In der heutigen Ausgabe unserer Interviewreihe „Leute des E-Commerce – 7 Fragen, 7 Antworten“ befragten wir Robert Zajonz von POWERGAP.
POWERGAP entwickeln Shopsysteme, oder mit ihren eigenen Worten: Im E-Commerce „ist es unsere Aufgabe, mit 100% Leistung die unwichtigste Säule „Shopsystem“ zu stemmen. Unwichtigste? Nun, in der Tat ist ein Shopsystem nur das letzte Glied in der Kette, das dafür sorgen soll, den Einkauf erfolgreich abzuschließen. Es ist nie Garant für einen stetigen Erfolg im e-commerce.“ – Ein offenes Statement, das neugierig macht…
1.) Was ist Ihr Kernprodukt/-thema im E-Commerce?
Das Kernprodukt ist eine ecommerce Software, die sowohl ein Shopsystem nach außen, als auch alle nötigen Funktionen einer integrierten Warenwirtschaft bietet. Dies spart Schnittstellen und damit unnötige Aufwände. Zielsetzung ist perfekte Automatisation im gesamten Bestellprozeß, also für den einkaufenden Kunden im Frontend, bis hin zur Ausgangsscannung kurz bevor das Paket auf den Lastwagen verladen wird.
Immer wichtiger geworden sind Marketingfunktionen, die einzeln betrachtet zwar nur wenig Steigerung vermuten lassen, aber viele dieser kleinen Features „addiert“ können deutlich 2-stellige Zuwachszahlen bedeuten.
2.) Wer nutzt Ihr Angebot?
KMU, die das Thema ecommerce sehr ernst nehmen und Werte schaffen wollen. Langfristiger Erfolg mit gut durchdachten Lösungen die Zeit und Kosten sparen ist Ziel der Händler.
3.) Was ist eine typische Konstellation / Problemstellung bei Ihren Nutzern, wenn sie zu Ihnen kommen.
Meist fehlende Features und die Möglichkeit (wenn im Standard nicht abgedeckt) dazu programmieren lassen zu können. Auch zählen sehr viele ebay Powerseller dazu, die mit der integrierten Auktionsabwicklung Kosten sparen möchten. Viele interessiert auch die integrierte Wawi! Diese bietet alles um mit „einer“ Software auch große Verkaufsmengen bewältigen zu können. Den meisten Neuzuwachs verzeichnen wir durch die Weiterempfehlung unserer jetzigen Kunden. Nichts ist überzeugender, als wenn ein erfolgreicher Shopbetreiber solch eine Empfehlungen ausspricht.
4.) Wo sehen Sie momentan noch die größten Defizite beim E-Commerce oder welche Angebote (Lösungen, Dienstleistungen) fehlen Ihnen noch?
- Immer noch fehlt eine für den Käufer und Verkäufer „perfekte“ Zahlart. Für den Käufer 100% sicher und für den Verkäufer so, dass dieser nicht mit Rücklastschriften oder Chargebacks zu kämpfen hat.
- Ebenso ist Bonitätsprüfung derzeit noch viel zu teuer. In der Masse sind Prüfungen einfach nicht rentabel.
- Teure Versandkosten, unzuverlässige Zustellungen und teilweise komplizierte Zollbestimmungen in einigen Ländern verhindern dass sich dort ecommerce besser entwickelt
- Abmahnwellen verderben vielen Händlern den Alltag. Hier würde es helfen, wenn der Staat endlich selbst aktiv wird. Es ist ja wichtig, dass alle nach den Regeln spielen, aber nicht mit dem Hintergrund, dass sich unseriöse RA die Taschen füllen.
- Bessere Beratung in den Shops. Online-Beratung per Chat wird aus Kostengründen wenig eingesetzt, dabei würde es den Service deutlich verbessern.
5.) Wohin geht Ihrer Meinung nach die Entwicklung in nächster Zeit, speziell in Ihrem (E-Commerce-)Bereich?
