Vergangenen Freitag und Samstag fand in Kassel der 9. plentymarkets Online-Händler-Kongress statt. Das Event ist ja mittlerweile tatsächlich so etwas wie ein Wohnzimmer für einige Teilnehmer, Aussteller und Sprecher geworden. Nicht nur, weil man viele Leute trifft, mit denen man sich schon im Vorjahr mal ausgetauscht hat. Gleichzeitig wird der Kongress jedes Jahr noch ein Stück besser – eben wegen dieser, schon fast familiären, Wohnzimmeratmosphäre haut man dann als Sprecher im Vortrag oder auf der Bühne auch mal eine Anekdote raus, die man eigentlich nur im privaten Bekanntenkreis vom Stapel lassen würde. Ich glaube die Teilnehmer meines Vortrags am Samstag wissen, welche ich meine. Aber hier gilt ja bekanntermaßen die Regel: Was im Raum besprochen wurde, bleibt im Raum.
Generell merkt man, dass plentymarkets sehr viel daran liegt, ihre Veranstaltung jedes Jahr besser zu machen. Das merkt man an den Inhalten, wie bspw. Zukunftskonferenz und Knowledge day, aber auch an der Party. Man merkt das aber auch an der Kleiderordnung der plentymarkets-Geschäftsführung und den Mitarbeitern. Was früher Anzug und Krawatte war, ist heute die legere Kleidung. Da kann ich nur sagen: Passt gut! Wirkt in meinen Augen einfach nahbarer für die Händlerkunden.
Wichtige Änderungen bei plenty
Mit POS bei plenty, stellt plentymarkets Händlern nun eine einfach zu bedienende Kassenlösung für Smartphones und Tablets zur Verfügung. Die Android-App steht bereits im Google Play Store. Apple arbeitet aber noch am Review. Händler können Bons über eingebaute oder eigenständige Drucker ausgeben lassen – natürlich per Wlan.
plentymarkets hat auf dem Kongress auch die aktuelle Roadmap für die POS-Lösung veröffentlicht. „Den ersten Meilenstein haben wir bereits erreicht“, heißt es dabei von dem Kasseler Unternehmen zur Auftragserfassung und dem Bon-Drucker. Am Erfassen von Gutscheinen arbeitet Plentymarkets noch. Die Eingabe von Kundendaten ist aber noch in der Entwicklung. In Planung ist zudem ein individuelles Bon-Design. Erst danach startet die Integration vom Kartenzahlterminal. Aktuell können Kartenzahlen über ein externes Terminal abgewickelt werden.
Bereits im vergangenen Jahr hat plentymarkets neue Cloud-Plattformen für alle Anwender zugänglich gemacht – um genau zu seine eine Public Cloud. „Wir machen dir den Wechsel in die neue Cloud so einfach als möglich. Du kannst selbst einen Umzugstermin bestimmen und natürlich das Ziel definieren. Der Rest läuft im Hintergrund ab“, verspricht der ERP-Anbieter. Noch dieses Jahr soll eine revisionssichere Dokumentensicherung beispielsweise von Rechnungen und Versanddokumenten möglich werden.
Ganz nebenbei steht plentymarkets 7 vor der Tür: Dafür haben die Entwickler 315.520 Zeilen Quellcode neu geschrieben. Mithilfe von Plugins will sich plentymarkets zudem für die Ideen der Nutzer öffnen. Diese können zum Beispiel ihre Shoptemplates in Zukunft als Plugin erstellen. Für externe Entwickler gibt auch einen Stage-Modus, damit sie Ideen erst einmal testen können.
Die neue Ausrichtung, pluginfähige SaaS-Lösung, werden wir in einem separaten Artikel noch näher durchleuchten. Ist auf jeden Fall sehr interessant.
