezifferte CEO Gerald Schönbucher das GMV der Plattform für 2019 mit 500 Millionen Euro – 120 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. 15 Millionen Artikel werden aktuell auf der Plattform angeboten. Auch die Anbindung and das International Marketplace Network macht den Marktplatz interessant. Damit ist real.de die Nummer 3 unter den deutschen Online-Marktplätzen – und ein echtes Pfund, mit dem Lidl und Kaufland in Sachen E-Commerce wuchern könnten.
Beide Unternehmen waren im Online-Handel bisher wenig erfolgreich: Kaufland hat vor zwei Jahren einen halbherzigen Ausflug in den Online-Lebensmittelhandel nach wenigen Wochen wieder eingestampft. Und Lidl Digital wechselte in den letzten Jahren mehrfach sein gesamtes Führungspersonal, schaltete einen Online-Lebensmittelhandel an und wieder aus und betreibt jetzt eher halbherzig einen Non-Food-Online-Shop.
Wie sich die Plattform real.de unter dem neuen Eigner entwickeln wird, ist noch nicht abzusehen. Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass der Marktplatz weiterlaufen soll wie gewohnt – für die verkaufenden Händler soll sich nichts ändern. Allerdings wird die Plattform perspektivisch wohl unter dem Namen Kaufland auftreten. Ob die Online-Präsenz getrennt von Lidl.de bleibt, sei noch nicht entschieden.
Vor allem der geplante Wechsel auf das Branding Kaufland macht vielen Händler, die aktuell gute Umsätze auf Real.de machen, Bauchschmerzen, wie ein Blick auf aktuelle Diskussionen in den Facebook-Händlergruppen zeigt. Durchaus überlegenswert ist auch die Frage, wieviel Interesse die Schwarz-Gruppe überhaupt an einem Online-Marktplatz hat – oder ob sich der Konzern mit der Übernahme vornehmlich das nötige Know-How gekauft hat, um eigene E-Commerce-Bestrebungen endlich umzusetzen. Digital-Vorstand Rolf Schumann bezeichnet den Zukauf von Real.de in einer Mitteilung jedenfalls als „wesentlichen Baustein“ des zukünftigen Angebots bei Kaufland. Was das genau für die real-Händler heißen wird, ist jetzt noch nicht abzusehen.