Immer wieder haben Relaunch-Projekte massive Ranking- und Traffic-Einbußen zur Folge. Dabei müsste es dazu oft nicht kommen, wenn Unternehmen auf einen wichtigen Aspekt achten würden: die 301-Umleitungen.
Dieser Artikel behandelt einen sehr wichtigen, vielleicht sogar den wichtigsten Punkt bei einem Relaunch-Projekt. Wenn sich URLs im Rahmen des Relaunches ändern, ist es elementar, dafür 301-Weiterleitungen einzurichten.
Es reicht jedoch nicht aus, diese schlicht einzurichten – sie müssen auch gründlich überprüft werden. Denn gerade bei diesem Schritt werden bei einem Relaunch-Projekt die häufigsten Fehler gemacht – mit unangenehmen Folgen. Es ist absolut wichtig, die korrekte Umsetzung der 301-Umleitungen vor dem Go-Live zu prüfen. Mit welchen Tools das sehr einfach zu handhaben ist, erklärt dieser Artikel.
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Welche URLs umleiten?
Wer einen Relaunch plant, sollte grundsätzlich für alle geänderten URLs 301-Umleitungen einrichten. Diese helfen Google dabei, die gesammelten Signale der alten URL auf die neue URL zu übertragen. Es ist unter SEOs absolut unstrittig, dass es sich dabei wohl um die wichtigste Maßnahme im Rahmen eines Relaunches handelt.
Ideal ist es daher, alle geänderten URLs auf die jeweiligen neuen URLs umzuleiten. Dies kann allerdings, je nach Größe der Website, einen sehr hohen Aufwand darstellen – vor allem, wenn man die Umleitungen manuell recherchieren muss. In solchen Fällen kann man oft eine pragmatische Lösung finden, indem man bspw. nur die wichtigsten URLs umleitet.
Die wichtigsten URLs kann man auf unterschiedlichen Wegen finden:
- Die Google Search Console listet unter „Suchanfragen“ die Seiten auf, die die meisten Klicks erhalten haben. In vielen Fällen reicht das schon aus – außer bei sehr großen Websites und in Fällen, in denen das Suchverhalten saisonal variiert, da die Daten jeweils nur maximal 90 Tage zurück reichen.
- Web-Analyse-Tools wie Google Analytics können mehr und auch größere Zeiträume umfassende Daten liefern.
- Auch Linkdatenbanken wie Majestic (Report: „Pages“) können Listen von extern verlinkten Seiten beisteuern.
Wenn man diese URL-Mengen dann mischt, erhält man eine gute Auswahl an Seiten, die man unbedingt umleiten muss, um keine dramatischen Traffic-Einbußen zu erleiden.
Umleitungsziele festlegen
Für jede URL muss dann ein Umleitungsziel ausgewählt werden. Dabei ist es wichtig, dass jede Seite auf die möglichst passende neue Seite verlinkt wird. Es mag banal klingen, doch die Umleitung kann natürlich nur dann erfolgreich sein, wenn die neue Seite mit der alten Seite möglichst gut übereinstimmt.
Man sollte daher nicht auf die Idee kommen, einfach alle Seiten auf die Startseite oder ganze Kategorien umzuleiten. Das würde in der Google Search Console dann zu sogenannten „Soft 404“-Fehlern führen. Eine Ausnahme gibt es dabei: Wenn man die Links einer extern verlinkten Seite durch Umleitungen „retten“ möchte, darf man z. B. auch auf die Startseite verlinken. Einen „Soft 404“ generiert das zwar trotzdem, aber dieser ist nicht nachteilig.
Auf dem Stage installieren
Sobald alle Weiterleitungsziele feststehen, sollten die 301-Weiterleitungen in jedem Fall auf dem Stage eingerichtet werden, damit sie vorab geprüft werden können. Denn: Weiterleitungen sind extrem wichtig – und zeitgleich kommt es dabei sehr oft zu fehlerhaften Implementierungen.
Wer also z. B. die URL http://www.meinewebsite.com/alte-url/ in http://www.meinewebsite.com/neue-url/ ändert, sollte auf seinem Stage http://neu.meinewebsite.com/ die folgende 301-Weiterleitung einrichten:
http://neu.meinewebsite.com/alte-url/ leitet weiter auf http://neu.meinewebsite.com/neue-url/.
Am Tage des Go-Live muss dann natürlich sichergestellt werden, dass die Domain der Umleitungen angepasst wird (aus neu.meinewebsite.com wird dann www.meinewebsite.com/).
