"Ein Drittel der Deutschen liest Blogs" titelte iBusiness dieser Tage und bezieht sich dabei auf eine Studie von TNS Infratest (PDF, 33,5 kb). Für die Studie wurden 1500 repräsentativ ausgewählte Internetnutzer ab 14 Jahren befragt. Insofern muss die Aussage ein wenig eingeschränkt werden: Nicht ein Drittel der Deutschen, sondern rund ein Drittel der deutschen Internetnutzer lesen Blogs.
Aber immerhin – Blogs werden tatsächlich immer stärker wahrgenommen und genutzt. Auch wir haben bereits früher festgestellt, dass Blogs wirken – diverse Shops mit Blogs belegen dies. Am meisten profitierten die frühen Vögel, die ‚early adopters‘. Heute starten fast täglich neue Corporate Blogs, ob sie erfolgreich sind, hängt auch von der Sorgfalt bei der Vorbereitung ab.
Wer denkt, er könne zu seinem Shop auch ‚eben mal‘ ein Blog dazuschalten, wird sich nach kurzer Zeit umsehen. Denn eine Blogsoftware einzurichten ist (je nach System) innerhalb von Minuten erledigt. Aber wie beim Shop selbst ist dies nur die kleinste Investition – sowohl finanziell, als auch was den Zeitaufwand angeht.
Das wichtigste Kriterium für ein funktionierendes Corporate Blog ist Authentizität und Verlässlichkeit. Es hilft nichts, alle Nase lang ("wenn grad mal Zeit ist") mal einen kleinen Eintrag ´a la "Jetzt gibt es unser beliebtes Plüschkissen auch in weinrot" zu verfassen. Das interessiert kein Schwein. Leser erwarten in einem Blog echte Informationen von hinter den Kulissen des Unternehmens und/oder aus den Köpfen echter Menschen. Für solche interessanten Inhalte kann die Zeit zwischen den Einträgen auch gern etwas länger oder uneinheitlich sein. Vorausgesetzt, die Kommunikaion wird aufrecht erhalten.
Denn authentische Inhalte triggern authentische Reaktionen. Ein Blog ist keine Einbahnstraße. Wer es schafft, seine Leser anzusprechen, der erhält Antwort. Bzw. Fragen, Anregungen, Gegenmeinungen etc. pp. Und der muss sich dem auch stellen, sonst ist die mühsam errungene Glaubwürdigkeit schneller wieder weg, als man gucken kann. Denn Blogs werden als Kommunikationsmittel verstanden, nicht als Werbeveranstaltung von oben nach unten.
Für ein erfolgreiches Blog muss man sich also öffnen. Deshalb rät Klaus Eck (der "PR-Blogger") sich unter anderem auch zu fragen:
- Passt ein Corporate Blog überhaupt zu meinem Unternehmensimage?
- Wollen Sie online intensiver mit Ihren Kunden kommunizieren und ein Corporate Blog für die Kundenbindung einsetzen?
- Je mehr Sie in einem Corporate Blog über Ihr Unternehmen mitteilen, desto mehr Transparenz schaffen Sie. Wie offen soll Ihre Kommunikation wirklich sein?
Werden diese Fragen bejaht, folgt die detaillierte Konzeption: Wen will ich damit ansprechen, welche Inhalte habe ich, wer schreibt und wie viel Zeit muss der-/diejenige dafür haben. Letzteres ist nicht zu unterschätzen, es geht wirklich eine Menge Zeit in das Schreiben von Blogs!
Die Konzeption sollte in ein Mission Statement münden. Ebenfalls Klaus Eck erläutert hier sein Mission Statement. Es kann als Beispiel für die Formulierung der eigenen Ziele herhalten. Ebenfalls sehr hilfreich ist es, erfolgreiche Shop-Blogs zu verfolgen. Eines der spannensten Vorbilder ist sicherlich das Saftblog der Kelterei Walther (Kirstin Walther hier im Interview). Persönliche Sprache, Themen von hinter den Kulissen und immer wieder spannende Aktionen (aktuell bloggte ein 13-jähriger Praktikant).
Stehen Konzept und Bloggregeln, geht es an die (technische) Einrichtung des Blogs. Man kann einfach fertige Blogservices wie Blogger.com & Co. nutzen. Aber auch die Einrichtung eines eigenen Systems ist i.d.R. sehr einfach. Das von uns genutzte Serendipity beispielsweise habe ich bereits mehrfach binnen Minuten aufgesetzt. Die benötigten Komponenten PHP und MySQL sind bei Servern – insbesondere wenn sie auch Shopsysteme hosten – heutzutagen Standard. Viele Blog-Systeme kann man bei OpenSourceCMS.com auf Herz und Nieren testen.
Die designliche Anpassung ist bei den gängigen Systemen ebenfalls einfach – zum Teil werden Dutzende Designs zum einfachen ‚Anschalten per Klick‘ mitgeliefert, die zudem oft allein durch Änderungen im Stylesheet schon weitgehend umgestaltet werden können. Allerdings ist es sinnvoll, die Standardelemente von Blogs auch beizubehalten. Denn die Leser kennen diese (Navigation-)Hilfsmittel und sind mittlerweile stark darauf geprägt. Nicht von ungefähr prägte sich der Begriff der ‚Blogosphäre‘ – Blogs sind eine eigene Welt. Und auch ein Corporate-Blog muss nur im Rahmen an den Shop angepasst sein, darf aber ansonsten deutlich sein ‚eigen Ding‘ bleiben – eben ein Blog.
In der täglichen Praxis wird schnell ein Lernprozess einsetzen – mit der Zeit werden die Einträge (hoffentlich) knapper und prägnanter werden. Die Möglichkeiten, die in RSS-Feeds stecken werden entdeckt und eingesetzt werden (wie wäre es mit einem speziellen ‚Neu im Shop-Feed‘?).
Im besten Fall wird der Diskurs mit den Lesern und Kunden dazu führen, dass sich das gesamte Unternehmen entwickelt – oft auch in vorher nicht vorhergesehene Richtungen. Darauf muss man sich einrichten – und dazu bereit sein. Dann belebt das Blog nicht nur das Geschäft, sondern bereichert es auch!
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub