In der dritten Auflage der IZH-Studie wurden die "Wahrnehmungen, Anforderungen und Erwartungen von Händlern mit Internet-Vertrieb […] hinsichtlich der verfügbaren Zahlungssysteme" untersucht. Dazu wurden in einer anonymen Online-Umfrage 449 Unternehmen befragt. Dabei fokussiert die Studie nicht nur darauf, welche Zahlungssysteme eingesetzt werden und wie deren Umsatzanteile sind. Zentrale Fragestellung war auch die persönliche Einschätzung der Händler zu Eignung und Sicherheit der verwendeten Lösungen.
Mit freundlicher Genehmigung dürfen wir nachfolgend einige Kernergebnisse der Studie verraten. Eine achtseitige Zusammenfassung der Studienergebnisse kann für € 3,50 auf den Seiten des E-Commerce-Center Handel (ECC) heruntergeladen werden.
__Eingesetzte Zahlungsverfahren und deren Bewertung__
An Zahlungsverfahren dominieren nach wie vor nicht-internet-spezifische Verfahren:
- Vorauskasse (82,3%, gegenüber den Vorjahren noch zugenommen),
- Nachnahme (63,9%),
- Rechnung (48,9%) und
- Lastschrift (46,7%).
Dabei bewerteten die befragten Händler die Vorkasse mit Abstand am besten. Wenig verwunderlich, denn bei den Bewertungen spielte für die Händler die Umsatzsicherung einer Methode die mit Abstand größte Rolle, gefolgt von der Umsatzerschließung. Die Kosten spielten bei der Einschätzung die geringste Rolle.
Als zweite Gruppe fasst die Studie Paypal sowie Kreditkartenzahlung als ‚internet-spezifische bzw. -angepasste‚ Systeme zusammen. Erstaunlich: Paypal wird bereits von 29,9% der befragten Händler eingesetzt und weitere 17,4% planen den Einsatz bis Ende 2006. Damit liegt Paypal etwa gleichauf mit SSL-übertragener Kreditkarte (31,0%) und Kreditkarte mit Prüfziffern-Abfrage (28,3%, alle Zahlen siehe Chart 1). Auch in der Bewertung schneiden diese Systeme gut ab: Sie liegen in der Wahrnehmung etwa gleichauf mit der Online-Überweisung mit Echtzeit-Bestätigung (alle Zahlen siehe Chart 2). Entsprechend viele Händler planen eine baldige Einführung dieser Systeme (siehe Chart 1).
Andere Zahlungsverfahren, wie Billingsysteme, Prepaid-Lösungen, Geldkarte, Mobiles Bezahlen etc. fristen mit jeweils unter 10% nur ein Nischen-Dasein. Heraus sticht hier allerdings die bereits genannte Online-Überweisung mit sofortiger Online-Bestätigung: Zwar ist ihr Anteil mit 6,8% aktuell noch gering, über 24% der Händler planen jedoch die Einführung dieses Systems. Es steht daher zu erwarten, dass diese Zahlmethode bald zur Kreditkartenzahlung/Paypal aufschließen kann.
__Umsatzanteile und Zahlungsausfall-Risiko__
Methode | durchschn. Anteil |
Standard- abweichung |
n |
---|---|---|---|
Vorkasse | 41,8% | 32,0 | 288 |
Rechnung | 41,7% | 34,3 | 174 |
Lastschrift | 30,6% | 25,5 | 159 |
Inkasso-/Billingsysteme | 25,7% | 36,9 | 25 |
Kreditkarte | 23,1% | 18,8 | 126 |
Online-Überweisung | 17,7% | 21,4 | 23 |
Nachnahme | 16,6% | 16,1 | 217 |
Paypay | 8,5% | 11,7 | 100 |
Sonstige | 6,0% | 5,8 | 32 |
Die höchten Umsatzanteile entfallen auf die ‚traditionellen Zahlarten‘ Vorauskasse (41,8%) und Rechnung (41,7%). Wobei die Rechnungszahlung ob des hohen Zahlungsausfallrisikos von den Händlern erwartungsgemäß eher schlecht bewertet wird, allerdings spricht die hohe Kundenakzeptanz (Faktor ‚Umsatzerschließung‘) bei der Bewertung wiederum für sie.