Zukunftskonferenz
Zum Knowledge day am Vortag kann ich nichts sagen, da ich ja die Parallelveranstaltung Zukunftskonferenz moderiert habe. Bei dieser Open-Space-Veranstaltung ging es darum, dass die Teilnehmer für sich Zukunftsthemen aufwerfen und diese dann in kleineren Gruppen gemeinsam diskutieren. Hier haben sich dann letztlich drei Themen herauskristallisiert: Internationalisierung, Controlling und Service bzw. Beratung. Bei letzterer Gruppe ging es um die Frage, wie man sich mit Service und Beratung vom Preis als Differenzierungsmerkmal absetzen kann und wie diese Leistungen positioniert werden können. Das teilnehmerstärkste Thema war eindeutig die Internationalisierung. Hier wurde nicht nur sehr intensiv, sondern auch auf sehr hohem Niveau diskutiert. Auch Mark Steier von wortfilter.de, der ja über langjährige Erfahrung in diesem Bereich verfügt, war vom bereits vorhandenen Wissen der Teilnehmer sehr überrascht. Gleichzeitig hatte er selbst eine Menge Tipps zur Internationalisierung im Koffer.
Messe und Vorträge
Auch vom Samstag habe ich nicht viel mitbekommen, da ich einerseits selbst einen Vortrag hielt und andererseits hauptsächlich beim Messestand von EBIplenty weilte. EBIplenty ist ein Controlling-Tool, welches ich konzeptionell und beratend unterstütze. Umgesetzt und betrieben wird es von der auf Business Intelligence spezialisierten Software-Firma plus-IT. Diese unterstützen seit zwanzig Jahren bisher ausschließlich mittelständische und sehr große Unternehmen in der Datenanalyse. Auch da ich mit dieser Idee bereits seit bald drei Jahren schwanger gehe, freue ich mich sehr, dass die plus-IT diese nun in die Tat umgesetzt hat.
Die Lösung allein genügt nicht
Ein wichtiger Ansatz für das Tool war, einen möglichst hohen Beratungsansatz bereits im Tool abzubilden. Dies bedeutet: Meiner Meinung nach genügt es nicht, dem Händler das Werkzeug, die Möglichkeiten an die Hand zu geben, sondern man muss ihm auch zeigen, was er alles damit machen und im Idealfall auch wie er es einsetzen kann. Weiterhin sollte das Tool möglichst einfach in der Anwendung sein.
Herausgekommen ist eine Lösung, mit der Händler auf einen Blick, spätestens nach wenigen Mausklicks, etliche Fragen zur Steuerung seines Geschäfts beantworten kann. Um nur einige wenige zu nennen:
- Welche Artikel lohnen sich in welchen Kanälen?
- Wie entwickelt sich der Rohertrag im Sortiment?
- Welche Stammkunden haben im aktuellen Jahr Produkt x gekauft (Upselling)?
- Mit welchen AdWords Kampagnen habe ich einen negativen Deckungsbeitrag erzielt?
Die Resonanz überstieg auch die größten Hoffnungen im Vorfeld bei weitem. Scheint, wir haben den richtigen Nerv erwischt. Ein paar erste Screenshots, habe ich am Artikelende eingefügt. Ausführliche Details, gibt es dann später. Übrigens: Dieses Controlling-Tool, gibt es als Standardlösung momentan nur für plentymarkets-Händler. Eine Individuallösung mit Anbindung an beliebige Datenquellen, ist jederzeit möglich. Besonders interessant wird es, wenn man die Finanzbuchhaltung andockt. Dann gibt es keine Grenzen mehr, was die Auswertungsmöglichkeiten betrifft.
Hört nicht auf das, was ich rede
Am Ende wurden wir noch um einen abschließenden Rat, eine Empfehlung oder was auch immer für die Händler gebeten. Vergangenes Jahr forderte ich, Online-Händler sollten endlich professioneller werden und wie richtige Kaufleute und Händler agieren. Dieses Mal fand ich etwas anderes wichtig. Motiviert war dieser Rat durch meine intensive Auseinandersetzung der vergangenen Monate und Jahre mit Branchenzahlen und Studien und vor allem meines letztwöchigen Artikels „Die große Marktbereinigung juckt mich nicht“. Darin geht es auch darum, dass mithilfe Thesen und Studien durchaus auch Ängste unter Händlern geschürt werden. Meine Empfehlung lautete daher, sich weniger von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen. Sondern Studien, Expertenaussagen oder den Rat Dritter als das zu nehmen, was es ist: nämlich in erster Linie eine Meinung. Studien sind ein Trend, eine Entwicklung. Keines davon ist unfehlbar oder kann den Anspruch erheben, eine allgemeingültige Wahrheit darzustellen. Zu unterschiedlich sind die einzelnen Gegebenheiten der verschiedensten Händler.
Stichwort Expertenmeinung: Natürlich bekomme bspw. ich mehr vom Markt mit als ein Händler. Ich lese mehr und führe berufsbedingt einfach mehr Gespräche mit Händlern und Marktbegleitern jeglicher Colour und kann mir aus jedem Gespräch wertvolle Informationen rausziehen und eine Meinung bilden. Im Idealfall, ist meine Meinung also die komprimierte und kanalisierte Erfahrung vieler Experten und Händler. Es bleibt aber schlussendlich dennoch „nur“ meine Meinung oder meine Erfahrung und kann nicht die Wahrheit für jeden darstellen. Denn jeder Händler ist zumindest in letzter Konsequenz näher an seinem eigenen Geschäft dran, als ich es sein kann. Ein kluger Händler wird also meine zwar Meinung hören, dann aber seinen eigenen Verstand einschalten und filtern bzw. prüfen, was davon für sein eigenes Geschäft relevant sein könnte.
Screenshots zu EBIplenty
Anbei, wie oben angekündigt, ein paar Screenshots von EBIplenty mit Demodaten.
Welche Sortimente funktionieren in welchen Kanälen? – aus naheliegenden Gründen, ist dies eine der wichtigsten Fragestellungen für Online-Händler. EBIplenty bietet hier zwei Standard-Reports, mit den unterschiedlichsten Abfrage- und Ausgabemöglichkeiten. Diese bieten nicht nur visualisiert einen ersten Überblick, sondern erlauben auch auf Entdeckungsreise zu gehen. Und via Filtermöglichkeit nahezu beliebige Kombinationen abzufragen und auszuwerten.
Mit welchen AdWords Kampagnen habe ich einen negativen Deckungsbeitrag erzielt? – viele Online-Händler werfen viel Geld für unrentable Google AdWords-Kampagnen zum Fenster raus. Mit EBIplenty, können sie jetzt die Rebtabilität auf DB II-Basis (Umsatz – Wareneinsatz – AdWords Kosten) auswerten. Und natürlich wieder auf Entdeckungsreise gehen, um zu schauen ob vielleicht nur einzelne Anzeigenkampagnen schief laufen oder es möglicherweise an der Landingpage (Ziel-URL) liegt.
Wie entwickelt sich der Rohertrag im Sortiment? – eine meiner Lieblingscharts. Hier sehe ich auf einen Blick meine Star-Produkte und die Poor dogs, nach Umsatz und Rohertrag. Im ersten Chart erkenne ich bspw., dass Fahrradteile zwar den den höchsten Umsatzanteil haben, im Rohertrag aber eher unterdurchschnittlich sind.
Also, würde ich mir im nächsten Schritt, mal dessen Unterkategorien ansehen, um mehr zu erfahren (Chart 2).
Abschließend, würde ich mir noch ansehen wie sich der Rohertrag in den vergangenen Monaten entwickelt hat (Chart 3). Möglicherweise, findet sich hier ja schon die Antwort auf die Ursprungsfrage. Genügt dies nicht, schaue ich mir die Artikelliste mit den Roherträgen der betroffenen Sortimente an. Und so weiter und so fort.
Chart 3
P.S.: Das waren jetzt aber nur drei von vielen Fragestellungen, die EBIplenty beantworten kann.