Sichtbarkeit im Netz – mit diesem ersten Etappenziel will die Verbundgruppe Sport 2000 ihre angeschlossenen Fachhändler für den Wettbewerb in Zeiten des E-Commerce stärken. Verglichen mit der Buch- oder Elektronikbranche ist der Sportfachhandel ohnehin noch eine vergleichsweise heile Welt: Der Online-Anteil im Bekleidungsanteil liegt je nach Quelle bei 14 bis 17 Prozent und mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent dominieren Verbundgruppen die Branche. Marktführer ist hier Intersport mit einem 2011 erzielten Umsatzanteil von 36 Prozent, während auf den Wettbewerber Sport 2000 gut 20 Prozent entfallen. Dennoch besitzt Sport 2000 eine beeindruckende Marktstellung. Die Einkaufsgemeinschaft zählt in Deutschland mehr als 700 Mitglieder mit fast 1.000 Verkaufsstellen. Das Spektrum ist dabei denkbar breit und reicht von kleinen Spezialgeschäften über große Vollsortimenter bis hin zu SC24.com, einem der führenden deutschen Online-Sporthändler.
„Die meisten unserer Händler sind jedenfalls mindestens mit einer eigenen Webseite im Netz vertreten“, berichtet Hans Allmendinger, Bereichsleiter Marketing bei Sport 2000, „allerdings bedeutet das nicht, dass sie dort auch automatisch gefunden werden.“ Da der Einkauf im Sportbereich weiterhin größtenteils stationär stattfinde, die Information und Kaufvorbereitung aber immer stärker ins Internet wandere, sehe sich die Verbundgruppe in der Pflicht, den angeschlossenen Händlern bei der Online-Vermarktung unter die Arme zu greifen. „Dabei geht es aber nicht gleich zwingend um das Thema E-Commerce“, stellt Allmendinger den Standpunkt von Sport 2000 klar. „Unser Fazit ist vielmehr: Online-Kommunikation ist Pflicht, Online-Absatz nicht.“
Grundbestandteile der Online-Vermarktung
Um dieser Maxime gerecht zu werden, hat die Verbundgruppe im vergangenen Sommer ein neues E-Service-Angebot (PDF) vorgestellt. Unter dem Motto „Im Internet gefunden werden“ bietet Sport 2000 dabei insgesamt 5 Module an, die von den angeschlossenen Händlern frei wählbar gebucht werden können. Beim ersten Modul handelt es sich dabei um die „Händler-Homepage“ als Grundvoraussetzung. Diese kann entweder von der Zentrale automatisch mit Content bespielt werden oder von den Händlern individuell aktualisiert werden. Darauf aufbauend bietet Modul 2 „E-Service Basic“ in Form von Einträgen bei Suchmaschinen und Google Places sowie relevanten Online-Verzeichnissen und Empfehlungsdiensten. Modul 3 „E-Service Plus“ beinhaltet die Planung und Aussteuerung einer AdWords-Kampagne und Modul 4 das „Facebook-Paket“. Abgerundet wird das Angebot durch Modul 5 „Werbeplattformen“, das die Streuung der Händlerprospekte über Onlineportale wie kaufDA und Marktjagd vorsieht.
„Wir haben bereits in der Vergangenheit in Zusammenarbeit mit einem Dienstleister unseren Händlern bei der Erstellung ihrer Homepage geholfen“, erklärt Marketingchef Hans Allmendinger. „Aber mit unseren Modulen 2 bis 5 stellen wir nun sicher, dass das, was sich auf der Homepage befindet, auch Verbreitung findet.“ Ganz umsonst ist der Service natürlich nicht: So kostet die Homepage-Einrichtung 450 Euro zuzüglich einer Jahresgebühr von 250 Euro und werden für den Basic-Service bzw. das Facebook-Paket einmalige Kosten von 290 bzw. 350 Euro fällig. Auf Jahresbasis werden die Werbeplattform-Präsenz sowie die AdWords-Kampagnen berechnet, wobei mit 650 bzw. mindestens 1.000 Euro zu rechnen ist.
Während die modulare Herangehensweise ein hohes Maß an Flexibilität bietet, sieht sich Sport 2000 bei seinen E-Services dennoch mit dem Problem konfrontiert, eine vertretbare Mitte zwischen der nötigen Standardisierung und einer möglichst großen Individualität zu finden. Gerade die automatisierte Bespielung der Händlerseiten mit Content dürfte bei Google nicht gerade auf Gegenliebe stoßen. Sport 2000-Marketingleiter Allmendinger sieht darin allerdings kein allzu großes Problem: So biete die Verbundgruppe ihren Mitgliedern recht komplexe Programme, die eine vergleichweise hohe Individualisierung des Angebots mit sich brächten. Auch bei der Content-Einspielung bleibe daher eine deutliche individuelle Komponente erhalten. Bei den Mitgliedern der Verbundgruppe sei das E-Service-Angebot jedenfalls auf positive Resonanz gestoßen. Nachdem bereits das bestehende System von Sport 2000 den Betrieb von insgesamt 140 Händlerseiten umfasste, die nun sukzessive auf das neue Modell umgestellt werden, seien bereits 40 Homepages im Rahmen des E-Service-Angebots an den Start gegangen.
Der nächste Schritt: Die zentrale Einkaufs-Plattform
Dabei ist das Programm nur ein Teil der Online-Strategie von Sport 2000. Parallel zum E-Service-Angebot arbeitet die Verbundgruppe am Aufbau einer zentralen Einkaufs-Plattform. Ziel ist es, den Endkunden über die Sport 2000-Webseite Zugriff auf das komplette Produktsortiment zu geben und auch die Abfrage lokaler Artikelverfügbarkeiten zu ermöglichen. „Unsere Intention ist es, auf diese Weise unseren Händlern Kunden zuzuführen“, erklärt Allmendinger. Allerdings sei der Aufbau des zentralen Systems eine komplexe Aufgabe, da nicht nur der automatisierte Datenaustausch mit den angeschlossenen Händlern funktionieren müsse, sondern auch Lieferanten miteingebunden werden müssten. Allmendinger geht daher aus, dass Sport 2000 das laufende Jahr mit der Stabilisierung der entsprechenden Prozesse verbringen werde und das System erst 2014 endkundenseitig geöffnet werden könne.
„Dennoch ist es wichtig, dass heute schon die Voraussetzungen für die Einkaufs-Plattform geschaffen werden“, so Allmendinger, „denn was nützt es den Händlern, wenn ihre stationären Bestände im Internet angezeigt werden, den Kunden aber keine vernünftige Homepage mit weiterführenden Informationen zur Verfügung steht?“
Unter dem Motto „Local Heroes“ veröffentlicht Shopanbieter.de in regelmäßiger Folge Beispiele für die gelungene Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Geschäft.
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