Dieser Artikel war eigentlich für das Shopanbieter.de-iBusiness-Themenheft "Erfolgreiches Shop-Marketing für kleine Budgets" vorgesehen, fand dort aber leider keinen Platz mehr. Dafür gibt es den Artikel jetzt hier – zum Lesen und auch als PDF zum Ausdrucken. Gleichtzeitig möchten wir mit diesem Artikel eine kleine "Serie" starten, in der wir die neuen (Social-Shopping-)Plattformen auf ihre Angebote und Chancen für Onlinehändler abklopfen.
Unter Blog-Artikeln finden sich in der Regel ganze Buttonleisten, die es Nutzern erlauben, favorisierte Artikel mit nur einem Klick in diversen Meta-Verzeichnissen (von del-ico.ous bis Mr. Wong) aufzunehmen.
Was für Blogartikel diese ‚Bookmarkdienste‘ oder ‚Empfehlungslisten‘ sind, sind für Shopartikel mittlerweile diverse Social-Shopping-Plattformen. Und diese neue ‚ökologische Nische‘ im Web füllt sich langsam aber sicher. In diesem Artikel stellen wir vier bekanntere Social-Shopping-Portale sowie eine Shopping-Mall vor – alle sehen sich als ideale Marketing-Plattformen gerade für kleinere oder mittlere Online-Shops, da die Nutzung (für Shops) mit geringen oder keinen Kosten verbunden ist und der Fokus gerade (auch) auf sogenannte Long-Tail-Produkten (Nischenprodukten) liegt.
Empfehlungslisten
Erstes Beispiel für Meta-Empfehlungslisten ist das bereits länger bestehende eDelight (www.edelight.de). Vielleicht kann man eDelight am ehesten als Weiterentwicklung der Amazon-Wunschliste verstehen: hier werden jedoch shopübergreifend alle Wünsche und/oder Empfehlungen aller Mitglieder versammelt.
Dabei ist es egal, ob das jeweilige Produkt aus einem Partnershop stammt oder aus einem nicht mit eDelight verbundenen Shop – eingefügt werden kann jeder Artikel. Durch intelligentes Tagging (Verschlagwortung) der gelisteten Produkte ergibt sich eine leistungsfähige Anwendung zur Empfehlung von Geschenken für jeden Typ und Anlass. Für Shops entstehen durch ein Listing keine Kosten.
eDelight
Möglichkeiten für Online-Shops
- Partielles Empfehlen ausgewählter eigener Produkte
- Einbindung eines Empfehlen-Buttons“ auf Produktdetailseite (Anregung an Kunden, Produkte zu empfehlen)
- direkte Anbindung als Partnershop
- Marktforschung, welche Produkte von welchen User empfohlen, bewertet bzw. kommentiert wurden
- Exklusive Aktionen/Werbung innerhalb von Kategorien und/oder Anlässen
Vorteile
- Zusätzlicher Vertriebskanal mit sehr aktiver Community
- Neukundengewinnung bzw. Reichweitenerhöhung durch Listing
- Gezieltes Abverkaufen einzelner (sehr günstig angebotener) Produkte
- besseres Listing in Google durch Links
- Keine Kosten bzw. Gebühren
- Produkte werden von den eigenen Nutzern empfohlen
- Listing unabhängig von Shopgröße oder Popularität.
Stolperfallen
- Produkt-Spamming: Zu viele selbst eingestellte Image werden durch die Community geoutet
- Beim Einsatz von subventionierten Angeboten gegebenenfalls schwer zu kalkuliereden Kosten durch ‚Run‘ auf dieses Produkt
„Menschliche Preissuche“
Dealjaeger (www.dealjaeger.de) geht weniger deutlich in Richtung Empfehlungsliste, ist aber auch eine Meta-Shopping-Hall. Der Fokus liegt dabei nicht auf Empfehlungen oder Wunschprodukten, sondern auf möglichst „günstigen Deals“. Auch hier stellen Nutzer die ihrer Ansicht nach günstigsten Shopangebote auf der Plattform ein. Gleichzeitig sind alle Teilnehmer aufgerufen, noch günstigere Angebote für die empfohlenen Produkte zu finden und somit den Ursprungs-Eintrag zu unterbieten. Im Grunde ist Dealjaeger damit so etwas wie ein Preisvergleichsdienst, der von einer Community von Freiwilligen gepflegt wird.
Um den Nutzern das ‚Einreichen‘ ihrer Tipps einfach zu machen, hat Dealjaeger einen entsprechenden Button für Online-Shops gestaltet (siehe rechts). Den müssen Webhändler nur noch in ihre Shops einbauen, mit einem Klick kann dann ein Produkt bei Dealjaeger gelistet werden. Da der Fokus bei Dealjaeger aber auf dem Preis liegt, lohnt eine Teilnahme nur, wenn man – wenigstens einzelne Produkte – entsprechend billig anbietet. Auch hier entstehen den gelisteten Shops keine Kosten, solange sie nicht mit „subventionierten Angeboten“ arbeiten, um im Listing zu bleiben.
Seid dieser Woche können Internethändler ihre fünf Top-Produkte der sog. Preiskontrolle präsentieren und zur Jagd freigeben. Wenn es den Händlern gelingt, drei ihrer fünf Angebote 48 Stunden lang gegen die Dealjäger-Community zu behaupten, gewinnen sie und werden mit dem Prädikat “Dealjäger-geprüft” prämiert. Dieses Siegel darf der Shop dann öffentlichkeitswirksam auf seiner Homepage promoten und sich so aus der Masse hervorheben.
Dealjaeger
Möglichkeiten für Online-Shops
- Einlisten ausgewählter eigener Produkte
- Einbindung eines "Dealjaeger-Buttons" auf Produktdetailseite (Anregung an Kunden, Produkte zu listen)
- Marktforschung, wo man mit den Preisen im Vergleich zum Wettbewerb steht
Vorteile
- Innovativer Vertriebskanal mit aktuellem First Mover-Vorteil
- Positives Markenimage durch Präsenz auf einer neutralen Empfehlungsplattform
- Höhere Reichweite, mehr Sales durch Listing auf Dealjaeger
- besseres Listing in Google durch Links
- Keine Kosten bzw. Gebühren
- Produkte werden von den eigenen Nutzern empfohlen
- Listing ergibt sich u.a. auf Basis der Nutzerempfehlungen und nicht auf Basis der Shopgröße oder Popularität.
Stolperfallen
- Produkt-Spamming: Zu viele selbst eingestellte Image werden durch die Community geoutet
- Tag-Spamming: Zu viele Tags verschlechtern Image + Listing
- Präsenz bzw. Aufbau der Marke und Dialog mit den Nutzern steht vor Maximierung der Sales
Gewinnspiele mit Wunschprodukten
Eine Mischung von Wunschlisten und Gewinnspiel-Portal ist Yieeha (www.yieeha.de). Ähnlich wie bei eDelight können auch hier die Nutzer Produkte aus Online-Shops in Ihren Profilen sammeln, diese anderen empfehlen und sie sich wünschen. Yieeha aber verstärkt diese Art der Mund-zu-Mund-Propaganda, indem sie den gelisteten Shops ermöglicht, ihre Produkt unter den Yieeha-Usern zu verlosen. Dabei können die Shops definieren, ab wievielen Mitspielern die Gewinne überhaupt erst ausgespielt werden.
Die Incentivierung des Users und der spielerische Charakter der Plattform machen yieeha für User attraktiv. Die Teilnahme lohnt auch hier vor allem für Shops mit innovativen oder besonderen (Long-Tail-)Produkten. Einen möglichen Ablauf skizziert Yieeha so:
"Partner verlost unbekanntes Gadget, 50 User spielen mit, 15 User wünschen sich das Produkt in ihrem yieeha Profil (jetzt verknüpft mit Partnershop), Die 15 Userprofile wurden seitdem über 500mal angeschaut, zusätzlich zeigen 2 User ihre Wünsche in ihrem myspace Profil mit dem yieeha Widget. Außerdem entstand während des Spiels eine lebhafte Diskussion, wer denn das Produkt gewinnen wird und wie cool es ist. 10 User sind beim Partnershop stöbern gegangen und haben sich andere Produkte aus dem Shop gewünscht. 5 haben das Produkt nach der Verlosung gekauft."
Kürzlich startete yieeha eine weitere Marketing-Offensive mit dem "Killer der Woche". Hier wird der virale Gedanke bemüht, indem für ein besonders ‚cooles, abseitiges, oder sonstwie besonderes‘ Produkt ein betont lustiges Video präsentiert wird: Die Videos "sind ungeschnitten, niemals auf Hochglanz poliert und sollen einfach nur Spaß machen".
Yieeha
Möglichkeiten für Online-Shops
- Produkte in der Community verlosen, um Aufmerksamkeit zu erregen (Reichweitenerhöhung)
- Partnerprofil auf yieeha pflegen (besseres Listing in Google durch Links)
- Ein gutes Angebot (Preis) mit dem Spiel verbinden, um den interessanten Point-of-Sale nach Beendigung des Spiels auszunutzen.
- Einbindung eines „Bei yieeha wünschen“ auf Produktdetailseite (Anregung an Kunden, Produkte zu listen)
- Marktforschung, welche (neuen) Produkte besonders gut ankommen
- Präsentation eines Produktes als "Killer der Woche".
Vorteile
- Präsentation und Bekanntmachung des eigenen Produktes
- Nutzung des „viralen“ Effektes unter den Usern (Empfehlungen von Produkten und Shops, Lieblingsshops, etc.)
- Durch Gewinnspiele userfreundlich und imagefördernd werben und dadurch starke Kundenbindung aufbauen.
- Keine Kosten außer dem eigenen Produkt
Stolperfallen
- Initialer Aufwand (Profilerstellung, Produkt starten) und Pflege des Profils.
- Zu wenig ‚coole‘ Produkte finden u.U. zu wenig Gewinnspiel-Teilnehmer
Ein Produkt pro Tag
Ganz dem Konzept des Impulskaufes hat sich Preisbock (www.preisbock.de) verschrieben: Nach dem Motto "Jeden Tag ein neues Produkt" wird täglich ab 9:00 Uhr ein anderes Produkt zu einem besonders attraktiven Preis für Endverbraucher angeboten. Jeder Artikel ist bis zum Abverkauf oder längstens eine Woche lang erhältlich.
Die teilnehmenden Händler profitieren dabei davon, dass sie die herrschende "Schnäppchen-Mentalität" bedienen können, ohne ihre Preisstruktur dauerhaft ändern zu müssen. Das Angebot wird über das Sortiment der teilnehmenden Händler definiert. In den Verkauf gelangt nur qualitativ hochwertige, neue Original-Ware. Geeignet sind dabei Produkte, die eine hohe Akzeptanz in einer möglichst großen Zielgruppe und einen hohen qualitativen Standard besitzen.
Der Preisbock dient für die Kunden somit als Schnäppchenplattform, für die Händler als Marketingplattform zur Neukundengewinnung. Preisbock pusht die Angebote zusätzlich durch einen täglichen Newsletter sowie einen auf das jeweilige Produkt zugeschnittenen ‚Bockcast‘ (ein Lied). Gleichzeitig wird die Neugier und Erwartungshaltung der Kunden gefördert, indem die zukünftigen Angebote bis zum jeweiligen Aktionsstart geheim gehalten werden.
Preisbock
Möglichkeiten für Online-Shops
- Einzelne Produkte über die Plattform verkaufen und dabei die Marketinganstrengungen von Preisbock nutzen
Vorteile
- Präsentation eines Produktes und Bekanntmachung des eigenen Shops (Reichweitenerhöhung, Neukundengewinnung)
- Adressierung der Impulskauf-freudigen Preisbock-Community als Käufergruppe
- Profitieren von Marketingaktivitäten durch Preisbock
Stolperfallen
- Initialer Aufwand
- Produkte mit zu geringer Akzeptanz können floppen – Produkt und Preis müssen zum Impulskauf anregen
- Angebot muss in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, aber nach 24 h (spätestens 7 Tagen) mehr oder weniger abverkauft sein – diese Mengenplanung ist knifflig
"Vermarkten lassen“ in der Mall
Shopstarter tun sich – nicht zuletzt mangels Ressourcen – oft schwer, gleich eigene Wege in Sachen Web 2.0-Werbung zu gehen. Hier kann eine neue Shopplattform helfen, die diverse Marketingmaßnahmen übernimmt. Wie bei realen Shopping-Malls mietet man sich mit anderen Shops gemeinsam unter einem Dach ein und profitiert von der Kundschaft, die vom Gesamtangebot in die Mall gezogen wird. Dieses Offlinekonzept wurde mit ‚Tradoria‘ (www.tradoria.de) nun online umgesetzt. Hier betreibt man seinen Shop unter dem Dach (und mit der Anwendung) von Tradoria und profitiert vom zentralen Marketing, das von Afiliates bis zu Shop-Widgets und Wunschlisten gleich einen ganzen Strauß von Community-wirksamen Aktivitäten entfaltet.
Kürzlich startete myTradoria, das Partnerprogramm von Tradoria. Neben klassischen Werbemitteln (Werbebanner, Text- und Bildlinks) und Widgets (die in Kürze starten) bietet myTradoria vor allen Dingen die Möglichkeit, sich als Nutzer einen eigenen myShop anzulegen.
