Beim Autokauf dient ein Spielzeugauto als Modell. Es wird, wie das Entchen, an der Unterseite mit einem Klebeetikett versehen. Schon erkennt die Kamera im Plexiglaswürfel das Etikett und sendet die Steuerdaten an den Grafikcomputer.
Setzt man eine kleine Holzfelge auf den unsichtbaren Computer, so kann man sich die gewünschte aus dem am Monitor erscheinenden Menü auswählen. Ebenso die Farbe, das Modell und die Innenausstattung. Und wenn Mann, Frau oder die ganze Familie das Auto mit allen Details ausgewählt hat, kann das Modell mitgenommen werden – als kleiner Ersatz bis zum Liefertermin sozusagen.
ORF Futurezone berichtet von einer ‚cheftauglichen‘ (=idiotensichere) Methode, Computer zu steuern: Ein Architekt hat einen durchsichtigen, beleuchteten Plexiglaswürfel mit einer Kamera eingerichtet. Darauf setzt er ein Quietscheentchen, das an seiner Unterseite schlicht mit einem (speziellen) Aufkleber versehen ist. Die Kamera erkennt den Aufkleber und damit das Objekt und verfolgt dieses dann – der Computer wird mit der Quietscheente wie mit einer Maus gesteuert. Das ganze nennt sich "Tangible User Interface" (greifbare Benutzerschnittstelle).
Klebt man den Aufkleber auf ein anderes Objekt, beispielsweise das beschriebene Spielzeugauto, so erkennt der Computer auch dieses als Objekt. Das Ziel des Ganzen ist, eine Art ‚Virtual Reality‘ zu schaffen, ohne dass der Benutzer aufwendig verkabelt werden muss. Die Rolle des verkabelten Menschen übernimmt beim ‚Mixed Reality Interface (MRI)‘ eben die Ente. Oder das Spielzeugauto. Oder ein Legomännchen, das durch Architekturmodell geführt wird und dabei hilft, die Inneneinrichtung zu optimieren, da es das Modell durch seine eigene "Begehung" anschaulich macht.
Der Plexiglaswürfel sieht sehr elegant aus, wie ein "besonders ironisch gemeinte(r) Einrichtungsgegenstand" (ORF Futurezone). Ich stelle mir gerade vor, wie in baldiger Zukunft neben jedem Computer so ein Kubus steht. Onlineshops würden dann kleine Modelle ihrer Produkte verschicken. Oder sie bieten sogar nur die Pläne zum Download an, die Kunden drucken sich die Modelle dann auf ihrem 3D-Drucker aus. Mit den Modellen auf dem Kubus gehen die Kunden dann in den Onlineshop und wählen die Artikel über Modell-Kubus-Steuerung aus. Kultig…
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
Nachtrag: Weil die ORF Futurezone-Artikel nur begrenzte Zeit online bleiben, hier noch ein besserer Link. Dort gibt es auch kleine Videos, die die Mixed Reality Interfaces in Aktion zeigen.
Ralf Dorendorf meint
So ironisch, wie dieses Interface beschrieben ist, so wichtig wird es für die Zukunft sein. Um Shops in der Zukunft mit dreidimensionalen Objekten zu füttern bedarf es eines „cheftauglichen“ Eingabegerätes. In unseren Shops, die in unseren Gedanken zukünftig die Strassen des Second-Life mit Leben füllen werden, soll die Ware natürlich in 3D zu betrachten sein. Das Eingabegerät ist die praktische Schnittstelle für den Verkäufer.
Was noch fehlt ist der „Sensual-Handschuh“, der es dem Kunden erlaubt die Ware mit echtem Gefühl anfassen zu können. Daraus folgt allerdings die Aufgabe den Plexikubus zu verbessern. Das „Sensual-Rendering“ muß noch erfunden werden.
Liebes Fraunhofer Institut! Das ist doch mal eine schöne Aufgabe 😉
„Also, welcher Kurs Captain Kirk?“
„Dort hinaus! Ich bin dann zum Einkaufen auf dem Holodeck!“
Nicola Straub meint
Hi!
Der Artikel sollte eigentlich nicht ironisch klingen – das ‚ironisch gemeinter Einrichtungsgegenstand‘ ist ein Zitat von ORF Futurezone. Ich finde das ganze wirklich spannend – ob es soooooooo viel ‚cheftauglicher‘ ist, als eine (nach Usability-Regeln vorbildlich gestaltete) Auswahl per Maus weiss ich nicht. Dass es aber einfacher ist, als selbst mit ganzem Körper in die VR einzutauchen, glaube ich schon.
Außerdem wäre es eine schöne Anwendung für 3D-Drucker, wenn die erst einmal in jedem Homeoffice stehen…
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub