Auch wenn wir im E-Commerce den (Umsatz-)Gipfel noch lange nicht sehen, wird die Luft für bestehende Händler schon jetzt immer dünner. Wir waren bereits vor über zwei Jahren der Meinung, dass ein Onlineshop mind. 1 Mio Jahresumsatz haben muss, um zukunftsfähig zu sein. Dafür gab es seinerzeit reichlich Widerspruch unter den Online-Händlern. Wobei uns einige bei genauerer Überlegung durchaus zustimmten. Klar, ist die Aussage pauschalisiert und für etliche kleinere Online-Shop und bzw. oder entsprechend niedrigeren Zielsetzungen nicht zutreffend. Aber die Kernaussage gilt heute mehr denn je – Weitermachen wie bisher geht in den meisten Fällen nicht mehr lange gut.
So sollten sich zumindest all diejenigen für die Zukunft ernsthaft Gedanken machen, welche keine Nische bedienen, keine Exklusiv-Rechte auf ihre Produkte oder Eigenmarken und auch kein treues Kundenklientel besitzen. Also vereinfacht ausgedrückt, alle diejenigen welche im Sortiment und Preis austauschbar sind.
Denn mal ehrlich – warum sollte ihr heutiger Kunde auch morgen noch bei diesen einkaufen, wo er doch alles vermeintlich so unkompliziert bei Amazon & Co bekommt? Und dafür ist dieser Kunde teilweise sogar noch bereit – der Sicherheit und des Komforts wegen – etwas mehr als anderswo zu bezahlen. Wobei dies wegen Amazons großer Preisparitätskeule künftig auch immer seltener der Fall sein wird. Zugleich werden die sog. Big Player in Zukunft ein immer größer werdendes Stück vom Kuchen abbekommen. Dazu kommen die Marktplätze und auch ausländische Anbieter, die in den deutschen Markt drängen.
Zahl der zum Verkauf stehendenen Online-Shops steigt
Das sich diese Frage anscheinend tatsächlich immer mehr Shop-Betreiber stellen, belegt auch die Situation in unserer Verkaufsbörse für Online-Shops. Sieht man mal von der aktuellen Funkstille während des derzeitigen Weihnachtsgeschäfts ab, steigt ist die Anzahl der zu verkaufenden Online-Shops in den vergangenen Monaten spürbar angestiegen. Auffällig vor allem, dass immer häufiger Onlineshops mit Jahresumsatz von 500.000 Euro und mehr angeboten werden. Doch dazu ein anderes Mal mehr.
Ausweg Internationalisierung?
Alle diejenigen, für die ein Verkauf ihres mühsam aufgebauten Onlinehandels nicht in Frage kommt, sollten sich auch Gedanken zur Internationalisierung ihres Geschäfts machen. Und wer nicht nur bewahren, sondern wachsen möchte, setzt sich sowieso damit auseinander.
Schließlich, wird der Cross Border-Handel immer leichter zu bewältigen, wenn auch nicht trivial. Auch ein Grund warum wir uns im neuen Jahr bei shopanbieter.de verstärkt dem Thema Internationalisierung widmen werden.
Laut aktueller Umfrage des BVH unter seinen Mitgliedern sind übrigens bereits 89,2 Prozent der Unternehmen im Ausland vertreten. Und von den restlichen 10,8 Prozent planen derzeit fast die Hälfte eine internationale Expansion. Von diesen Zahlen sind die reinen Online-Händler sicherlich jedoch noch ein großes Stück entfernt.
Die meisten Anbieter gehen dabei der niedrigen Sprachbarrieren erwartungsgemäß erst einmal nach Österreich und in die Schweiz. Gefolgt von Frankreich und den Niederlanden und Belgien.
Unternehmen die nicht im Ausland aktiv werden wollen, nannten mit 75 Prozent als häufigste Markteintrittsbarriere die rechtlichen Regularien im Ausland. Mit jeweils 50 Prozent gelten sprachliche Barrieren, Schwierigkeiten bei der Versandabwicklung, fehlende Informationen über ausländische Märkte und ein geringes Marktpotential als weitere Gründe für einen Expansionsverzicht auf dem internationalen Markt.
Unternehmensberatung Wiechert meint
Naja,
das ist zwar ne schöne Pauschalaussage, nur sagt der Umsatz j anix über die jeweiligen Deckungsbeiträge und die zugrundeliegenden Grund-Margen sowie die damit verbundenen Werbekosten aus.
Insofern helfen solche plakativen Pauschalaussagen vermutlich wenig weiter.
Peter Höschl meint
@ Michael,
Plakative Pauschalaussagen helfen in sofern weiter, als dass sie polarisieren und möglicherweise dazu führen sich mit der Aussage auseinanderzusetzen. Es kann ja dann jeder für sich selbst feststellen, ob es stimmt oder nicht.
Und Fakt ist nun mal, dass es künftig immer schwieriger werden wird und JETZT die Zeit ist sich Gedanken zu machen wie es in 2-3 Jahren weitergehen soll.
Es geht ja nicht darum, dass man 1 Mio Jahresumsatz benötigt. Wobei das in der Regel schon stimmt, auch wenn es natürlich Produkte mit etlichen Hundert Prozent Marge gibt. Aber wer hat das denn schon?
Am Schluss wird auch jeder etwas an meiner Aussage auszusetzen finden, wenn er denn möchte.
Aber es geht um die Kernaussage, dass Weitermachen wie bisher nicht mehr lange gut gehen wird. Genau das denken sich beispielsweise immer noch sehr viele B2B-Versender. Die werden sich in ein paar Jahren aber ganz schön umschauen.
holyowly meint
Ich denke, ganz so einfach kann man es sich nicht machen. Es gibt genug große Firmen, die ihre Rettung im Ausland gesucht haben und dabei nur Verluste eingefahren haben. Gerade für kleinere Onlineshops gilt momentan eher die Konzentration auf das Wesentliche. Mit vielen blindlings ausgeführten Aktionen verzettelt man sich und seine Arbeitskraft. Um evtl. anfallenden Mehraufwand bewältigen zu können, müssen auch kompetente Menschen eingesetzt werden. Die kosten Geld und müssen das Geschäft erst einmal insoweit zum Laufen kriegen, dass sie ihr eigenes Gehalt erwirtschaften. Meiner Erfahrung nach ist das bei kleineren Shops ein Ding der Unmöglichkeit.
Theoretisch finde ich eine Auslandserweiterung sinnvoll, aber dann muss auch schon das Inlandsgeschäft ausgezeichnet laufen. Tut es das nicht, ist die Rettung im internationalen Handel wohl auch nicht zu finden.
Peter Höschl meint
@ holyowly,
da hast Du natürlich vollkommen recht. Wer sein Inlandsgeschäft und insbesondere seine Prozesse noch nicht im Griff hat, sollte nicht aufs Ausland schauen.
Thomas Koebcke meint
ich bestätige aus eigener Erfahrung, in jüngster Zeit ist ein Online-Shop mit Ausrichtung auf das Ausland nur sinnvoll, wenn man genügend Kapazität hat, diesen Shop so aufwendig wie vergleichbare heimische Angebote zu gestalten und zu bewerben. Bei meiner Geschäfts-Größe (eher sehr klein), ist das nicht mehr zu machen. Ich betreibe das schon lange, anfangs reichte es aus, das Angebot und den Checkout in verschiedenen Sprachen und mit Kreditkarten anzubieten. Da gab es genug Käufer. Aber diese Zeiten haben sich geändert. Heute ist es mindestens notwendig, ein mehrsprachiges Shopsystem (eigene Software oder Mietschop) zu verwenden, welches alle Möglichen Funktionen für umfangreichen Content, Interaktion (Social …) und Marketing bietet. Diese Funktionen dann fürs Ausland genauso intensiv zu nutzen, wie für den heimischen Markt, das ist nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt der Aufwand mit Bezahlsystemen, Preisvergleichportalen, Gütesiegeln/Zertifikaten/Bewertungssystemen uvm.
holyowly meint
‚Weitermachen wie bisher‘ wird in der Tat nicht gehen.
Wenn wir ehrlich sind, ist es aber auch Zeit für eine Bereinigung. Wir haben viel zu viel Wildwuchs. Wir haben zu viel von Allem! Nicht unbedingt schlecht muss das für kleinere Firmen sein. Geschickt muss man sein. Vertriebswege verknüpfen, ortsnahe Präsenz schaffen. Das ist z. B. etwas, was ich noch vor einem verstärkten Auslandseinsatz in Angriff nehmen würde.
Immerhin ist die Situation in der Welt bis auf wenige, schwer erreichbare Märkte ziemlich ausgereizt. Wohl niemand hier wird es BMW oder Audi gleichtun können. Die Arbeitslosigkeit oder die Quote der geringfügig Beschäftigten steigt nicht nur in Deutschland sondern vor allen Dingen im europ. und amerikanischen Ausland immens an. Das sind keine Märkte, in die man derzeit viel investieren sollte; gerade nicht als Kleiner. Alle die kleinere Brötchen also unsere Topfirmen da oben backen, sollten davon ausgehen, dass es den meisten Menschen ausserhalb von Deutschland nicht gerade sehr gut geht. Deshalb sollte wirklich überlegt werden, ob im Auslandsgeschäft Rettung zu finden ist.
Wichtig wäre darüber nachzudenken, wie geschäftliches Überleben mit einem nahe Null Wachstum möglich ist, denn darauf wird es weltweit hinauslaufen.