250 Millionen US-Dollar investiert die chinesische Finanzgruppe Hillhouse Capital in das Open-Source-Shopsystem Magento. Das hat sich im letzten Jahr zur am häufigsten genutzten E-Commerce-Plattform der USA gemausert. 90 Prozent der User nutzen allerdings die kostenlose Community-Edition.
Seit ebay im Sommer 2015 die eher lieblose Zweckgemeinschaft mit Magento aufgelöst und das Open-Source-Shop-System verkauft hat, ist bei Magento viel passiert. Die deutlich verbesserte Version Magento 2 wurde auf den Markt gebracht, der Magento Marketplace eingeführt, mit dem Händler neue Funktionen von externen Anbietern schnell in ihre eigene Plattform integrieren können und die Software insgesamt vereinfacht, so das einfache Projekte theoretisch binnen weniger Entwicklertage live gehen können. Über 250.000 Unternehmen weltweit nutzen demnach aktuell Magento für ihr Online-Business. In den USA ist das System die am häufigsten genutzte E-Commerce-Plattform, auf die auch Dickschiffe wie die Elektronik-Kette Best Buy aufsetzen.
Soviel Vorwärtsdrang wurde jetzt in einer aktuellen Finanzierungsrunde belohnt: Die chinesische Management-Firma Hillhouse Capital Group stieg als Neu-Investor ein und versah das Open-Source-System mit einer Finanz-Spritze von 250 Millionen US-Dollar – zu einer Bewertung von satten 700 Millionen US-Dollar. Durchaus ein Pfund angesichts der Tatsache das 90 Prozent der Magento-User nichts für die Nutzung der Software bezahlen, sondern ihren Shop auf Basis der kostenlosen Community-Edition betreiben. Die Fabel-Bewertung passt allerdings zum aktuellen Trend, der auch die Millionendeals rund um Shopify, Demandware und Stephan Schambachs NewStore einschließt.: Shop-Technologie wird derzeit hoch gehandelt, wie Jochen Krisch auf Exciting Commerce zusammenfasst.
Viel Licht wirft auch Schatten: Kritik aus der verunsicherten Community
Bei aller Begeisterung über die Millionenbewertung und die rasende Geschwindigkeit des Magento-Schnellboots sollte nicht vergessen werden, dass auch das eigentlich gute Magento-Jahr 2016 seine Tiefen hatte: Vor allem die Einführung von Magento 2 stieß auf Kritik aus der Nutzerschaft: Zu schnell, zu überhastet sei die neue Version auf den Markt geworfen worden, hieß es, die Foren überschlugen sich mit Bug- und Fehlermeldungen. Auch die die Vereinfachung des Systems wurde von mancher Seite kritisiert; schließlich sei doch gerade die hohe Anpassbarkeit, die vielen Individualisierungsmöglichkeiten das entscheidende Asset des Systems. Zuletzt bestand nach der Einführung von Magento 2 auch Unsicherheit darüber, ob die kostenlose Community Edition des Systems langfristig weiter entwickelt werden würde. Auch die Sicherheitslücken in Magento sind immer wieder ein Thema.
2017: Mehr Personal, mehr Expansion, mehr Omnichannel
Diese Unsicherheiten will Magento 2017 nun hinter sich lassen. Das OS-System will seine internationale Expansion vorantreiben – vor allem in Asien dürfte der neue Investor einige Türen öffnen. Mehr Personal für Vertrieb, Kundenservice und das Account-Management soll zu einer besseren Kundenbetreuung führen und Probleme beim Einrichten und Verwalten der Software schneller ausräumen – das dürfte vor allem die User-Community gern hören. Aber auch der Ausbau des System von einem Shop-System zu einer kanalübergreifenden Commerce-Plattform wollen die Magento-Macher – ganz im aktuellen Omnichannel-Zeitgeist – in diesem Jahr vorantreiben.
Bild: Magento