Lastschrift und Kreditkarten machen jeweils durchschnittlich Umsatzanteile von 30,6% bzw. 23,1% aus, gefolgt von Online-Überweisung (17,7%) und Nachnahme (16,6%). Auch andere Zahlungssysteme machen teilweise deutliche Umsatzanteile aus – allerdings sind hier die Stichgruppengrößen* zu gering, um die Ergebnisse als verlässlich zu werten.
Methode | durchschn. Anteil |
Standard- abweichung |
n |
---|---|---|---|
Zahlungsplattform | 33,3% | 33,3 | 12 |
Mobiles Bezahlen | 22,4% | 33,3 | 10 |
Prepaid-Lösungen | 18,8% | 31,4 | 17 |
Inkasso-/Billingsysteme | 25,7% | 36,9 | 25 |
Geldkarte | 3,0% | 3,6 | 7 |
Telefonbasierte Verfahren | 2,5% | 1,9 | 6 |
(Fast) alle Aussagen zu den Umsatzanteilen sind zudem mit hohen Standardabweichungen belegt, auf Deutsch: die von den Händlern gemachten Angaben für eine bestimmte Methode lagen oft weit auseinander. So müssen die Durchschnittswerte mit Vorsicht betrachtet werden, da sie aus individuell stark divergierenden Werten berechnet sind. Einzig die Angaben zu den Umsatzanteilen von Paypal, Nachnahme und Kreditkarte fallen durch eine deutliche geringere individuelle Streuung auf.
Die Tabellen zeigen die Einzelergebnisse der durchschnittlichen Umsatzanteile verschiedener Methoden. Dabei sind die Zahlungsmethoden, bei denen eine zu geringe Stichprobengröße (n < 20) kaum verlässlichen Aussagen zulassen, in Tabelle 2 zusammengefasst: Die dort genannten Ergebnisse müssen mit besonderer Vorsicht betrachtet werden und sind besser nur als sehr grobe Anhaltspunkte zu werten. Standardabweichungen über 30 wurden von mir farbig gekennzeichnet.
Über die Hälfte der Unternehmen schätzen, dass sie durch die Einführung von Kreditkartenzahlung und/oder Lastschrift ihr Umsatz erhöhen würde, die Schätzungen für die erzielbare Umsatzsteigerung liegen bei durchschnittlich immerhin 16%. Während deshalb die Einführung der Kreditkartenzahlung auch von vielen Händlern geplant ist, zeigen sie sich bei der Lastschrift zurückhaltender.
Fast alle befragten Händler gaben an, dass sie auch negative Erfahrungen mit Zahlungssystemen gemacht haben, glücklicherweise werden solche Erfahrungen aber als Ausnahmen angesehen. B-to-C-Shops verzeichnen mehr Zahlungsausfälle als B-to-B-Shops, im Schnitt liegen die Zahlungsausfälle bei 0,6 bis 1% des Umsatzes. Immerhin: gegenüber der vorhergehenden Studie hat sich dieser Durchschnittswert nicht erhöht. Gab es allerdings in den älteren Studien noch mehr Shops, die keine (oder nur sehr geringe) Zahlungsausfälle angaben, ist dieses Phänomen nunmehr leider bei allen Shops angekommen. Zahlungsgarantien sind den Händlern darum bares Geld wert: hierfür sind sie bereit, durchschnitlich 1,75% des Umsatzes zu bezahlen.
Andererseits werden i.d.R. nur ‚einfache‘ Methoden des Risikomanagements eingesetzt (Vorkasse-/Nachnahme-Lieferungen, Plausibilitätskontrollen). Eine echte Risikobewertung unter Einbeziehung externer Daten erfolgt seltener – dies wird eher von größeren Unternehmen eingesetzt. Allerdings zielt eine Vielzahl solcher Lösungen auch eher auf größere Shops mit stärkeren Umsätzen. Die größeren Unternehmen sind es denn auch, die generell geringere Zahlungsausfälle angaben als die kleineren.
Die oben erwähnte Studienzusammenfassung enthält noch weitere Ergebnisse, die gesamte Studie erhalten Sie über ECC-Handel oder den Buchhandel: "Internet-Zahlungssysteme aus Sicht der Händler: Ergebnisse der Umfrage IZH3" von Sebastian van Baal), Dr. Malte Krüger, Dr. Jens-Werner Hinrichs. Herausgeber: E-Commerce-Center Handel, 111 Seiten, 99,- Euro, ISBN: 3-9355-46-23-8.
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
*(naturgemäß konnten ja nur die Händler, die die entsprechenden Systeme im Einsatz haben, Angaben zu deren Umsatzanteilen machen)