An den Erfolg der Shops gemessen sind es die Nischen-Shops, die sich sehr
spezialisiert haben. Auch Otto und Neckermann werden beispielsweise nie das Sortiment an Hutmoden anbieten, wie das beispielsweise auf www.hut-shopping.de zu finden ist. Davon gibt es viele Beispiele. Diese Shops haben alle samt eine gute Zukunft. Funktionell nach außen hin im Frontend sehe ich keine enorme Steigerungsmöglichkeiten mehr. Technisch wird sicher WEB 2.0 den Komfort und die Bedienung im Internet ein wenig ändern. Bis wir aber in einem 3D-Hologramm einkaufen werden, wird sicher noch viel Zeit vergehen.
6.) Ein Shopbetreiber nimmt sich heute einen halben Tag Zeit, seine Site/sein Angebot einmal bezüglich Optimierungsbedarfs zu überprüfen. Was ist Ihr Tipp, was er sich heute mal konkret angucken sollte? („4-h-Optimierungstipp“ oder auch 8-h-…?)
Oh, da gibt es einiges. Wir weisen unsere Kunden auch immer wieder auf solche Sachen hin. Beispiele:
- Produktbilder, die sind bei vielen Shops immer noch teils von ganz schlechter Qualität. Hier lohnt immer die Aushilfe, die mit DigiCam und guter Ausleuchtung die Artikel neu fotografiert. Fachwissen ist natürlich Voraussetzung.
- Fehlende Texte im Artikeldetail, oft werden Artikel auf die letzte Minute vor Feierabend eingestellt, aber die Beschreibung ist zu kurz oder gar nicht vorhanden. Oder nicht übersetzt.
- Das Design sollte alle 1-2 Jahre eine Auffrischung bekommen, wiederkehrende Kunden sollen merken, dass sich was bewegt im Shop. Nur nicht komplett ändern, denn das erzeugt das Gegenteil. Kleine, aber feine Verbesserungen frischen das Gesamtbild aber immer positiv auf.
- Alle Buttons im Shop überprüfen, oft sind Buttons wie „in den Warenkorb“ oder „Bestellung absenden“ viele Jahre alt, evtl. nicht gut sichtbar plaziert oder viel zu klein.
- Übersetzungen im Shop durch dritte nochmals prüfen lassen. Wir hatten mal den Fall, dass ein Kunde den Begriff „88 User online“ ins Italienisch übersetzt hatte. Je nach Region hieß es dann aber im falschen Italienisch: „88 Homosexuelle online“. Dies stand so ein Jahr im Shop.
7.) Wie sind Sie zum E-Commerce gekommen, was fasziniert Sie im E-Commerce am meisten/macht Ihnen am meisten Spaß?
Ich komme eigentlich aus der SAP Beratung mit Schwerpunkt FI/CO/HR. Um 2001 herum gab es eine Flaute, weil viele Konzerne die Projekte strichen und da begann ich für eine Schweizer Firma einen Shop zu programmieren. Das hat dann auf Anhieb so Spaß gemacht, dass ich tatsächlich SAP den Rücken kehrte. Zwischendurch war ich 2 Jahre GF bei einem großen Onlinehändler, der auch POWERGAP im Einsatz hat. Dort konnte ich tiefe Einblicke als Händler gewinnen. Viele Funktionen die das System heute kleidet sind dort entstanden und die gesammelte Erfahrung ist enorm wichtig bei jeder Weiterentwicklung. Jetzt könnte ich mir mit der bisher klasse gewachsenen Mannschaft nichts anderes mehr vorstellen, ecommerce hat noch so viel Potential, dass noch viele interessante Jahre „auf uns alle“ warten.
Und die Zusatzfrage: Welche Webseiten besuchen Sie momentan am liebsten?
Ich muss zugeben, dass mein Lieblingsspielzeug Google bleibt. Es ist weiterhin ein Tor für alles. Eine schöne Neuentdeckung ist auch www.koders.com, für Programmierer recht hilfreich um sich Code Schnipsel anderer abzuschauen. Auch schön ist www.fotolia.de, hier kann man prof. Grafiken sehr günstig kaufen und geht nie das Risiko ein abgemahnt zu werden, weil man sich wo anders Grafiken „geborgt“ hat.
Shopanbieter-Vorteil: Mitglieder erhalten die POWERGAP Shop Software den ersten Monat kostenlos zur Verfügung gestellt. Infos gibt es hier.