Vor etwas über zwei Jahren spukte „Lhotse“ durch die Blogospäre der Branche. Gemeint war das gleichnamige Otto-Projekt, welches nach 13 Jahren Intershop einen komplett neuen Webshop auf die Beine stellen sollte. Also baute seit November 2011 ein rund 100-köpfiges Entwicklerteam, an der Shop Software, welches zwei Jahre später, genau am 1. November 2013, den erfolgreichen Abschluss des Projekts vermeldete. Otto.de ist seitdem mit eigener Shoppingsoftware online, die sie komplett selbst entwickelten.
So weit, so fein – was nun aber stutzig macht, ist die Tatsache dass Schwab-Tochter Sheego künftig auf die OXID-Plattform als Shop Software setzen wird. OXID wird damit die derzeit eingesetzte Intershop-Lösung ablösen. Da fragt sich der Laie, warum investierte OTTO einen zweistelligen Millionenbetrag und stellte einen weiteren zweistelligen Millionenbetrag in die Fortentwicklung der neuen E-Commerce-Plattform zur Verfügung, wenn die Shop Software nicht von den eigenen Konzernunternehmen genutzt wird?
Aufklären konnte die Irritation die OTTO-Presseabteilung. Demnach ist Lhotse ein reines Otto.de- und kein Konzern-Projekt. Gleichzeitig seien die Prozesse der einzelnen Versender einfach zu unterschiedlich. Es ist zwar grundsätzlich vorstellbar, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch die Töchterunternehmen, die Shop Software Lhotse nutzen könnten, jedoch gibt es hierfür noch keine konkreten Pläne.
So weit, so geklärt. Dennoch verstehe ich nicht – bei aller Dezentralität – warum Lhotse nicht schon längst für den Konzern geöffnet wurde bzw. zumindest darauf perspektivisch ausgerichtet wurde. Schließlich, möchte der erwähnte investierte zweistellige Millionenbetrag erst einmal wieder reingespielt werden. Da muss einiges an Wasser die Elbe runterschwimmen, bis sich das rechnet.
Peter Wolter meint
Weil die nicht funktionalen Anforderungen der unterschiedlichen Sites zu stark voneinander abweichen.
Peter Höschl meint
Mhmm, was kann man denn unter „nicht funktionalen Anforderungen“ genau verstehen?
Klar werden die Prozesse der einzelnen Versender sehr unterschiedlich sein.
Aber dennoch hätte sich IMO doch ein gemeinsamer Kern finden lassen müssen, auf den alle Töchter zugreifen und sich darauf/darumherum ihre eigenen Anwendungen programmieren können.
Friedrich meint
Lascana läuft auch mit OXID.
Claus Fahlbusch meint
Die Motivation ist ziemlich einfach. Otto löst die Zentral-IT (genannt GTP) im Prinzip auf, zumindest den Teil, der sich mit eCommerce-Plattformen beschäftigt und hat allen Konzerntöchtern mehr oder weniger deutlich gesagt: Kümmert Euch um Eure Shops selbst.
Und genau das machen jetzt alle. Otto macht Lhotse, Baur macht dick in Intershop und Schwab macht eben Oxid. Wahrscheinlich hatten sie ne Oxid-Agentur um die Ecke, die ihnen ein gutes Angebot gemacht hat. Das ist tatsächlich kaum eine Technologie-Entscheidung, auch wenn das die Marketing-Strategen von OXID gerne hätten sondern einfach ne ganz praktische: Bei Otto hilft mir keiner mehr, wer kann mir schnell (und billig !!!) Ersatz schaffen?