Die Reise mit meinen Mentees aus dem Amazon-Förderprogramm „Unternehmer der Zukunft“ ist nach einem persönlichen Zwischenstopp in Vancouver nun zu Ende. Die Tage in Seattle erlaubten uns ein paar wirklich interessante Einblicke in die Denkweise des weltgrößten E-Commerce-Konzerns – und einen wirklich internationalen Erfahrungsaustausch mit anderen Marketplace-Händlern.
Zum Beispiel beim „Global Selling Workshop“, zu dem auch alle Erstplatzierten des deutschen Wettbewerbs und ihre Coaches (also auch meine Wenigkeit) eingeladen waren. Dort trafen wir auf Nick Dennisen, Vice President Marketplace Business bei Amazon. Er machte uns ziemlich klar, was Amazons Ziel ist: absolut globale Ausrichtung – jeder Händler soll seine Waren möglichst überall verkaufen können.
Kein Wunder: Schließlich sind die Marketplace-Händler der Schlüssel zu Amazons Erfolg: Mehr als 50 Prozent des Verkaufsvolumens auf den weltweiten Plattformen von Amazon stammt mittlerweile von externen Verkäufern. Deshalb sollen die Seller auch Zugriff auf immer mehr Amazon-Programme wie Amazon Business, Amazon Dash, Amazon Sparabo, Amazon KeywordsearchAds und so weiter bekommen.
Noch einen Hinweis auf die Bedeutung der Händler für Amazon betont mein Coach-Kollege Klaus Forsthofer von Marktplatz1: „Amazon Indien hat erstmals nur als Marktplatz gestartet und wird also ausschließlich von Händlern bespielt„. Ein spannender Punkt – und durchaus ein Anlass für gesundes Händler-Selbstbewusstsein.
Nach dem Gespräch mit Dennisen wurde es ganz konkret: Im Gespräch mit zwei US-amerikanischen Händlern konnten sich unsere deutschen Mentees intensiv über Unterschiede und Herausforderungen in verschiedenen internationalen Märkten austauschen. Da sich alle Teilnehmer sowohl in Sachen Sortiment als bei den adressierten Märkten stark von einander entschieden, verlief das Gespräch sehr offen – daran konnte auch die eine oder andere Sprachbarriere nichts ändern.
Howard Chen, Global Operations Manager beim Hundekamera-Anbieter „Tomofun“, berichtete beispielsweise, dass es unschicklich sei, Hunde in Großbritannien lange allein zu Hause zu lassen. Das erschwere den Verkauf von Hundekameras, die dem Besitzer Kommunikation mit seinem Vierbeiner auch von unterwegs ermöglichen.
Stephanie Oppitz von der Dresdener „Windelmanufaktur“ erzählte, dass sich ihre Stofftaschentücher in Großbritannien großer Beliebtheit erfreuten, in Italien jedoch auf geringes Interesse stießen – ebenfalls aus kulturellen Gründen.
Und auch die Nachfrage nach höherpreisigen oder günstigeren Produktlinien sei von Land zu Land verschieden, wie Antje Rudolph von Madame Jordan zu berichten wusste. Grundsätzlich verkaufen sich die höherpreisigen Babytragen aus ihrem Sortiment jedoch besser als die günstigere Produktlinie.
Auch ganz praktische Aspekte des internationalen Verkaufs kamen zur Sprache. So sei frühzeitig die Abwicklung von Retouren zu klären, vor allem wenn man keinen Standort im jeweiligen Land habe, merkte Drea Adamski an, Vice President für Logistik und International Sales beim Spielzeughersteller „Pinncale Ventures“.
Klaus Forsthofer, Geschäftsführer von „Marktplatz1“ und Coach bei „Unternehmer der Zukunft“, verkauft bereits seit zwei Jahren Produkte aus den Bereichen Arbeitsschutz und Betriebsmittel sowie Sicherheit und Gesundheit in den USA. Gerade in diesen Bereichen seien die Einhaltung von Qualitätsstandards, sowie Steuern und Gebühren wichtige Themen, erzählte er.
Mentees und Coaches haben nach aus diesen Gesprächen einigen Stoff zum Nachdenken mitgenommen. Aber das Fazit aller Teilnehmer dürfte lauten: E-Commerce ist international. Daran führt kein Weg vorbei.
Die Reise war insgesamt ein sehr gelungener Abschluss des ersten Amazon Förderprogramms in dieser Form überhaupt. Aber jetzt geht es ja schon gleich weiter. Nämlich mit der Neuauflage des Programms, diesmal ausschließlich für Unternehmerinnen.
Wer sein Glück versuchen möchte: Bewerberinnen können unter www.amazon.de/unternehmerinnenderzukunft ein kurzes Anschreiben einreichen, in dem sie ihre Herausforderungen, aber auch die Chancen und Ziele auf dem Weg in den digitalen Handel beschreiben. Bewerbungsschluss ist der 31. Dezember 2017, das Programm startet am 31. Januar 2018.
Anbei noch ein paar Zahlen zum Erfolg der Erstauflage des Programms. Nicht zu vergessen dabei ist, dass dies lediglich eine Bestandsaufnahme nach den ersten paar Monaten ist. Viele Teilnehmer haben sich seitdem nochmals deutlich weiterentwickelt.