Der E-Commerce Markt in den Niederlanden boomt, die Ausgangslage ist günstig: 94 Prozent der Haushalte in Holland haben Internetzugang, der zweithöchste Wert in der Europäischen Union. Ca. 80 Prozent der Niederländer besitzen einen Laptop, knapp Dreiviertel zwischen 18-80 Jahren besitzen einen Smartphone. Ein Tablet hatten Ende 2013 schon über 50 Prozent der Haushalte — ein Anteil, der weiterhin explosiv ansteigt. Ed Hensen, holländischer E-Commerce Experte der ersten Stunde, hilft deutschen Shopanbietern auf diesem lukrativen Markt Fuß zu fassen.
Die Niederländer waren 2013 bestens ausgerüstet und kaufwillig: 12,1 Mio. der 16,8 Mio. Einwohner sind nicht nur aktive Surfer, die meisten (10,8 Mio.) kaufen auch im Internet. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Holland kaum noch Kataloggeschäft. Nur 4 Prozent des gesamten Versandhandelsumsatzes wird über Kataloge realisiert. Bestellungen haben die holländischen Online-Käufer 98 Mio getätigt, ein Plus von 11 Prozent im Vergleich zu 2012. Der durchschnittliche Bestellwert lag bei 109 EUR, pro Online-Käufer wurden 982 EUR ausgegeben, ein Plus von 6 Prozent zum Vorjahr. Das Marktwachstum kann somit zurückgeführt werden auf die Anzahl der Bestellungen und die Anzahl der Internetkäufer.
Ingesamt wurden auf dem holländischen E-Commerce Markt 2013 ca. 10,6 Mrd. Euro umgesetzt. Die Umsatzprognose für 2014 sieht ein weiteres Wachstum von 9,5 Prozent voraus. Bisher verteilen sich die Umsätze etwa zur Hälfte auf die stark wachsenden Produktverkäufe und Dienstleistungen (Schwerpunkt Reisen). Dabei waren die Top-5-Segmente bei den Online-Verkäufen:
- Reisen: EUR 3,9 Mrd. (+2,1% zum Vorjahr)
- Telekomunikation: EUR 1,5 Mrd. (+16,4% z.V.)
- Oberbekleidung: EUR 0,9 Mrd. (+16,4% z.V.)
- Versicherungen: EUR 0,8 Mrd. (+15,7% z.V.)
- Computer/Supplies: EUR 0,8 Mrd. (+16,1% z.V.)
(Quelle: Diese Zahlen sind hauptsächlich dem Thuiswinkel Marktmonitor des holländischen Versandhandelsverbundes Thuiswinkel.org entnommen.)
Für unser Portal, wollten wir von Ed Hensen, Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Ecommerce in Holland, unter anderem wissen, worauf es beim Onlinehandel in den Niderlanden ankommt.
Was ist Ihr Kernprodukt im E-Commerce?
Wir beraten und unterstützen Online Shopbetreiber bei der Internationalisierung ihrer Online Geschäfte nach Holland. Wir bieten strategische Beratung zum Markteintritt und konkrete Dienstleistungen beim Start-Up oder der Weiterentwicklung lokaler Webshops. Bei der Beratung handelt es sich um die Strategie-Entwicklung für den holländischen Markt. Wir sammeln Marktinformationen und führen Markt- und Konkurrenzanalysen durch. Wir begleiten die Entwicklung einer Sortiments-, Preis-, Marketing- und Servicestrategie.
Unsere weitere Dienstleistungen, teilweise zusammen mit etablierten Partnern, beinhalten operationelle Themen wie die Übersetzung von Originaltexten in werblichen, SEO-optimierten Content in holländischer Sprache, Erstellung von AGB und Datenschutzerklärungen nach holländischem Recht, Begleitung der Realisierung von hollandspezifischen Zahlungsmethoden, lokaler Kundenservice, Partnerschaft mit Vergleichssites, Lead Generierung, Gütesiegel, Fulfilment, usw. Auch funktionieren wir permanent als ‘Augen und Ohren’ am Markt, damit der Shopbetreiber nicht nur weiß, was läuft, sondern auch über die Leistung seines holländischen Webshops informiert ist.
Übergreifendes Ziel ist es, Webshops zu realisieren die für Kunden in Holland attraktiv sind, die Vertrauen ausstrahlen und die das Gefühl überbringen, dass in einem lokalen, niederländischen Webshop eingekauft wird.
Wer nutzt Ihr Angebot?
Unser Angebot wird genutzt von E-Commerce Händler im B2C-Bereich, die Ihren Marktauftritt in den Niederlanden ernst nehmen, sich an die Marktgegebenheiten anpassen und zu einem dauerhaften, echten Erfolg kommen möchten. Auch Händler, die ohne eine Niederlassung vor Ort oder den Einsatz eines Holland-Teams im Hauptsitz ‘lean and mean’ operieren möchten und statt dessen die benötigte Kompetenz, Kenntnisse und Erfahrung von Experten im holländischen Online-Handel einholen wollen, kommen auf uns zu.
Was ist eine in Ihrem Job typische Aufgabenstellung?
Ein Shopbetreiber möchte weitere Schritte in Richtung Internationalisierung setzen, ist in den DACH-Ländern manchmal schon vertreten und Holland wäre der logische nächste Schritt. Es fehlen aber noch die notwendigen Fachkenntnisse und Informationen über den Markt, die Sprache ist eine Barriere, man kennt sich mit dem niederländischen Recht nicht aus, man hat Angst vor Schwierigkeiten bei der Versand- und Zahlungsabwicklung, usw.
