
Heutzutage kann man alles online verkaufen. Alles? Nunja, auch Lebensmittel werden im B2C bereits online gehandelt, doch dabei handelt es sich i.d.R. noch um einzelne Nischen bzw. vor allem Dauerware abseits des Schnellverbrauchs. Der Durchbruch im Onlinehandel mit Lebensmitteln im Supermarkt-Stil lässt noch immer auf sich warten.
Dabei ist die Vision durchaus verführerisch: Die Generation Latte könnte ihre Wocheneinkäufe unterwegs im Lieblings-Cafe erledigen – und kommt man nach Hause, steht der ganze Kram bereits vor der Wohnungstür. In diese Richtung zielten beispielsweise die „QR-Shops“ des koreanischen Tesco-Ableger Home Plus (wir berichteten).
Nun möchte Allyouneed.com nach diesem Beispiel den Lebensmittelhandel per Internet pushen. Dazu hat der 2011 gegründete Online-Supermarkt laut eigenem Blog jetzt in Berlin diverse DHL-Packstationen als QR-Supermarkt plakatiert:
Das ist ohne Frage eine aufmerksamkeitsstarke Idee. Das Hauptproblem für den Durchbruch von Online-Supermärkten liegt jedoch nur zu einem untergeordneten Teil beim eigentlichen Bestellvorgang. Haupthürden bei der Gewinnung der Kunden-Akzeptanz sind einerseits das mangelnde Vertrauen in die Qualität der Frischware und andererseits vor allem das Problem der Liefer-Logistik.
Bezüglich letzterem ist allyouneed mit dem Hauptinvestor Deutsche Post natürlich ideal aufgestellt. Tatsächlich kann vermutet werden, dass die Post das Unternehmen vor allem auch „Versuchsfeld“ akquiriert hat, um die für Supermarktprodukte geeignete Logistik entwickeln bzw. optimieren zu können. Und hier hat DHL bereits ganz schön viel getan. So hat es mit DHL Kurier speziell für Allyouneed einen Zustellservice mit eigener Flotte eingerichtet (Quelle: Gründerszene):
Mit diesem Express-Zustelldienst sind bisher die Großstädte Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München sowie das Ruhrgebiet ausgestattet. Und damit will Allyouneed auch dem mangelnden Vertrauen in die Produktqualität begegnen: Direkt bei der Übergabe der Lieferung können die Kunden die Ware prüfen und all das zurückweisen, was ihnen nicht gefällt. Solche Artikel nimmt der Zusteller wieder mit und der Preis wird dem Kunden gutgeschrieben.
Die Rahmenbedingungen könnten also stimmen, um dem stationären Supermarkt zumindest hin und wieder Kunden abspenstig zu machen. QR-Shops einzurichten, ist von daher eine gute Idee, um das Konzept „unter die Leute zu bringen“. Man darf gespannt sein, ob so über Testbestellungen hinausgehend tatsächlich (ausreichend) Stammkunden gewonnen werden können.
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
PS: Bereits vor Jahren war eines der schlagenden Argumente für meine Berliner Freundin, den Ökokorb aus Brodowin zu abonnieren, die Lieferung: Die schweren Milchflaschen wurden jede Woche brav in den fünften Stock des Berliner Mietshauses getragen. Berliner wissen, wie wertvoll solch ein Träger-Service ist 😉