Tool-Tipp 1: httpstatus.io
Mit dem kostenlosen Tool https://httpstatus.io/ kann man einfach im Browser bis zu 100 URLs gleichzeitig testen und die Ergebnisse exportieren. Hierzu gibt man einfach die URLs untereinander in das Formular ein (siehe Abbildung 1). Wer seinen Stage per HTTP-Login gesperrt hat, kann Nutzer und Passwort eingeben. Falls nötig, kann man auch einstellen, dass sich das Tool gegenüber dem Server als Googlebot, Bingbot oder anderer Suchmaschinen-Crawler ausgibt – in der Regel wird das aber nicht nötig sein.

Danach wird das Tool die einzelnen URLs prüfen. Als Ergebnis erhält man eine Auflistung wie in Abbildung 2. Für jede URL werden die einzelnen HTTP-Status-Codes ausgegeben. Wer also eine „normale“ Weiterleitung hat, sollte dort „301 -> 200“ sehen, was bedeutet: Es gab zunächst eine 301-Weiterleitung, gefolgt von einer erfolgreich ausgelieferten Seite (200).

Tool-Tipp 2: Screaming Frog SEO Spider
Wer größere URL-Mengen prüfen muss, kann alternativ auf das in SEO-Kreisen sehr beliebte Tool Screaming Frog SEO Spider zurückgreifen. Um das Tool für die Prüfung der Weiterleitungen zu nutzen, sollte man zunächst die Option „Configuration > Spider > Advanced > Always Follow Redirects“ anschalten. Außerdem muss man in den Modus „List“ (Menü: „Mode“) schalten.
Danach gibt es verschiedene Möglichkeiten, URL-Mengen prüfen zu lassen. Wer einfach nur eine Liste mit URLs hat, kann diese über „Upload > Paste“ oder „Upload > From a file“ in das Tool importieren. Alternativ ist es möglich, mit „Upload > Download Sitemap“ eine ganze XML-Sitemap zu importieren, um alle dort aufgeführten URLs zu prüfen. Dann muss man nur noch auf „Start“ klicken und warten, bis das Tool alle URLs geprüft hat.
Das Ergebnis der Überprüfung erhält man dann über „Reports > Redirect Chains“. Diese Funktion generiert eine Tabelle im Excel- oder CSV-Format. Die Tabelle enthält die einzelnen Umleitungen und natürlich auch das Ergebnis – also z. B. 200 („O. K.“) oder 404 („not found“), siehe Abbildung 3. Über Filter kann man anschließend sehr einfach die noch fehlerhaften Umleitungen ermitteln.

Dabei sollten vor allem zwei Aspekte beachtet werden:
- Es sollte keine „Loops“ geben (also: A leitet auf B, B wieder auf A). Der SEO Spider gibt das in der Spalte „Redirect Loop“ aus. Bei Spalten, in denen hier „true“ steht, existiert eine solche endlose Weiterleitungskette.
- Auch endliche Weiterleitungsketten sollten vermieden werden. In der Spalte „Number of Redirects“ kann man ablesen, wie viele Stationen eine Weiterleitung hat. Idealerweise sollte hier „1“ stehen. Falls es deutlich längere Ketten gibt, sollte man sich bemühen, diese durch entsprechende technische Maßnahmen zu verkleinern (also „A -> D“ anstelle von „A -> B -> C -> D“).
Noch mehr Tests …
Wer möchte, kann den Screaming Frog SEO Spider für weitere Tests nutzen. Es könnte ja sein, dass jemand als Weiterleitungsziel eine Seite gewählt hat, die per robots.txt oder per Robots-Meta-Tag gesperrt ist. Zugegeben: Solche Fälle sind recht selten, kommen aber bei sehr großen und komplexeren Projekten immer wieder vor.
Auch dafür ist das Tool hervorragend geeignet. Man muss allerdings die Konfiguration des Tools erneut ändern:
- „Configuration > Spider > Limits > Limit Search Depth“ auf einen Wert größer Null setzen, da der SEO Spider sonst nur die Umleitung an sich prüft.
- „Configuration > Spider > Advanced > Respect noindex“ und „Configuration > Spider > Advanced > Respect Canonical” ausschalten, da das Tool sonst z. B. per Robots-Meta-Tag “noindex” gesperrte Seiten gar nicht anzeigen würde.
Wer dann den Crawl durchlaufen lässt, wird die einzelnen Zielseiten und deren Parameter sehen können. Der Report „Directives > Noindex“ sollte keine Seiten auflisten, die für Suchmaschinen gesperrt sind.
Insgesamt ist der Screaming Frog SEO Spider sicherlich ein sehr mächtiges Werkzeug für die Überprüfung der 301-Umleitungen – aber leider zeitgleich auch ein komplexes Tool, mit dessen Einstellungen man sich beschäftigen muss, um die richtigen Resultate zu erhalten.