Damit können Partner (z.B. Betreiber von Themenseiten, Diskussionsforen oder Blogs), sich mit nur wenigen Klicks und ohne Programmierkenntnisse einen eigenen, professionellen Online-Shop einzurichten und darin Produkte aus dem Produktsortiment von Tradoria anzubieten. Bestellt ein Kunde in einem myShop, erhält der Partner die für die bestellten Produkte angegebene Provision. Die Abwicklung der Bestellung erfolgt über Tradoria.
Da Tradoria als Fullfillment-Dienstleister fungiert bieten sich weitere Vorteile. So garantiert Tradoria Rechtssicherheit, da die AGB geprüft und verbindlich vorgegeben sind, das gesamte Payment läuft über Tradoria und die Händler können dank Rahmenverträgen mit DHL besonders günstige Konditionen nutzen.
tradoria
Möglichkeiten für Online-Shops
- Einrichtung von Shops über die Plattform und dabei weitgehende Fullfillment-Dienstleistungen sowie Marketingmaßnahmen nutzen
Vorteile
- Schnelle Realisierung eigener Shops
- Profitieren von weitreichenden Fullfillment-Dienstleistungen (bis hin zur Ausfallgarantie) und Versandvorteilen
- Integration in bestehende Kundschaft/Community
- Profitieren von vielfältigen Marketingmaßnahmen und Social-Shopping-Elementen
- Geringes Risiko, da keine Grundkosten anfallen, sondern nur Verkaufsprovisionen
Stolperfallen
- Da gerade erst gestartet, kann die Kundenstruktur noch nicht so gut eingeschätzt werden (passt evtl. nicht zu jedem Angebot)
- Verkaufsprovision muss einkalkuliert werden (dafür entfallen andere Kosten von Stand-alone-Shops)
- ‚Nachbarshops‘ können „Konkurrenz vor der Tür“ bedeuten
- Strikte Vorgaben hinsichtlich z.B. AGB
- Kaum Möglichkeiten zu eigener Markenbildung
Fazit
Mit den vier vorgestellten Portalen sind die Spielarten des Social-Shoppings sicherlich noch lange nicht ausgereizt. Dennoch zeigen die Beispiele bereits eine Bandbreite der Möglichkeiten für kleinere und mittlere Online-Shops, von Social-Shopping-Communties zu profitieren.
Als Marketingmaßnahme zur Reichweiten-Erhöhung taugen die Portale mindestens, je nach Projekt ergeben sich weitere unterschiedliche Vorteile. Gleichzeitig können die Empfehlungslisten auch als Marktforschungsinstrumente genutzt werden. Dabei sollte man jedoch im Hinterkopf behalten, dass die einzelnen Communities unter Umständen spezielle Kundenstrukturen widerspiegeln. Die Unwägbarkeiten bei der Steuerung solcher Communities und von Impulskauf-Aktionen können zudem Schwierigkeiten bei der Artikel-Disposition mit sich bringen. Auch liegen über die ‚Treue‘ (Kundenbindungsfaktor) von Kunden, die über solche Plattformen gewonnen wurden, noch wenig Erfahrungen vor.
Solange es bezahlbar oder sogar kostenlos ist, können sich Shopbetreiber also über jedes ihrer Produkte freuen, das in öffentliche Merk-, Wunsch- und Empfehlungslisten übernommen wird. Um solche Aktivitäten bei den Kunden zu bewerben und fördern, können (und sollten) entsprechende Buttons in die Artikel-Detailansichten der Shops eingebunden werden.
Wer noch an Start seines Onlineshops steht oder seine eigenen Aktivitäten möglichst auf Wareneinkauf und Versand konzentrieren möchte, findet im Konzept der Shopping-Mall eine interessante Möglichkeit. Hier kann der Händler nicht nur seine Fullfillment- und Marketingmaßnahmen weitgehend abgeben und von der über alle angeschlossenen Shops generierten Kundenströme profitieren. Die Mall bietet auch eine Fülle von Web 2.0- und Service-Features, die für einen einzelnen Shop aufzubauen schwer fallen würde.
shopanbieter.de Blog für den Onlinehandel meint
In unserer losen Interviewreihe "Leute des E-Commerce – 7 Fragen, 7 Antworten" befragten wir diesmal Peter Ambrozy von edelight.Edelight ist ein Social-Shopping-Portal, hier stellen Nutzer ihre favorisierten Produkte vor. Die Funktionsweise erlä
shopanbieter.de Blog für den Onlinehandel meint
Vor zwei Jahren stellten wir in einer Artikelreihe Social Shopping-Portale vor, die Shophändler als Marketingplattformen nutzen konnten. Inwiefern aber solche Plattformen sich auch umsatztechnisch wirklich lohnten, war auch Mitte letzten Jahres noch umstr