Dies fragt sich gerade Jochen Krisch von Exciting Commerce. Hintergrund des Artikels ist die Tatsache, dass der US-Dienst Blippy, eine Art Twitter für Einkäufe, kürzlich 1,6 Mio. Dollar Startkapital einmgesammelt hat. Bei Blippy veröffentlichen Onlinekäufer ihre (Kreditenkarten-)Einkäufe bei ausgewählten Shops (Amazon, Zappos, Threadless, Groupon etc.).
In den Kommentaren zu Jochens Artikel ist gerade eine eifrige und interessante Diskussion am Laufen, wie Shopper motiviert werden könnten mitzumachen.
Noch herrscht reger Austausch. Nur eines scheint bisher klar – monetäre Motivation klappt nicht. Reputation scheint das Stichwort zu sein. Außerdem, dürfe sich das Posten von Kaufempfehlungen nicht auf tatsächliche Käufe beschränken, sondern vor allem auch auf „Schau mal, das hätte ich gerne“ beziehen.
Ich finde die Diskussion und Gedankenansätze interessant. Nicht aus persönlichen, sondern aus rein beruflichen Gründen. Nur frage ich mich, welche Zielgruppe kann solch ein Dienst ansprechen – die häufig beanspruchten 14 – 29-jährigen?
Zugegeben, ich habe viel zu wenig Ahnung vom allgemeinen Käuferverhalten um dies fundiert darlegen zu können. Kann also nur von mir und meinem Umfeld ausgehen. Ich beziehe beispielsweise meine Reputation im Bekanntenkreis letztlich nullkommanichts aus dem was ich habe oder guten Gespür für Trends. Davon kommt man, je älter man wird doch immer weiter weg.
Viel wichtiger ist aber möglicherweise, dass einem mit steigendem Lebensalter und in der Regel Einkommen zunehmend die Zeit und Lust fehlt sich in Social Networks zu tummeln und ohne gefragt zu werden Produkttipps zu geben.
Und hier ist der Knackpunkt – wenn ich in einem persönlichen Gespräch um meine Meinung gefragt werde, gebe ich die selbige selbstverständlich gerne weiter und freue mich dann auch über Anerkennung für mein Wissen, Erfahrung oder was auch immer.
Das würde ich dann notfalls sogar in einem Internetdienst tun. Ich bin aber nicht scharf darauf, meine persönliche Meinung in der Öffentlichkeit zu lesen, sondern es sollte dann auf meinen persönlichen Freundes- bzw. Bekanntenkreis beschränkt sein. Und so wie ich meine Freunde und Bekannten einschätze, geht es denen ähnlich.
Umgekehrt interessiert es mich nur eingeschränkt was mir unbekannte Menschen gerade gut finden. Zumal ich deren Sachverstand, Geschmack oder auch Beweggründe nicht kenne.
Dennoch, wenn ich gefragt werden würde – der Dienst müsste eine Einladungsfunktion haben, in der ich meine „Freunde“ bei einer aktuell anliegenden Kaufentscheidung einbeziehen kann. Denn von denen weiß ich, wie sie ticken und ich ihre Meinung einschätzen kann.
Dabei kann ich bzw. jeder Ratgebende entscheiden, ob seine Meinung privat bleiben oder öffentlich einsehbar sein soll.
Doch wie auch Martin Oetting von http://www.connectedmarketing.de/ schreibt, sollte die Frage vielleicht nicht "Wie müsste ein Twitter für Shopper aussehen?" sondern eher "Wie müsste man den Shopping-Prozess verändern, damit er auf Twitter und Co. viraler wird?“
H.P. meint
Ich finde allein den Gedanken merkwürdig, wie sollte denn ein Medium aussehen das ausschließlich auf Werbung aufsetzt?
Die Antwort darauf haben Preisvergleiche gegeben, man muss dem Konsumenten einen Mehrwert bieten. Ich sehe nicht wir man das in einem Medium a’la Twitter machen kann.
Twitter ist ein reines Informationsaustauschmedium, ohne relevante Information verliert es 100% seines Wertes. Zugegeben, was relevante Information sein könnte liegt im Auge des Betrachters, aber ein reines Werbemedium, und sei es im Twitterstil, stellt allein aufgrund des Konkurrenzumfeldes durch Millionen von Webseiten die reine Werbung ohne Zusatznutzen präsentieren (beispielsweise Domainpools mit Keywordadvertising Programmen, Webseiten die vollständig aus Affiliatelinks bestehen etc.) wahrlich keinen Quantensprung im „Social Commerce“ dar.
Reputation ist eine feine Sache, allerdings für den Shopbetreiber nur dann wenn es zu adäquatem Mehrumsatz fürht, ansonsten ist es reine Spielerei bzw. Zeitverschwendung.
Ich habe den Eindruck das im Moment krampfhaft tragfähige Modelle für das Social Commerce Thema gesucht werden um den „Hype“ am Leben zu erhalten. Ich denke es gibt nur die Verknüpfung von Information und Mehrwert, da eine solche Verknüpfung teuer sein wird muss sich der Shopbetreiber überlegen ob die Kosten die möglicherweise erzielbaren Mehrumsätze rechtfertigen werden.
Zudem wird es spannend werden welche Messmethoden für die Konversionsratenberechnung solcher Marketingmaßnahmen verwendet werden, ohne verlässliche Daten bzw. nutzbares Controlling würde ich persönlich aufgrund der zugrundeliegenden wackeligen Modelle zur Zeit keinem Shopbetreiber raten größere Summen in „Social Commerce“ zu investieren. Mag sein das sich Konzerne diese Ausgaben gönnen können, aber muss ja nun wahrlich nicht jedem Hype hinterherjagen.
Ich habe den Eindruck das der frühe Einstieg diverser Unternehmen bei der Beratung in (noch) nicht tragfähige bzw. ausgereifte bzw. erprobte bzw. messbare Marketingformen eine sehr kurzfristige Strategie ist, da wird jede Menge „verbrannter Erde“ hinterlassen.