Hier sucht man die Unterstützung von lokalen Fachleuten im Online- und Versandhandel, mit denen man auf deutsch kommunizieren und einen Markteintritt realisieren kann – einen festen Ansprechpartner vor Ort hat für alle Facetten des Holland-Geschäftes.
Was sind die grössten Defizite beim E-Commerce?
Innerhalb der EU muss sicherlich noch die Realisierung eines “Level playing field’ in den Mitgliedsstaaten schneller voran getrieben werden, damit E-Commerce Unternehmen ihr Geschäft ohne Zoll-, Steuer- oder andere Barrieren schneller internationalisieren können, um weiteren Wachstum zu realisieren. Das ist notwendig, weil die Marktdominanz von grossen internationalen Spieler immer grösser wird. Nachdem Amazon und eBay schon die Marktführung in den grössten europaischen Ländern übernommen haben, kommt die neue Welle jetzt aus Asien, mit Unternehmen wie Alibaba, Baidu und Rakuten.
Shopbetreiber, die ins Cross-Border Geschäft einsteigen, betrachten die neuen Märkte zu oft als ‘Mitnahmemärkte’. Sie treten an nach dem Motto: „Was in Deutschland funktioniert, wird in Holland wohl genau so funktionieren“, was grundsätzlich falsch ist. Wenn sich dann relativ schnell herausstellt, dass die geplanten Umsätze nicht kommen, zieht man sich zurück und verabschiedet man sich vom Markt, meistens für längere Zeit oder endgültig. Trotz des erheblichen getätigten Investments.
Wohin geht die Entwicklung in nächster Zeit?
Immer mehr Onlinehändler werden in das Cross-Border Geschäft einsteigen. Der Trend zu Internationalisierung wird sich verstärkt durchsetzen. Innerhalb der EU werden die Konsumentengesetze immer weiter vereinheitlicht, rechtliche Barrieren werden damit behoben, es entsteht ein EU-Innenmarkt. Onlinehändler werden die Chancen, die sich daraus ergeben, nutzen. Es wird allerdings auch zu einem härteren Konkurrenzkampf auf den heimischen Märkten kommen.
Nicht nur die grossen Spieler wie Amazon und Zalando, mit Ihrer aggressiven Wachstumsstrategie, sondern auch immer mehr Onlinehändler aus den anderen EU-Ländern werden in den attraktiven deutschen Markt einsteigen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auch deutsche Onlinehändler Schritte über die Grenze setzen sollten, um ihren Absatz zu steigern. Die Attraktivität des holländischen Marktes ist dabei nicht von der Hand zu weisen: Aufgrund seiner niedrigen Eintrittsbarrieren und der hohe Nutzung von Internet und Online Shopping. Für deutsche Shopbetreiber kommt hinzu, dass die Transportstrecken relativ kurz sind. Damit lassen sich kurze Lieferzeiten realisieren.
Ihr Optimierungstipp?
Mein Tipp gilt für Shopbetreiber die schon einen Holland Webshop haben. Vertrauen ist ein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung. Stellen Sie sich die Frage, ob Ihren lokalisierten Webshop den Anforderungen des holländischen Kunden in diesem Punkt entspricht. Tipp 1: Verbessern Sie die Qualität der Übersetzungen. Das ist nicht nur wichtig für das Vertrauen in Ihrem Shop. Texte müssen nicht nur richtig übersetzt sein (was in vielen Fällen schon nicht so ist), sondern auch werblich sein, den Kunden zum Kauf bringen. Auch Optimierung für SEO spielt hier eine wichtige Rolle. Tipp 2: Ein weiterer Faktor zur Erhöhung des Vertrauens sind die AGB. Setzen Sie AGB nach niederländischem Recht ein.
Hier eben nicht direkt die deutschen AGB übersetzen, mit Verweisungen auf dem deutschen BGB, sowie in vielen holländischen Webshops von deutschen Shopbetreiber erkennbar ist. Ein auf holländischen Kunden gerichteter Online Shop unterliegt das holländische Recht. Tipp 3: Bieten Sie die gefragten Zahlungsmethoden an, setzen Sie ein führendes Gütesiegel ein und sammeln Sie Kundenreviews um das Kundenvertrauen in Ihrem Shop weiter zu steigern.
Wie sind Sie zum E-Commerce gekommen?
Ich habe nach dem Studium bei der Otto Gruppe in den Niederlanden angefangen und dort die Dynamik und Besonderheiten des Versandhandels kennengelernt. Meine Leidenschaft zum Distanzhandel hat damals begonnen. Als sich der Versandhandel ab Mitte der 90er Jahren zum Onlinehandel weiterentwickelte, hat die Dynamik nochmal stark zugenommen. Das ist spannend, da will man einfach dabei sein.
Es ist faszinierend bei dem Entstehen und der turbulenten Weiterentwicklung eines neuen Geschäftsmodells wie des Onlinehandels dabei zu sein. Aufgrund meiner langjährigen Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen und Geschäftspartnern in der Otto Gruppe, bei Neckermann und unseren heutigen Auftraggebern, arbeite ich gerne mit deutschen Shopbetreiber zusammen. Als holländischer Fachmann deutsche Shopbetreiber zu beraten und bei der Weiterentwicklung zu unterstützen macht mir großen Spaß!