Und hier kommt sie, die angekündigte Fortsetzung unseres Artikels „Social Shopping Portale – Web 2.0-Plattformen als Marketing-Chance. Diesmal geht es um „verkehrte Auktionen“ mit luupo, „Superdupermegacooles“ bei iliketotallyloveit, „Preis? Verhandlungssache!“ bei Gimahhot und „Verkaufen und Gutes tun“ mit dem Care Club.
‚Verkehrte‘ Auktion
Ganz frisch gestartet ist luupo. luupo ist endlich mal wieder ein Social Shopping-Dienst mit ganz einfachen Spielregeln. Wie es funktioniert erläutert ein Video auf der Startseite. Damit kam sogar ich klar, die ich beim Verständnis vieler aktueller Web 2.0-Social Shopping-Ideen oft so meine Schwierigkeiten habe.
Prinzipiell basiert luupo auf dem System einer Holländische Auktion. Teilnehmer (=Kunden) sehen den Ursprungspreis eines Produktes, nicht jedoch den in der Auktion tatsächlich erreichten Preis. Um den zu sehen – und über einen eventuellen Kauf zu diesem Preis entscheiden zu können – müssen die Teilnehmer einen Einsatz zahlen. Dieser beträgt „1 Luupo“. Ein Luupo kostet die Teilnehmer 49 Cent, davon fließen 40 Cent in die Auktion und senken den aktuellen Preis mithin um diesen Betrag.
So wird also der aktuelle Kaufpreis laufend (sozusagen ‚durch Angucken‘) abgesenkt. Jederzeit kann ein Teilnehmer entscheiden, das Produkt zum aktuellen Preis zu kaufen. Insofern ist der Druck für die Käufer da, zuzuschlagen, denn je weiter der Preis sinkt, desto eher wird jemand anderes zuschlagen. Andererseites: Je länger ein Käufer mit dem Zuschlag wartet, desto größer ist der Anteil der „Fremdfinanzierung“ des Artikels durch die Luups der anderen Käufer.
Dem Händler, der hinter dem Angebt steht, kann es ganz egal sein, wann zugeschlagen wird. Er bekommt den „fehlenden“ Anteil am Ursprungskaufpreis ja über die gesetzten Luupos finanziert.
Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass es bei luupo auch eine Gewinnspiel-Variante gibt. Hierbei gilt es, mit seinem Luupo-Einsatz den Preis auf genau Null zu drücken, wer es schafft, den entscheidenden letzten Einsatz zu platzieren, bekommt das Produkt dann auch für lau.
Alles in allem eine Sache mit hoher Attraktivität. Für Händler sowieso, denn ihre Preise sind durch das System gesichert. Aber auch für Käufer, denn die profitieren bei den hochpreisigen Artikeln vom Anteil der „Frendfinanzierung“ durch andere Teilnehmer. Da kribbelt es sogar mir in den Fingern…
Die beteiligten Händler sucht Luupo allerdings sehr sorgfältig aus, Hinweise dazu gibt es auch hier.
luupo
Möglichkeiten für Online-Shops
- Vertrieb von Produkten über ein neuartiges und spannendes Auktionsprinzip, das Handel und Gambling miteinander verbindet.
- Individuelle und gezielte Marketingaktionen sind gemeinsam durchführbar
Vorteile
- Einer der wenigen Vertriebswege ohne Margendruck!
- Extrem interessanter und innovativer weiterer Vertriebsweg.
- Ausnutzung der weltweiten First-Mover Positionierung von LUUPO durch Kooperation.
- 100% Zahlungssicherheit, die LUUPO AG übernimmt das volle Zahlungsausfallrisiko.
- Jedes eingestellte Produkt wird verkauft werden.
- Die Händler werden bei den Produkten als Verkäufer genannt. Daher profitieren sie über das Marketing und PR, welches für die LUUPO Plattform investiert wird (Reichweitenerhöhung, Neukundengewinnung).
Stolperfallen
- Nur wenige verlässliche Händler für hochwertige Produkte werden gesucht.
- Geringwertige oder Massenartikel können über luupo nicht vertrieben werden.
Superdupermegacool
Der Name sagt es eigentlich schon: Bei iliketotallyloveit geht es nur um super coole Produkte – und um den Wettbewerb, was das Coolste ist. Die Zeitschrift ‚Wired‘ bringt es so auf den Punkt: „You won’t find mainstream goods here — mostly doodads you didn’t know you wanted but suddenly like totally need.“ (WIRED Magazine).
Auf den ersten Blick erinnert der Dienst an das im ersten Teil unserer Folge beschriebene eDelight. Dabei soll iliketotallyloveit aber weniger als Bookmarkliste für eigene Wünsche dienen, sondern eher als Trendfinder – Digg ist das große Vorbild. Die Teilnehmer versuchen, die allercoolsten oder innovativsten Produkte zu listen, um mit ihnen den begehrten Platz auf der Startseite zu erreichen. Hierfür müssen die Produkte (und/oder die Beschreibung dazu) möglichst viele andere Teilnehmer dazu bringen, den ‚I like totally love it‘-Button zu klicken.
Ist iliketotallyloveit also für Händler überhaupt interessant? Ja – wenn diese eben solche ausgefallenen, abseitigen, innovativen Produkte verkaufen. Denn Händler dürfen durchaus ihre Produkte selbst listen, solange es nicht in Produktspamming ausartet. Und sie können bei gelisteten Produkten in ihren Shops ‚I like totally love it‘-Buttons einbinden, um ihre Kunden zu animieren, ihre Produkte „hochzujubeln“. Da der Fokus von iliketotallyloveit allerdings auf dem englischsprachigen (vor allem US-) Markt liegt, sollten teilnehmende Händler also auch dorthin liefern können. Konsequenterweise ist die Site durchgehend in Englisch gehalten – natürlich auch die Produktbeschreibungen! Dafür kann hier eine luxusorientierte, kauffreudige Trendsetter-Zielgruppe erreicht werden.
iliketotallyloveit
Möglichkeiten für Online-Shops
- Listung eigener Produkte, um sie dem Popularitätswettbewerb auszusetzen.
- „love it“-Button im eigenen Shop einbinden, um es Kunden/Nutzern zu erleichtern Produkte bei iliketotallyloveit.com zu empfehlen bzw. hochzustimmen.
- Bewerbung der eigenen Produkte auf Blogs/Websites mittels eines Widgets.
- Marktforschung, welche Produkte von Usern empfohlen, bewertet bzw. kommentiert werden.
Vorteile
- Zusätzlicher Marketingkanal mit sehr aktiver Community.
- Neukundengewinnung bzw. Reichweitenerhöhung durch Listing.
- Besseres Google-Ranking durch Links.
- Keine Kosten bzw. Gebühren.
- Produkte werden von den eigenen Nutzern (weiter-)empfohlen.
- Addressierung vor allem des englischsprachigen Raumes (USA, UK).
- Gadget/Lifestyle/Mode-Blogs nutzen iliketotallyloveit.com z.T. als Quelle ihrer Beiträge, damit kann zusätzliche Breitenwirkung erzielt werden.
Stolperfallen
- Produkt-Spamming: Zu viele selbst eingestellte Produkte werden durch die Community geoutet.
- Es geht um die extravaganten, ‚coolen‘, seltenen, skurrilen Produkte. Nur gelistet zu werden bringt wenig Vorteile, erst wenn genügend Nutzer dafür sorgen, dass der Artikel die Frontpage erreicht (hat), ist eine breite Sichtbarkeit (Google, Nutzer, 3rd-Party Blogs) gegeben.
- Produktbeschreibungen müssen in Englisch abgefasst werden.
Preis? Verhandlungssache!
Händler mit stätionären Shops kennen sie: Kunden, die ihre eigenen Preisvorstellungen mitbringen. Man kann dann die Verhandlung komplett ablehnen oder die Herausforderung annehmen. Letzteres geht nun auch online – mit Gimahhot. Bei Gimahhot geben Kunden Kaufangebote verbunden mit ihrem Wunschpreis ab. Die angebundenen Händler können dann Gegenangebote machen oder „zuschlagen“ und die Transaktion zum Wunschpreis abschließen. Konkret läuft es so ab:
Teilnehmende Händler bieten ihre Waren zu einem bestimmten Preis an. Teilnehmende Kunden kaufen sofort („Sofortkauf“) oder setzen dem Händlerpreis ihr eigenes Gebot entgegen. Die Händler können dann entscheiden, ob sie akzeptieren und zum gewünschten Preis liefern wollen – oder sie können ihrerseits wiederum einen Preis nennen, der unter ihrem Ursprungspreis, aber noch über dem Kundengebot liegt. Damit ist Gimahhot eine Vertriebsplattform, die den aktiven Verkauf an den Kunden erlaubt – einzigartig unter den Social Shopping-Portalen.
Für jedes Produkt gibt es bei Gimahhot nur eine Detailseite, in der der Gebotsstand („Marktlage“) und die Preishistorie („Chart“) angezeigt wird. Natürlich stehen jedoch meist mehrere Händler hinter den jeweiligen Produkten. Die Händler werden allerdings nicht angezeigt, auch nicht, wie viele Händler dieses Produkt überhaupt anbieten.
Insofern befinden sich sowohl Kunden als auch Händler in einer Konkurrenzsituation: Die Kunden, weil jederzeit ein anderer Kunde zum aktuellen Preis zuschlagen kann, die Händler, weil jederzeit ein Mitbewerber den Kunden akzeptieren kann. Wollen mehrere Händler einen gebotenen Preis akzeptieren, erhält jeweils der schnellste Händler den Kunden. Natürlich muss man aber nicht ständig am Monitor hängen, um die Gebote zu verfolgen – wie bei eBay gibt es auch von Gimahhot Tools, bei denen der Händler seine preisliche Schmerzgrenze eingibt und die dann das Gegenbieten bzw. Zuschlagen automatisch übernehmen.
Die rechtliche Seite: Die Kauf-Transaktionen selbst kommen direkt zwischen Kunde und Händler zustande, Basis dafür sind standardisierte AGB von Gimahhot. Nach Aussage von Gimahhot wird dem Kunden die Widerrufsbelehrung vor dem Transaktionsabschluss eingeblendet und in der Bestätigungsmail zugesendet.
Gimahhot ist übrigens kein Web 2.0-Kunstname, sondern ein historischer Begriff: „gimahhot“ stammt aus der althochdeutschen Sprache des 8. Jahrhunderts und bedeutet „gemacht“ – mit dem klassischen Handschlag und einem „gimahhot“ wurde schon damals der Handel perfekt gemacht.“(Thomas Promny, Geschäftsführer Marketing & PR Gimahhot)
Gimahhot
Möglichkeiten für Online-Shops
- Marktplatz basierend auf Börsenprinzip: Händler stellen ihre Angebote ein, Käufer ihre verbindlichen Kaufgebote.
Vorteile
- Zusätzlicher Vertriebskanal: Höhere Reichweite, mehr Verkäufe.
- Kostenloses und sehr einfaches Einstellen der gesamten Produktdaten.
- Auch geeignet für Händler ohne eigenen Onlineshop.
- Keine Fixkosten: Keine Einstellgebühren o.ä.
- Umfangreiche Statistiken über eigenes Preisniveau im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern.
- Automatisierbare Preisanpassung, unabhängig vom eigenen Shop möglich.
- Geringe Verkaufsprovision von aktuell 3%, fällt nur bei erfolgreich abgeschlossen Verkäufen an, kein Risiko für Händler.
- Gimahhot übernimmt den kompletten Zahlungsverkehr.