Der Go-Live
Beim Go-Live der neuen Website müssen dann alle Prüfungen nochmals durchgeführt werden, da es durchaus passieren kann, dass die Umleitungen nicht oder fehlerhaft übernommen werden. Das entsprechende Tool sollte auch direkt bereit stehen, wenn der Go-Live erfolgt ist, um evtl. langfristige Schäden zu vermeiden.
Fazit
Das Erzeugen von 301-Weiterleitungen ist genauso wichtig wie deren anschließende Prüfung. Da ohne korrekte Umleitungen schwere Ranking- und Traffic-Ausfälle zu erwarten sind, sollte man diesen Schritt sehr gewissenhaft durchführen. Mit den in diesem Artikel genannten Tools ist die Prüfung der Weiterleitungen sehr einfach zu realisieren.
Dieser Beitrag ist in Ausgabe #65 des Magazins für SEO, SEA und E-Commerce „suchradar“ erschienen. Die gesamte Ausgabe #65 des suchradars mit dem Fokusthema „Mobile First: Aufrüsten für den neuen Google-Index“ kann unter www.suchradar.de kostenlos als PDF-Version heruntergeladen werden!
Thomas Müller meint
Für den erfolgreichen Relaunch gibt es neuerdings auch eine Cloud-Lösung: „Relaunchapp“
https://www.relaunchapp.com/
Reini meint
Screaming Frog kannte ich noch nicht. Scheint ein mächtiges Tool zur Prüfung von URLs zu sein. Vielen Dank für den Tipp, der Download läuft gerade 😉
Eduard Wensler meint
Eine gute Zusammenfassung, die leider den Aspekt von größeren Websites nicht betrachtet. Angenommen die Website besitzt 100.000 URLs. Nach der o.g. Artikel müssten wir jetzt entweder alle oder nur die wichtigsten URLs weiterleiten lassen. Wer sich wirklich die Mühe macht würde jetzt jede einzelne URL anfassen. Andere wiederum die wichtigsten, welche ebenfalls nicht wenig wären. Jedoch würde die Rechnung nicht mit dem Server-Administrator gemacht. Dieser sagt dann schlicht und einfach: „Du darfst nur maximal 1.000 URLs weiterleiten lassen.“ – je nach Serverlast auch weniger. Warum? Weil bei jedem URL Aufruf vorab die Redirect-Liste geprüft wird, ob für die aufgerufene URL eine Weiterleitung besitzt. Und genau DAS macht den Server ungemein langsamer. Genau genommen macht es den Server langsamer wenn mehrere User (z.B. über 100) sich gleichzeitig auf der Website befinden. Daher der Tipp, eine Prioritätenliste zu erstellen, z.B. alle Backlinks weiterleiten lassen, Seiten mit hohen Traffic von Suchmaschinen und Seiten die Rankingrelevant sind.
Markus Hövener meint
Hallo Eduard,
das stimmt natürlich – aber dafür gibt es auch Lösungen… RewriteMap z. B. … manche CMS bieten auch interne Funktionen zum Abbilden der Umleitungen… man kann also durchaus mehr als 1.000 URLs umleiten!
Grüße,
Markus
Eduard Wensler meint
Hallo Markus,
danke für den Tipp! 🙂
Gruß
Eduard
Alexander Frank meint
Hallo Markus,
auf welches CMS beziehst du dich dort genau? Ist es WordPress mit einigen extra Plugins?
Zum Beitrag selbst finde ich bzgl. SEO die genannte Seite „httpstatus io“ interessant, wenn es darum geht schnell seine Links zu checken.
Markus Hövener meint
Hallo Alexander,
ich beziehe mich eigentlich auf gar kein konkretes CMS… oder verstehe ich Deine Frage nicht?
Grüße,
Markus
Carsten meint
Das mit der Serverlast ist natürlich ein Problem ab einer gewissen Größe der .htaccess Datei. Kommt dabei natürlich immer darauf an wieviel Traffic ist drauf, wie stark ist der Server usw. Aber irgendwo ist eine Grenze.
Und ja – die meisten CMS haben ein Tool integriert in denen man die redirects eintragen kann, dort wird dann meist ein Array Mapping genutzt so dass die Last sehr gering ist. Bei größeren Mengen an redirects funktioniert das so sehr gut… wir haben das schon mit Listen mit mehr als 10.000 Einträgen locker hinbekommen.
Das größte Problem ist ja in der Regel nicht das eintragen oder nutzen sondern das finden. Wie findet man in diesen riesigen Datenmengen die richtigen Zielseiten… und da nutzen wir eben auch die relaunchapp die uns (nicht nur) diese Arbeit da abnimmt.