Pop-up-Stores haben sich als Marketing-Instrument längst eingebürgert. Sie bieten Onlinehändlern die Möglichkeit, ihr Sortiment in einer stationären Umgebung darzustellen und dabei den eigenen Markenauftritt zu schärfen. Gleichzeitig werden Pop-up-Stores auch immer häufiger von etablierten Marken genutzt, um Produkteinführungen oder saisonale Angebote öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Beide Motive gelten auch für den eBay Kaufraum, den die E-Commerce-Plattform nun zusammen mit ihrer Payment-Tochter Paypal in Berlin eröffnete. Doch geht es den Unternehmen noch um mehr: Mit ihrem bis Weihnachten geöffneten temporären Store wollen eBay und Paypal verdeutlichen, welche Innovationen heute durch mobile Endgeräte im Handel möglich sind und wohin sich das Shopping in Zukunft weiterentwickelt.
In dem Pop-up-Store werden dabei eine Reihe von Mobile Commerce Szenarien präsentiert:
- in der „eBay Weihnachtsboutique“ wird eine Reihe ausgewählter Artikel von eBay-Händlern ausgestellt. Diese gibt es in dem Store allerdings nicht direkt zu kaufen, stattdessen können die Artikel per QR-Code und der mobilen eBay-App nach Hause bestellt werden. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren die im eBay Kaufraum ausgestellten Angebote der Paypal-Partner mStore, MPreis und Emmas Enkel: Mit der QRShopping-App von Paypal können die gezeigten Produkte auf dem mobilen Endgerät bestellt und bezahlt werden.
- im Paypal Café zeigt der Bezahldienstleister eine Lösung für das Smartphone-basierte Bezahlen am Point of Sale: An den Bezahlterminals werden QR-Codes angezeigt. Scannt der Kunde diese mit seinem Mobiltelefon und der Paypal-App, wird der entsprechende Betrag von seinem Paypal-Guthaben abgebucht. Die Fokussierung auf die QR-Technologie begründete Paypal-Deutschlandchef Arnulf Keese mit pragmatischen Gründen: „QR ist die einzige Technologie, die aktuell flächendeckend und auf allen Smartphones verfügbar ist. Deshalb setzen wir derzeit auf QR-Codes, sind uns aber bewusst, dass sich das in den nächsten Jahren dramatisch verändern kann.“
- schließlich gibt es im eBay Kaufraum noch zwei Shopping Showcases, die zeigen, wie sich eBay und Paypal die Zukunft des Einkaufens vorstellen: In einer Boutique-Umgebung wird demonstriert, wie sich mittels Bild-Scanning-Technologien auch jenseits der Ladenöffnungszeiten Produkte aus dem Schaufenster kaufen lassen und dass Tablet-basierte POS-Lösungen immer mehr mit virtuellen Einkaufsberatern zusammenwachsen. Ein Wohnzimmer-Szenario zeigt zudem, wie sich mobile Geräte als „Shopping-Cockpit“ nutzen lassen: So lassen sich damit virtuelle Gutscheine verwalten, Anregungen und Angebote aus dem Smart-TV übernehmen, Express-Lieferservices buchen oder lokale Angebote zur Abholung reservieren. Beide Showcases sind in dieser Form heute noch nicht real verfügbar, jedoch basieren die Szenarien auf eBay- und Paypal-Technologien wie dem Scanning-Dienst RedLaser, der lokalen Produktsuche Milo.com und dem Same-Day-Delivery-Dienst Ebay Now.
Mobile als Brücke zwischen On- und Offline
Interessant ist der eBay Kaufraum nicht nur deshalb, weil er einen guten Überblick über das Portfolio des E-Commerce-Konzerns und seine strategischen Absichten gibt. Sondern auch deshalb, weil sich daran ein verändertes Rollenverständnis im M-Commerce abzeichnet. „Das Mobile Thema fing damit an, dass die Leute ihr Smartphone benutzten, um online einzukaufen“, erklärt eBay-Deutschlandchef Martin Tschopp im Gespräch. „Doch inzwischen nimmt Mobile immer mehr eine Brückenfunktion zwischen Online- und stationärem Handel ein.“ Egal ob es darum gehe, per Smartphone den besten lokalen Preis für ein gesuchtes Produkt ausfindig zu machen, bargeldlos bei einem Einzelhändler per Smartphone zu bezahlen oder nach Ladenschluss einen im Schaufenster entdeckten Artikel zur Lieferung am nächsten Tag nach Hause zu bestellen – gerade für den stationären Handel eigneten sich mobile Lösungen, um in einer zunehmend Online-geprägten Einkaufswelt zu bestehen. „Online und Offline werden per Mobile miteinander verschmelzen“, so die Prognose des eBay-Landeschefs.
Im Unterschied zu Amazon sehe sich eBay dabei auch weiterhin ausschließlich in einer partnerschaftlichen Rolle. „Für den einzelnen Händler würde es eine riesige Herausforderung darstellen, selbst auf den verschiedenen mobilen Plattformen vertreten zu sein. eBay bietet ihm dagegen diesen Mehrwert.“ In dieser dienstleistungszentrierten Perspektive konvergierten die Angebote von eBay, Paypal und dem im vergangenen Jahr übernommenen E-Commerce Dienstleister GSI immer mehr. Aus diesem Grund habe das Unternehmen mit eBay Inc. ein neues Markenzeichen eingeführt, das verdeutlichen solle, dass man sich als ein Gesamtunternehmen betrachte mit dem Ziel, dem Handel die Kundenansprache über mehrere Standbeine hinweg zu ermöglichen.
Mit seinem Kaufraum dürfte eBay damit deutlich höhere Ambitionen verfolgen als so mancher andere Pop-up-Store. Offen bleibt die Frage, ob die Botschaft ankommt. Bei der Eröffnung des eBay Kaufraums fiel jedenfalls auf, dass die meisten Medienvertreter auf der Suche nach einem hippen Trendshop für kreative Weihnachtseinkäufe waren – während es dem eBay- und Paypal-Management mehr darum zu gehen schien, sich dem Handel als zukunftsgewandte Dienstleister zu präsentieren.
Unter dem Motto „Local Heroes“ veröffentlicht Shopanbieter.de in regelmäßiger Folge Beispiele für die gelungene Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Geschäft.
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holyowly meint
Finde ich eine interessante Sache, aber leider auch ein bisschen mickrig. Oder geben die Bilder die wahre Größe des Stores nicht wieder. Für mich sieht das wie ein kleiner Hinterhofladen aus… hmm