Stolperfallen
- Verkaufsabwicklung komplett auf Gimahhot.de, deswegen reibungsloser Datenaustausch über Shop-Schnittstellen nötig.
Verkaufen und Gutes tun
„Geschäft ist Geschäft, und Moral ist Moral.“ Mit dieser zynischen „Welten-Trennung“ räumt ‚The Care Club‚ auf: Hier werden hochwertige Markenprodukte verkauft – und bei jedem Verkauf geht ein veritabler Teil des Kaufpreises an Charity-Projekte. Welches Projekt dabei begünstigt wird, kann der Käufer selbst (aus einer Vorschlagsliste) aussuchen.
Das Prinzip klingt einfach, der Clou liegt im Detail. Zum Beispiel darin, dass alle Produkte zum normalen Marktpreis angeboten werden. Außerdem im zentralen Fullfillment, was auch einen übergreifenden Warenkorb ermöglicht – das ist für die Kunden gleichermaßen bequem wie für die Produktanbieter.
Genau dies aber wird in Zukunft aufgebrochen werden. Das ist aber nur die weniger glänzende Seite einer aus Shophändlersicht hübschen Medaille. Denn momentan werden nur Markenprodukte angeboten, bei denen die Verträge mit den jeweiligen Markenherstellern abgeschlossen wurden. Zukünftig aber öffnet sich ‚The Care Club‘ auch einzelnen Onlineshops. Und dann wird die Abwicklung der Bestellungen über die Shops laufen und mithin der gemeinsame Warenkorb von Einzelwarenkörben ergänzt oder sogar ersetzt werden.
Wer über ein entsprechend attraktives Sortiment verfügt, das auch die nötigen Margen erzielt, um Spenden und Gebühren zu erwirtschaften, kann sich also jetzt beim ‚The Care Club‘ bewerben. Immerhin ist Charity ein immer wichtiger werdender Faktor im Profilierungskampf – für Marken gilt dies schon lange, für Shops könnte die Bedeutung ebenfalls wachsen. Entsprechend aufgestellte Ketten wie The Body Shop und andere zeigen, wie gut Kundenbindung über die Identifizierung mit ethischen Statements (besonders vor dem Hintergrund der globalisierten Märkte) funktioniert.
The Care Club
Möglichkeiten für Online-Shops
- Anbindung an Produktpartnershop unter bestimmten Voraussetzungen
- Fullfillment-Dienstleistungen, wie Fakturierung, Logistik, etc. möglich
Vorteile
- Einzigartige Marketing- und Vertriebskombination für einen guten
Zweck - Medien- und gesellschaftsrelevante Produkt- und Unternehmenspräsentationen
- Eröffnung neuer Zielgruppen-/Trafficpotenziale in dem Segment kaufkräftiger, sozial engagierter und wertorientierter Konsumenten
- Für Markeninhaber: positive Aufladung des Markenimages
- Für Markeninhaber: Profitieren von weitreichenden Fullfillment-Dienstleistungen
- Integration in Marketing- und PR Kampagnen
- Im Idealfall refinanzierbares Marketing- /Werbeinstrument
Stolperfallen
- Nur hochwertige Produkte werden gesucht.
- Angebot von preisstabilen Produkten und Dienstleistungen.
- Unverbindliche Preisempfehlung muss Charity-Anteil von mindestens 15% enthalten
- Feste Listungsgebühr für eine Mindestlaufzeit von 3 Monaten plus Verkaufsprovision
- Partner muss Ehrenkodex einhalten
Herzlich aus Hürth
Nicola Straub
shopanbieter.de Blog für den Onlinehandel meint
Ist im Shop die optimale Basis geschaffen, damit Besucher in Kunden umgewandelt werden können, kann zum "Jahres-End-Wettrennen um die Käufergunst" auch eine Überprüfung des Marketings nicht ausbleiben.Die Vor-Weihnachtszeit ist eine ganz besonde